26.09.2007 - 12.3 Feldversuch Zeppelinstraße
Grunddaten
- TOP:
- Ö 12.3
- Zusätze:
- zurückgestellt - HA 12.09.2007
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 26.09.2007
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Der Oberbürgermeister begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt
Herrn Becker und bittet ihn, das Projekt vorzustellen. Herr Becker erläutert an
Hand visueller Darstellung die Zielsetzung des Feldversuchs, die im Aufbau
eines verkehrsmittelübergreifenden Qualitätsmanagements für den
straßengebundenen Verkehr bestehe und der Erfolgskontrolle, Bewertung und
Umsetzung von verbesserten Verkehrsmanagementstrategien und Steuerungsmaßnahmen
diene. Initiiert wurde dies durch das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie und habe insgesamt eine Laufzeit von November 2004 bis Februar
2008. Das Land Berlin sei auf Potsdam mit der Frage zugekommen, ob die
Landeshauptstadt an dem Projekt teilnehmen wolle, weil Potsdam eine
hervorragende Infrastruktur habe; so sei ein Kooperationsvertrag am 12.10.2004
abgeschlossen worden. Zielsetzung sei die Erarbeitung eines Lösungskonzeptes
bei dem der Regelkreis des straßengebundenen Verkehrs zu einem
verkehrsmittel-übergreifenden Qualitätsmanagement weiterentwickelt werde und
vorhandene Teilkomponenten des
Verkehrsmanagements um neue bzw. weiterentwickelte Teilkomponenten ergänzt
werden. Untersuchungsschwerpunkte in Potsdam seien die Entwicklung von
Strategien des Störfallmanagements im Zuge der Zeppelinstraße mit Optimierung
des öffentlichen Verkehrs, die Entwicklung von Strategien des Ereignismanagements
im Zuge der Baumaßnahme Umbau der Nuthestraße (L 40) und die Betrachtung
der Wechselwirkungen zwischen
individuellem Verkehr und öffentlichem Personennahverkehr. Im Ergebnis erwarte
man ein Instrument für die Vorbereitung und Durchführung planbarer und nicht
planbarer Verkehrsereignisse und den Aufbau eines umweltorientierten
Qualitätsmanagements im Straßenverkehr, der zur zentralen Aufgabe des
Verkehrssystemmanagements von Potsdam werden sollte. So sei der Feldversuch
kein Stauprojekt, sondern es sei gegen den Stau wirkend aufgelegt. Im Ergebnis
der bisherigen öffentlichen Diskussion habe man den Feldversuch auf 2 Wochen
begrenzt; er werde in der Woche der Herbstferien am Montag beginnen und in der
zweiten Woche am Freitag enden.
In der sich anschließenden Diskussion fragt Frau
B. Müller, wie ein Linksabbiegen in die Nansenstraße geplant sei, wenn nur eine
Spur zur Verfügung stehe und der stadtauswärtige Verkehr dieses verhindere.
Herr Becker antwortet darauf, dass dieser Zustand gemessen und erfasst und
anschließend der Gegenverkehr gestoppt und die Kreuzung geräumt werde.
Frau Dr. Schröter merkt an, dass dieser Versuch
mit vielen Beteiligten laufe, die es sich nicht aussuchen konnten, ob sie das
wollen oder nicht. Die Bürger seien seit einem Jahr durch Staus, Baustellen
etc. belastet und über das Vorhaben regelrecht „empört“. Das zeige sich auch an
den in kürzester Zeit gesammelten 844 Unterschriften seit Montag dieser Woche.
Diese übergibt Frau Dr. Schröter dem Oberbürgermeister, um das öffentliche
Meinungsbild zu vermitteln.
Der Oberbürgermeister entgegnet, dass die
Verwaltung dabei sei, für die Landeshauptstadt einen Lärmminderungsplan zu
entwickeln und zu untersuchen, wie der CO2-Austoß gemindert werden
könne. Sicherlich sei es möglich, auf den Feldversuch zu verzichten, aber die
Stadtverordneten selbst werden spätestens in einem Jahr die Frage stellen, was
die Verwaltung eben genau in dieser Richtung unternommen habe. Derartige
Forderungen gebe es bereits aus dem politischen Raum und vielleicht bleibe dann
im nächsten Jahr nur die Möglichkeit, die Zeppelinstraße völlig zu sperren,
weil die Feinstaubbelastung zu hoch sei.
Frau Bankwitz merkt dazu an, dass es in der
Zeppelinstraße durch Baustellen u.ä. ausreichend Gelegenheit gegeben habe,
diese Probleme praktisch zu testen.
Jetzt stehe man vor der Situation, das Projekt
nicht vermitteln zu können. Frau Paulsen fragt nach, was „Überstauung“ bedeute
und bis wohin der Stau gehen müsse, um davon sprechen zu können. Herr Schüler
führt aus, dass alle das unzureichende Staumanagement beklagen und die Stadt
nun die Gelegenheit habe, diesbezüglich etwas nachzuholen. Wenn man erfahren
wolle, welche Maßnahmen einzuleiten sind, könne das nur durch ein gesteuertes
Experiment erfolgen. Frau Dr. von Kuick-Frenz betont, dass es allein mit einer
Bevorrechtigung des ÖPNV nicht getan sei, weil sich dann der Individualverkehr
staue, was dann wiederum Auswirkungen auf die Feinstaubbelastung habe. Nehme
die Stadt jetzt nicht an dem Experiment teil, komme es sie im Endeffekt teurer,
weil jetzt noch Fördermittel fließen und das Modul zum halben Preis erworben
werden könne. Herr Schubert verweist darauf, dass die Anwohner in den Versuch
„eingespannt“ werden, ohne sie vorher informiert oder gefragt zu haben; das
könne nur zu Widerstand führen. Die Verwaltung habe seit 2004 Kenntnis davon
gehabt und das hätte eine andere Kommunikation erfordert bzw. eine dichte
Information der Betroffenen. Wenn es nun nicht anders zu machen sei, dann
sollte der Versuch verschoben und auf 2 Wochen verkürzt werden. Die Argumente
hätten in Rahmen von Bürgerversammlungen zur Kenntnis gegeben werden müssen,
was sich nunmehr kaum nachholen lasse.
Frau Dr. Schröter meint, dass eine Information
in 2004 wenig gebracht hätte, weil die Realität erst 2007 eintrete. Für sie sei
nach wie vor nicht ausreichend begründet, warum der Versuch am „lebenden
Objekt“ erfolgen müsse. Bei vielen anderen Gelegenheiten, wie z. B. dem
Landtagsneubau wurden Computeranimationen gezeigt und sie meine, dass auch
bezüglich der Zeppelinstraße ausreichend Daten und Zählungen vorhanden seien.
Herr Dr. Scharfenberg schließt sich dem an und betont, dass bisher keine die
Betroffenen überzeugenden Antworten gegeben wurden. Das Meinungsbild sei
eindeutig und es wäre ein „echtes Signal“, wenn die Verwaltung dies ernst
nehmen und auf den Versuch verzichten würde.
Der Oberbürgermeister stellt abschließend fest, dass er die
Argumente zur Kenntnis genommen habe und diese in die weitere Beratung mit
einbeziehen werde; heute werde es keine Festlegungen zum weiteren Verfahren
geben.