27.06.2007 - 14.1 Freizeitbad
Grunddaten
- TOP:
- Ö 14.1
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 27.06.2007
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:05
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Der Oberbürgermeister berichtet über die telefonische
Information des Wirtschaftsministers, dass eine Förderung des Freizeitbades
nicht erfolgen werde, weil das Bad keine touristische Infrastrukturmaßnahme
sei. Der schriftliche Bescheid werde in den nächsten Wochen erwartet. Er habe
mit dieser Begründung nicht gerechnet, weil die Förderfähigkeit diesbezüglich
nie in Frage gestanden habe und er sei auch deshalb „fassungslos“, weil die
Prüfung der Förderfähigkeit normalerweise zu Beginn und nicht wie hier zum Ende
geführt werde. Damit sei eine Errichtung eines Freizeitbades nun grundsätzlich
nicht mehr möglich, weil der ursprüngliche Antrag aus dem Jahr 2004 stamme und
sich jetzt die Förderbedingungen geändert haben. Nun gelte es, die bestehende
Schwimmhalle zu sanieren, aber nicht in Richtung eines Freizeitbades. Dazu
wurden erste Kalkulationen vorgenommen und jetzt wolle er mit den
Stadtverordneten in´s Gespräch kommen, um das „Wie“ zu klären. Handlungsdruck
entstehe durch die im April 2008 auslaufende Genehmigung bezüglich des Daches
der Schwimmhalle „Am Brauhausberg“.
Herr Schüler meint, ihn habe die Entscheidung des
Wirtschaftsministers nicht überrascht; überrascht hätte ihn die Begründung, es
fehle die Infrastruktur-entwicklung. Das hätte viel früher festgestellt werden
können und so solle auch eine Prüfung des Schadensersatzes auf dem Wege der
Amtshaftung geprüft werden.
Der Oberbürgermeister betont, dass es bei allen Schritten
eine enge Abstimmung mit der ILB und dem Wirtschaftsministerium gegeben habe
und seitens der Stadt „nichts verschwiegen“ wurde. Die Planungsleistungen und
die Flächenräumung sei erst in Auftrag gegeben worden, als seitens der ILB ein
vorzeitiger Maßnahmenbeginn signalisiert wurde; sicher auch in dem Bewusstsein,
ein Risiko einzugehen, weil der endgültige Förderbescheid ausstehe.
Herr Dr. Scharfenberg verweist darauf, dass das Vorhaben von
Anfang an umstritten gewesen sei und man mit einem Scheitern des Vorhabens
rechnen müssten. Seine Fraktion habe von Beginn an gesagt, dass es eine
Entscheidung zwischen „alles“ oder „nichts“ sein werde und nun habe man
„nichts“. Entscheidungen hätten auch immer etwas mit Verantwortung zu tun und
diese dürfe sich nicht im „Nichts auflösen“, sondern der Oberbürgermeister
müsse zu seiner Verantwortung stehen. Jetzt gelte es, Schlussfolgerungen zu
ziehen und die geforderte und gewünschte Sanierung der Schwimmhalle zu
avisieren.
Darauf Bezug nehmend verweist der Oberbürgermeister darauf,
dass für die „Verschiebung der Fördertöpfe“, die Stadt keine Verantwortung
trage, da das die Entscheidung des Landes sei.
Frau Bankwitz informiert über einen von ihrer Fraktion zur
Sondersitzung der StVV eingereichten Dringlichkeitsantrag zum weiteren Vorgehen
bezüglich des Freizeitbades.
Herr Schubert meint, die Geschichte des Spaßbades beginne
nicht erst 2004, sondern mit dem Vorhaben in Drewitz, wo lange Zeit „ein toter
Gaul“ geritten wurde. Dieses Projekt sei ebenso umstritten und finanziell
fraglich gewesen. Herr Bretz betont, dass das Wirtschaftsministerium mehrmals
prüffähige Unterlagen eingefordert habe und das Niemeyer-Bad ein hoher Anspruch
gewesen sei. Jetzt sollte die Stadt Bescheidenheit an den Tag legen und sich
selbstkritisch prüfen. Bezüglich der Auswirkungen des Projektes auf das Umland
habe sich die Stadt keinen Gefallen getan, denn die Befürchtungen, anderen
Spaßbädern damit zu schaden, seien nicht von der Hand zu weisen.
Herr Schüler bekennt sich zum Befürworter des
Niemeyer-Projektes von Anfang an, weil es einen ebenso hohen architektonischen
Anspruch habe wie die Stadt Potsdam selbst. Erst nach zweieinhalb Jahren habe
das Wirtschaftsministerium die fehlende Förderfähigkeit festgestellt – bei
einem früheren Signal hätte sich die Stadt viel Arbeit, Geld und Zeit sparen
können. Er habe das Niemeyer-Projekt immer als Projekt für das ganze Land
Brandenburg gesehen und deshalb die „Neiddebatten“ nicht verstanden. Er
plädiere dafür, jetzt die Schwimmhalle schnell zu sanieren.
Bezug nehmend auf die Ausführungen von Herrn Schubert betont
Herr Dr. Scharfenberg, dass es die Entscheidung des Oberbürgermeister gewesen
sei, aus dem Vorhaben in Drewitz auszusteigen. Davor habe sich die Stadt Stück
für Stück von dem Vorhaben verabschiedet. Herr Heinzel meint, das Niemeyer-Bad
kam aus dem Nichts und verschwinde im Nichts.
Anschließend bittet der Oberbürgermeister, die möglichen
Varianten vorzustellen, die dann in den nächsten Wochen präzisiert und
diskutiert werden sollen.
Herr Paffhausen erläutert an Hand visueller Darstellung,
dass das Areal der jetzigen Grünfläche in zukünftige Planungen für die
Schwimmhalle nicht mehr mit einbezogen werde. Die Variante 1 beinhalte die
unbedingt notwendigen Sanierungsmaßnahmen, wie das Dach von innen und außen,
Maßnahmen zur Standsicherheit und Hygiene. Im Ergebnis wäre der Stand am
Brauhausberg dann so, wie jetzt in der Schwimmhalle „Am Stern“. Der
Planungszeitraum betrage 6 und die Bauausführung 9 Monate, bei einem
Kostenvolumen von 5,7 Millionen Euro. Dies, so Herr Paffhausen, sei die
Vorzugsvariante der Stadtwerke. In der Variante 2 werde die Sanierung durch
Freizeitangebote, wie Soletherapie, Fitness und Wellness ergänzt. Dies wäre
angelehnt an die Sanierung der Schwimmhalle in Erfurt, wo Freizeitelemente
angefügt worden seien. Hier betrage der
Planungszeitraum ebenfalls 6 und die Bauausführung 11 Monate, bei einem
Kostenvolumen von 10 Millionen Euro.
In der sich anschließenden Diskussion äußert Herr Dr.
Scharfenberg, dass bisher die Sanierung von Schwimmhallen nicht förderfähig
gewesen sei, es jetzt dazu aber gegenteilige Informationen gebe und fragt nach,
ob das geprüft worden sei. Wenn diese Möglichkeit bestehe, spreche er sich für
die Variante mit dem Freizeitangebot aus. Auf seine Nachfrage zur Zeitschiene
der beiden Varianten, äußert Herr Paffhausen, dass Variante 1 zum Ende des III.
Quartals 2008 und Variante 2 zum Ende des IV. Quartals 2008 fertiggestellt sein
könne. Die Sanierungsplanung werde umgehend in Auftrag gegeben, so dass kein
Zeitverlust entstehe.
Bezüglich der Förderung, so der Oberbürgermeister, werde man
sich bemühen, er meine aber, die Aussichten seien schlecht.
Herr Mühlberg spricht sich für attraktive Elemente aus, da
sie Besucher anziehen und so sollte mehr als nur ein Wasserbecken angeboten
werden. Dem entgegnet Herr Paffhausen, dass er in den letzten Monaten viel über
wirtschaftliche und unwirtschaftliche Freizeitelemente gelernt habe und die
Stadtwerke eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorlegen werde. Ihre Fraktion und sie, so Frau
Bankwitz, wünsche sich eine kostengünstige und zeitnahe Sanierung der
Schwimmhalle. Die Stadtwerke sollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren
und den „Rest“ Privaten überlassen. Den Stadtverordneten werde es schwer
fallen, die von den Stadtwerken angekündigte Wirtschaftlichkeitsberechnung zu
prüfen. Herr Schubert mahnt eine Prüfung der Auswirkungen von Sauna, Sole und
Fitness auf das Umland an. Um zu signalisieren, dass aus dem Scheitern Lehren
gezogen wurden, sollte man jetzt vorsichtig sein.
Frau
Kirchner verweist auf den Beschluss zur Beteiligung der Bürger an Großprojekten
und fragt, ob das bezüglich der Schwimmhalle geplant sei. Der Oberbürgermeister
entgegnet, dass geprüft werde, wie sich die Bürger zu den Varianten äußern
können. Dazu müsse man die Varianten entsprechend aufarbeiten und bis zum
Hauptausschuss am 29. August werden die Modelle und Finanzierungsmöglichkeiten
sowie die weitere Verfahrensweise vorgestellt.