25.06.2008 - 14.6 Online-Auskunftsverfahren
Grunddaten
- TOP:
- Ö 14.6
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 25.06.2008
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Bezug nehmend auf diesbezügliche Pressemitteilungen informiert Frau E. Müller, dass die Stadt mit der Einführung einer Software der Firma HSH auch ein entsprechendes USER-Kennwort erhalten habe. Die Tatsache, dass diese Kenn- und Passwörter für die Abfragesoftware nicht sofort geändert wurden und die Firma selbst auf der Internetseite Standardkenn- und Passwörter für die Onlineabfrage von Meldedaten veröffentlicht hat, habe es ermöglicht, dass Daten frei zugänglich waren. Insofern handele es sich hier nicht um ein Softwareproblem, sondern eindeutig um menschliches Versagen an zwei Stellen. Im Rahmen der Recherchen hätte es zwei unberechtigte Zugriffe gegeben, wovon einer dem ARD-Report zuzuordnen sei. Der online-Zugang wurde sofort abgeriegelt, so dass derzeit keine online-Auskünfte möglich seien. Von den 18 gesetzlich möglichen Auskünften, könnten in Potsdam nur 5 abgefragt werden – wie Name, Vorname, Geburtsdatum, Geschlecht und Anschrift. Ein Zugriff auf das Passfoto o. ä. gebe es nicht. Von der Möglichkeit, der Veröffentlichung von Daten zu widersprechen, haben ca. 4.000 Bürger Gebrauch gemacht und diese Daten seien auch nicht zugänglich gewesen. Frau E. Müller betont, dass weiterhin an e-goverment-Verfahren festgehalten werde, die online-Verfahren aber auf den Prüfstand zu stellen seien. Im Ergebnis werde intern das Sicherheitskonzept der Stadtverwaltung geprüft, einschließlich des regelmäßigen Wechsels von Kenn- und Passwörter sowie personalrechtliche Konsequenzen.
Frau Bankwitz betont in ihren Ausführungen, dass dies der
„ungeheuerlichste Vorgang“ seit 1990 sei und ihre Fraktion mehrfach versucht
habe, mit der Verwaltung über e-goverment ins Gespräch zu kommen, was jedoch
nicht funktioniert habe. Die Stadt habe das Vertrauen ihrer Bürger stark
erschüttert, da könne man nicht von „nur“ zwei unberechtigten Zugriffen
sprechen. Der Oberbürgermeister entgegnet, dass von „nur“ zwei unberechtigten
Zugriffen niemand gesprochen und sich die Stadtverwaltung bei den Bürgern
entschuldigt habe. Das Anliegen der Fraktion BürgerBündnis zum
Dokumentenmanagement habe mit den jetzigen Vorfällen nichts zu tun.
Herr Schröder merkt an, dass er den Vorfall für sehr ernst
und bedauerlich halte, vor allem, weil ein unberechtigter Zugriff über 3 Monate
möglich war. Er meine, dass der Umgang mit personenbezogenen Daten in der
Stadtverwaltung generell geprüft werden müsse, wie das Beispiel des
Bekanntwerdens eines Bewerbers für den Fachbereichsleiter Stadterneuerung und
Denkmalpflege gezeigt habe. Die Sicherheitslücken seien nicht nur bei der
Meldeauskunft zu schließen; es gebe einen generellen Nachholebedarf beim Schutz
besonderer Daten.
Herr Dr. Scharfenberg betont, dass er nicht erkennen könne, dass die Verwaltung das Problem verharmlose. Problematisch sei für ihn, dass das zufällig bekannt geworden sei. Das werfe die Frage auf, wie behördlicher Datenschutz im Querschnitt gesichert sei.
Herr Schüler schließt sich in seiner Kritik den Vorrednern
an und betont, dass es sehr schwer zu verstehen sei, dass man im Bewusstsein,
mit personenbezogenen Daten umzugehen, Passwörter nicht ändert. Ein Rhythmus
von drei Monaten scheint hier angebracht zu sein und er meine, dass der Umgang
mit Software generell neu zu ordnen sei.
Der Oberbürgermeister verweist abschließend darauf, dass sich die Beigeordnetenkonferenz mit diesem Thema weiter befassen und prüfen werde, wie gut die Verwaltung „aufgestellt“ sei, wie sicher Daten seien und wie der Datenschutzbeauftragte funktioniere. Die Ergebnisse werden nach der Sommerpause den Stadtverordneten vorgestellt. Ebenso werde die von Herrn Dr. Pokorny geführte Sicherheitsprüfung transparent gestaltet und in die Berichterstattung einbezogen.