19.03.2008 - 10 Finanzierung Lindenstraße 54
Grunddaten
- TOP:
- Ö 10
- Gremium:
- Ausschuss für Finanzen
- Datum:
- Mi., 19.03.2008
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- Fachbereich Kultur und Museum
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Die
Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:
Finanzierung
Lindenstraße 54
Die Gedenkstätte Lindenstraße 54 bleibt zunächst auch Teil
des Potsdam-Museums und wird durch die Museumsleitung organisatorisch und
inhaltlich weiter geführt. Mit dem Auszug der Denkmalpflege ergab sich im 3.
Quartal 2007 die Chance, das gesamte Haus als Gedenkstätte zu nutzen. Durch die
neu eingesetzte Gedenkstättenkoordinatorin werden zur Zeit neben der
Initiierung und Durchführung von Veranstaltungsreihen, der Mitwirkung an der
Erarbeitung wissenschaftlicher Dokumentationen und dem Ausbau von Kooperationen
mit Gedenkstätten und wissenschaftlichen Einrichtungen, alternative
Organisationsformen und Betreibermodelle für die Gedenkstätte geprüft.
Inhaltliche
Ausrichtung
Das Gesamtkonzept der Darstellung der Geschichte des Hauses
Lindenstraße 54 wird in fünf Ausstellungsmodule unterteilt.
Dieses kann graduell umgesetzt werden, da sich der Stand
der Vorarbeiten für die einzelnen zeitlichen Abschnitte deutlich unterscheidet.
Die räumliche Trennung und Abgrenzung der verschiedenen Ausstellungsbereiche
begünstigen diese Vorgehensweise.
Die Schülerprojektwerkstatt soll aus ihrer räumlich
beengten Situation an den Standorten Voltaire-Gesamtschule und Gefängnisbau
herausgeführt und ab dem 3. Quartal 2008 ausschließlich im Vorderhaus der
Gedenkstätte mit 2 Klassenräumen und Vorbereitungszimmer untergebracht werden.
Ausstellungsmodule:
1734
– 1933 (Modul 1, noch umzusetzen): Die Lindenstraße 54 geht auf ein
barockes Stadtpalais mit zugehöriger Stallanlage zurück, das Friedrich Wilhelm
I., von 1734 bis 1737 in holländischer Rohziegelbauweise errichten ließ. Das
Haus diente zunächst als „Kommandantenhaus“ später als französisches
Pferdelazarett und schließlich seit 1809 als erster Tagungsort der Potsdamer
Stadtverordnetenversammlung. Seit 1820 war hier das Stadtgericht untergebracht,
als kaiserliches Amtsgericht und Untersuchungsgefängnis erfuhr es einen letzten
größeren Umbau im Jahr 1910.
1933
– 1945 (Modul 2, noch umzusetzen): Während der NS-Zeit wurde diese
Haftanstalt zu einem politischen Gefängnis und das Gerichtsgebäude im
Vorderhaus zu einem Ort politischer Justiz. Hier verurteilte ein
Erbgesundheitsgericht Menschen zur Zwangssterilisation, hier waren politische
Gegner des NS-Systems inhaftiert, die in Potsdam von einem Senat des
Volksgerichtshofes verurteilt wurden – zu hohen Zuchthausstrafen oder zum Tod.
1945
– 1952 (Modul 3, im Februar 2007 eröffnet): Nach 1945 führte die
sowjetische Besatzungsmacht die grausame Geschichte willkürlicher politischer
Justiz und Verfolgung fort. Mit der Beschlagnahme des Gefängnisses im Sommer
1945 richtete der sowjetische Geheimdienst ein Untersuchungsgefängnis ein und
ließ hier von einem Sowjetischen Militärtribunal die Urteile gegen die
Inhaftierten fällen. Die von 1945 bis 1952 eingesperrten Menschen wurden
zumeist zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt, nicht wenige jedoch auch
zum Tode.
1952
– 1989 (Modul 4, im Februar 2007 eröffnet): Am 18. August 1952 übergab der
sowjetische Geheimdienst das „Lindenhotel“ an das Ministerium für
Staatssicherheit. Während der folgenden 37 Jahre waren die an diesem Ort
eingesperrten Frauen und Männer den menschenrechtswidrigen Haftbedingungen und
Verhörmethoden der Staatssicherheit schutzlos ausgesetzt.
Erst die von der friedlichen Revolution
des Herbstes 1989 erzwungene Amnestie vom 27. Oktober 1989 beendete die
Inhaftierung aus politischen Gründen in der DDR. Die letzten politischen
Häftlinge des „Lindenhotels“ wurden vermutlich bis zum 11. November 1989
entlassen.
1990 (Modul 5, noch
umzusetzen): Am 5.
Dezember 1989 beschleunigten Potsdamer Bürgerrechtler mit einer Besichtigungs-
und Kontrollaktion der MfS-Bezirksverwaltung und des Stasi-Gefängnisses den
Auszug und das Ende der Staatssicherheit. Im Januar 1990 übernahmen die neuen
Bewegungen und Parteien das „Lindenhotel“ als ihr Potsdamer „Haus der Demokratie“.
Durch das demokratische Engagement, das sich in diesem Haus jetzt
organisatorisch konzentrierte, wurde der friedliche Umbruch in der DDR, auch in
Potsdam unumkehrbar.
Die noch
nicht umgesetzten Ausstellungsmodule sollen (abhängig von den Bauarbeiten) in
den Jahren 2008 (Modul 2) und 2009 (Modul 1 und 5) realisiert werden.
Honorar- und Projektmittel
2008 stehen erstmalig
insgesamt 60 T€ Honorar- bzw. Projektmittel ausschließlich für die Gedenkstätte
zur Verfügung.
Davon werden 20 T€ für die
Erarbeitung des Ausstellungsmodul zur NS-Geschichte eingesetzt. 2009 würden
diese Summen analog für die Module 1 und 5 eingesetzt werden.
Für die
Gedenkstättenkoordination und die
Erarbeitung eines grafischen Konzepts sind insgesamt 40 T€ angesetzt.
Sachkosten
2008
werden erstmalig zusätzlich 10 T€ Sachmittel veranschlagt.
Davon
werden im einzelnen 7 T€ für Dokumentationsprojekt zur MfS-Geschichte
(Eigenanteil der Stadt um Mittel in gleicher Höhe vom MWFK einwerben zu können)
und 3 T€ für vorbereitende Arbeiten zur Erstellung eines Audioguides verwendet.
Öffentlichkeitsarbeit
Die bestehende Öffentlichkeitsarbeit, für die 12 T€ im
Haushalt vorgesehen sind, wird weitergeführt und ausgebaut. Die thematischen
Führungen werden weiterhin durch die vom Potsdam-Museum engagierten Referenten
angeboten.
Betriebskosten
/ Miete
Zur Zeit
beträgt die Miete in dem vom Potsdam-Museum als Gedenkstätte genutzten
Gebäudeteil 6.600,-€ . Dazu kommen derzeit 19.890,-€ Betriebskosten.
Werden
nach Abschluss der Bauarbeiten voraussichtlich ab 2009 die ehemaligen Räume
Denkmalpflege mitgenutzt, so ergeben sich nach ersten Angaben des KIS
Gesamtkosten (Miete und Betriebskosten) von 165 T€ jährlich. Diese Positionen
befinden sich noch in Prüfung. Die Erhöhung ist noch nicht im Haushalt
dargestellt.
Investitionen
Für museumsspezifische Erwerbungen, z.B. Vitrinen, im
Rahmen der Realisierung der noch fehlenden drei Ausstellungsmodule, ist
erstmalig im HH 2009 eine Summe von 10 T€ vorgesehen.
Zur Neuordnung des gesamten Erdgeschossbereiches für eine
öffentliche Gedenkstättennutzung sind ab 2008 215 T€ vorgesehen.
Personelle
Ressourcen
In 2008 ist erstmals eine Gedenkstättenkoordinatorin in der
Lindenstr. 54 eingesetzt. Eine Personalentwicklungskonzeption für die Gedenkstätte
wird in Zusammenhang mit dem Personalkonzept für das Potsdam-Museum erarbeitet
und präsentiert.
Anlagen zur Vorlage
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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16,5 kB
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