05.09.2001 - 3 Videoüberwachnung in der Stadt Potsdam - eingel...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 3
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 05.09.2001
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Der
Polizeipräsident, Herr Detlef von Schwerin, stellt Herrn Neumann als
polizeilichen Direktor und Leiter der Projektgruppe Videoüberwachung vor. Im
Weiteren gibt er eine kurze Erläuterung zur Thematik "Videoüberwachung
öffentlich zugänglicher Straßen und Plätze zu präventiven Zwecken", welche
nach der Novellierung des Polizeigesetzes möglich ist. Die Erfahrungen aus dem
Pilotprojekt über 6 Jahre werden gesammelt und dem Landtag zur Verfügung
gestellt.
Anschließend
werden Videoaufnahmen zur o.a. Thematik vorgeführt.
Herr
Neumann gibt dann einen kurzen zeitlichen Abriss bezüglich des Antrages zur
polizeilichen Videoüberwachung am Potsdam-Center/Hauptbahnhof. Das Ministerium
des Innern habe bislang noch keine Entscheidung getroffen. Wenn diese getroffen
ist, kann mit den Aufnahmen noch in 2001 begonnen werden.
Herr
Neumann gibt im Weiteren eine Erläuterung zum Begriff "Lagekenntnis"
und informiert über die Entwicklung der Kriminalität am Potsdam-Center.
In der sich
anschließenden Diskussion äußert Herr Dr. Scharfenberg u.a. seine Bedenken
hinsichtlich des Eingriffes in Grundrechte und stellt die Frage, ob es wirklich
erforderlich ist, zum Mittel der Videoüberwachung zu greifen. Seines Erachtens
hätte der Einsatz der Polizei vor Ort dieselbe Wirkung und wäre dazu noch
kostengünstiger. Der in den Erläuterungen herangezogene Vergleich zu Leipzig
erscheine ihm nicht angebracht.
Wie Herr
Neumann u.a. dazu ausführt, beobachte ein Polizist 6 Bildschirme. Die
Videoüberwachung stelle für die Täter ein größeres Risiko dar, weil auf diese
Weise strafbare Handlungen im Strafverfahren als Beweismittel eingebracht
werden können. Der Beamte, der die Bildschirme beobachtet, darf erst dann
zoomen, wenn er eine strafbare Handlung feststellt. Bestätigt sich der Verdacht
nicht, dann sind die Aufnahmen unverzüglich zu löschen. Die sonstige
1-Monats-Frist diene nur dem Strafverfahren.
Im
Weiteren werden von Polizeipräsident Herrn Detlef von Schwerin und Herrn
Neumann Fragen der Hauptausschussmitglieder zur Lösung von Videoaufnahmen,
deren Missbrauch etc. beantwortet.
Abschließend
übergibt Polizeipräsident Herr Detlef von Schwerin dem Oberbürgermeister ein
schriftliches Informationsmaterial zum Pilotprojekt "Polizeiliche
Videoüberwachung öffentlich zugänglicher Straßen und Plätze zu präventiven
Zwecken; hier: Potsdam-Center/Hauptbahnhof" sowie ein dazugehöriges Video.
Antrag
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Frau Saskia Hüneke,
zur
Behandlung der Angelegenheit "Vorfälle nach dem Pokalspiel am 25. August
2001 am besetzten Haus Rudolf-Breitscheid-Str. 6"
dazu Anhörung der Betroffenen des o.g.
Hauses, des Oberlinhauses und der Polizei einschließlich Vorführung des während
der Räumung beschlagnahmten Videos
Frau
Hüneke begründet nochmals das Ansinnen des Antrages. Sie möchte eine klare
Information der Mitglieder des Hauptausschusses, ohne eine Bewertung vornehmen
wollen.
Wie Herr
von Schwerin anschließend u.a. ausführt, habe er persönlich eine
Untersuchungsgruppe eingesetzt. Dazu habe ein erster Zwischenbericht
vorgelegen. Es seien verschiedene (Polizeivideoaufnahmen und beschlagnahme
Videoaufnahmen) Videoaufnahmen ausgewertet worden. Einen entsprechenden Auszug
habe er heute mitgebracht. Im Vorfeld dazu gibt er eine Erläuterung zu den
Vorwürfen, die sich in drei Abteilungen teilen.
Anschließend
werden die Videoaufnahmen vorgeführt. Herr von Schwerin gibt dazu auch noch
einige Erläuterungen. Wie er u.a. anmerkt, gibt es zu den Videoaufnahmen auch
noch einige wichtige Zeugenaussagen, insbesondere von den Personen, die sich im
Bus befanden.
Herr von
Schwerin legt dann seinerseits die Geschehnisse dar.
Anschließend
stellt Herr Staade, ein Vertreter des betroffenen Hauses in der
Rudolf-Breitscheid-Straße, aus seinem Erleben, die Abläufe am 25.08.2001 dar
und richtet am Ende eine Reihe Fragen an Herrn von Schwerin, was die Bewachung,
den Zugang etc. des Hauses Rudolf-Breitscheid-Str. 6 betreffe sowie eine Frage
an die CDU-Fraktion bezüglich einer Verlautbarung in der Presse. Er stellt im
Weiteren die Frage, warum keine Personalien von den Hertha-Fans aufgenommen
wurden, verweist auf die Beschlagnahme von persönlichen Eigentum und stellt
abschließend die Frage, warum persönliche Videoaufnahmen zuerst der Presse
gezeigt wurden und Behauptungen ohne Begründung in die Öffentlichkeit getragen
wurden.
Herr von
Schwerin geht im Späteren auf einzelne Fragen ein.
Im
Weiteren äußern der Oberbürgermeister und Mitglieder des Hauptausschusses, wie
Herr Kruschat, Frau Hüneke, Frau Platzeck, Herr Dr. Scharfenberg, Herr Kapuste
und Herr Mühlberg, ihre Zweifel und Bedenken hinsichtlich der Notwendigkeit
bzw. der Verhältnismäßigkeit des Vorgehens der Polizei. Es werden u.a. Fragen
gestellt zum Sicherheitskonzept der Polizei, d.h. warum z.B. trotz Ankündigung
rechtsextremistischer Elemente im Internet die Hertha-Fans am Haus
Rudolf-Breitscheid-Straße vorbeigeführt wurden. Frau Hüneke kritisiert, dass zu
wenig Präventionsmaßnahmen im Vorfeld des Spieles getroffen wurden und wirft
die Frage auf, wie die Polizei mit derartigen Vorkommnissen umgehe, ob sie
geschult werden.
Herr
Kapuste weist bezüglich der von Herrn Staade angesprochenen Verlautbarungen der
CDU in der Presse darauf hin, dass diese nicht von ihm seien. Im Weiteren weist
er den Vergleich von Polizei und Rechtsextremisten auf einem in der Stadt
verteilten Plakats aufs Schärfste zurück.
Herr
Mühlberg nimmt Bezug auf eine Verlautbarung der Polizeigewerkschaft, wonach die
Deeskalationspolitik der Stadt gescheitert sei. Er betont, dass man nach wie vor
die Deeskalationspolitik fortsetzen wolle.
Herr von
Schwerin geht im Weiteren auf einzelne der angesprochenen Fragen von Herrn
Staade und den Mitgliedern des Hauptausschusses ein.
Zur
Deeskalationspolitik führt er aus, dass er sich zu der Äußerung des Vertreters
der Polizeigewerkschaft nicht äußern könne, jedoch arbeite die Polizei seit 10
Jahren mit der Stadt zusammen und diese Zusammenarbeit sei gut gelaufen und
insoweit gehe man mit der Stadt auch weiter in diese Richtung.
Hinsichtlich
des angesprochenen Sicherheitskonzepts, war die Rudolf-Breitscheid-Str. 6 nicht
der erste Konfliktpunkt, sondern die Fan-Gruppen, die es zu trennen galt. Die
Rudolf-Breitscheid-Str. 6 habe bislang kein Grund der Besorgnis gegeben. Die
Gruppe der Hertha-Fans sollte auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses
Rudolf-Breitscheid-Str. 6 – hinter dem Gleisbett der Straßenbahn, gelenkt
werden, dies sei jedoch nicht gelungen.
Wie er
weiter ausführt, seien auch Hertha-Fans festgenommen worden. Er verweist
darauf, dass die Zeugenaussagen hinsichtlich der Vorwürfe eindeutig gewesen
seien. Er berichtet, was bei der Durchsuchung des Hauses
Rudolf-Breitscheid-Str. 6 an gestohlenen Gegenständen festgestellt worden sei.
Die angesprochene Festplatte sei wegen des Diebstahlverdachts mitgenommen
worden. Für die Abschaltung des Stroms, Mietvertrag etc. sei die Polizei nicht
zuständig. Herr von Schwerin gibt Frau Hüneke recht, dass solche Begriffe wie
"Zecke" und "Schlampe" von Polizisten nicht gemacht werden
sollten. Seines Erachtens seien diese Begriffe auch nicht gesagt worden.
Der
Oberbürgermeister bedankt sich abschließend bei allen zu diesem
Tagesordnungspunkt anwesenden Gästen für die umfangreiche und sachliche
Darstellung von beiden Seiten. Es seien eine Reihe von Fragen offen geblieben.
Eine Klärung/Bewertung könne im Hauptausschuss nicht vorgenommen werden. Die
Verfahren dazu laufen.
Es wird
der Vorschlag festgehalten, im Hauptausschuss das Sicherheitskonzept von Stadt,
Polizei und SV Babelsberg 03 zu diskutieren.