11.04.2007 - 2 Sicherheitsgespräch mit dem Polizeipräsidenten
Grunddaten
- TOP:
- Ö 2
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 11.04.2007
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßt der Oberbürgermeister
den Polizeipräsidenten Herrn Küpper und Herr Marshall vom Schutzbereich
Potsdam. Anhand visueller Darstellungen, die allen Mitgliedern des
Hauptausschusses schriftlich vorliegen, erläutert Herr Marshall die Entwicklung
der Straftaten in der Stadt Potsdam 2004/2005/2006 und geht dabei u.a. auf
Straftaten mit erhöhter Zunahme der Deliktzahlen, Straftaten mit erhöhtem
Rückgang der Deliktzahlen, die Kriminalitätsbelastung im Vergleich der Städte
Potsdam, Cottbus, Frankfurt (O) und Brandenburg, Schwerpunkte im
Kriminalitätsgeschehen, die Tatverdächtigen- und Bevölkerungsstruktur, die
Opferstruktur sowie die
Verkehrsunfalllage ein.
Anschließend werden die Nachfragen seitens der
Hauptausschussmitglieder beantwortet. Frau Dr. Müller fragt bezüglich des
Projektes der „TOP TEN“, nach den Partnern, den Trägern und danach, wer über
die Teilnahme an diesem Projekt entscheide. Herr Marshall verweist darauf, dass
für dieses Projekt Jugendliche
nach ihrer Entwicklungsprognose und der „Qualität der Straftat“ ausgewählt
werden und wo noch Einflussmöglichkeiten bestehen. Initiiert wurde dies von der Polizei und sie involviere
die Staatsanwaltschaft, den Täter-Opfer-Ausgleich, die Jugendhilfe, evtl.
Ausbilder oder Familienhelfer – also alle, die Einfluss haben. In regelmäßigen
Treffen gebe es Einzelfallbesprechungen und konkrete Festlegungen.
Herr Dr. Scharfenberg bedankt sich für den umfassenden
Bericht und fragt nach aktuellen Untersuchungen zum subjektiven
Kriminalitätsempfinden, den Vorbereitungen und Auswirkungen der vorgesehenen
Schließung der Wache Nord sowie den Schlussfolgerungen bezüglich der
Videoüberwachung am Potsdamer Hauptbahnhof. Frau Dr. Schröter fragt nach der
Auswahl und den Prinzipien der Geschwindigkeitsüberwachung, da man den Eindruck
haben könne, dass dort gemessen werde, wo keine Behinderungen oder Gefährdungen
zu erkennen seien. Frau Paulsen will wissen, ob es Erhebungen darüber gebe,
welche Unfälle durch Radfahrer verursacht werden. Herr Heinzel bezieht seine
Nachfrage auf die in den Medien oft zu lesende Kritik an der Polizei und fragt,
ob das Ansehen dieser gestiegen oder gefallen sei.
Herr Küpper geht in der Beantwortung der Fragen eingangs auf
das Ansehen der Polizei ein und verweist darauf, dass die letzte diesbezügliche
Umfrage des Innenministeriums 2002 durchgeführt und für die Polizei „gute
Ergebnisse“ erzielt wurden. Seit dem wurde dies wegen des hohen Aufwandes und
der Kosten nicht wiederholt. Gleiches gelte auch für das subjektive
Sicherheitsempfinden, welches mit der vorgenannten Erhebung ebenso im Jahr 2002
abgefragt wurde. Bezüglich der Beschwerden über die Standorte zur
Geschwindigkeitsüberwachung betont Herr Küpper, dass seitens der Polizei nicht
geduldet werde, dass die Verkehrsregeln durch die Verkehrsteilnehmer gemacht
werden. Bei der Bestimmung der Standorte sei es egal, ob es sich um
Unfallschwerpunkte, Kitas oder Schulen handele; die Verkehrsregeln gelten
überall und daran haben sich auch alle zu halten. Herr Marshall ergänzt die Ausführungen und betont, dass diese
Überwachung das Ziel habe, die Verkehrsunfälle insgesamt zu senken.
Bezüglich der vorgesehenen Schließung der Wache Nord (ca.
August/September d.J.) gebe es seitens der Bevölkerung kaum eine Resonanz. Da
das Personal in die Wachen Mitte (zu 90 %) und die Wache Babelsberg (zu 10 %)
integriert und die Struktur der
beiden Wache etwas verändert werden, habe das für die Potsdamer keine spürbaren
Auswirkungen. Für die Wache Mitte sei darüber hinaus ein Umzug in die Berliner
Straße geplant. Er schätze diese
Maßnahmen eher als einen Gewinn für Potsdam ein, da man dann bessere
„Führungs-spannen“ habe.
Im Weiteren bittet Herr Schüler, auf die Nachfrage zu den
Kritiken an der Polizei näher einzugehen. Frau Bankwitz meint, dass die Frage
der Geschwindigkeitsübertretungen nur quantitativ dargestellt worden sei und
sie nach wie vor den Eindruck habe, dass dies dort getan werde, „wo es sich
lohne und Einnahmen akquiriert“ werden können. Bezüglich der Radfahrer sei sie
froh, dass diese flexibel reagieren, weil ansonsten die Gefährdung noch höher
sei. Frau Kirchner fragt nach, wie hoch der Anteil bei Körperverletzungen sei,
die durch häusliche Gewalt verursacht werden. Darüber hinaus empfiehlt sie, die
Opferstruktur in Bezug auf die Taten darzustellen, weil sonst ein gefälschtes
Bild entstehen könne. Zu der Kritik an der Polizei verweist sie darauf, dass es
nicht darum gehe, die Überschreitung gesetzlicher Grenzen zu legalisieren,
sondern um das Verhalten und Auftreten der Polizei.
Die erbetenen statistischen Angaben, so Herr Marshall, werde
er nachreichen, bittet aber für folgende Berichterstattung darum, spezielle
Bedarfe an statistischen Angaben im Vorfeld zu signalisieren. Die erbetenen
Zahlen liegen vor; eine Berichterstattung zu allen Statistiken würde jedoch den
Rahmen sprengen.
Herr Küpper merkt im Weiteren an, dass es immer dann Kritik
und starke Beschwerden gebe, wenn die Polizei repressiv vorgehe. Diese Kritiken
werden auch ausgewertet und geprüft; in der Regel sei aber festzustellen, dass
der Ermessensspielraum durch die Beamten genutzt wurde; die Akzeptanz aber bei
den Betroffenen nicht da sei. Sollte es dennoch zu Fehlverhalten kommen, werde
dem auch nachgegangen – allerdings könne er nicht „befehlen“, Fehlverhalten
oder Gesetzesüberschreitungen zu tolerieren.
Auf die Nachfragen von Herrn Gohlke, wie oft es zu Unfällen
auf der Humboldtbrücke gekommen sei und wie viele davon mit Personenschaden
verbunden waren, antwortet Herr Marshall, dass er die Zahlen nachreichen werde
und nochmals unterstreiche, dass die Polizei nicht erst bei einer Häufung von
Unfällen aktiv werde, sondern es bei Maßnahmen der Geschwindigkeitsüberwachung
um Regeltreue und die Senkung der durchschnittlichen Geschwindigkeiten gehe.
Herr Gohlke erwidert, dass ihm der Zusammenhang zwischen einer Gefährdung und
der entsprechenden Polizeimaßnahme nicht klar sei. Baustellen, so Herr
Marshall, seien hohe Gefahrenquellen und dort erfolgen generelle
Kontrollüberwachungen. Es gebe keinen Grund, warum sich Autofahrer nicht an
Geschwindigkeitsbegrenzungen halten – hier werde vorbeugend gehandelt.
Abschließend stellt Herr Krause fest, dass keiner die
Sicherheit eines rechtsfreien Raumes haben dürfe, weil sonst eine
Strafverfolgung keinen Sinn habe.
Danach äußert sich Herr Voehse, Sozialarbeiter vom Babelsberger
Fanprojekt, zu den Presseartikeln, in denen am Vorgehen und dem Ermessen der
Polizei Kritik geübt wurde (siehe PNN vom 16.03.07 und 23.03.07 und MAZ vom
23.03.07). Anschließend führt Herr
Küpper dazu aus, dass sich die Vorschriften für das Vorgehen der Polizei aus
langjährigen Erfahrungen ableite und erläutert die Vorgehensweise. Im Weiteren
werden die Ereignisse und Vorgänge bezüglich der Auflösung einer unangemeldeten
Demonstration auf dem Luisenplatz erläutert.
Abschließend
bedankt sich der Oberbürgermeister für die gute Zusammenarbeit, die auch
zukünftig Ziel zwischen Stadt und Polizei sein solle. Dem schließt sich Herr
Küpper an und würdigt die faire Zusammenarbeit in Potsdam sowie die „offene
Runde“ im Hauptausschuss.