26.11.2008 - 2 Bericht des Polizeipräsidenten
Grunddaten
- TOP:
- Ö 2
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 26.11.2008
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Der Oberbürgermeister begrüßt den Polizeipräsidenten, Herrn
Kann sowie den Leiter des Schutzbereiches Potsdam, Herrn Marschall.
Herr Kann stellt sich kurz vor und macht Ausführungen zu
seiner Person.
Im Weiteren legt Herr Marschall die Abfolge des Einsatzes am
8. November 2008 an der ehemaligen Skaterhalle in der Kurfürstenstraße
dar. Abschließend betont Herr
Marschall, dass ihm die Anschuldigungen nur aus der Presse bekannt seien. Es
gebe keine Anzeigen vonseiten der Veranstaltungsteilnehmer; er habe nichts
handfestes von den Beteiligten, um auf dieser Basis eine ordnungsgemäße
Auswertung vornehmen zu können; der Presseartikel allein reiche nicht aus.
Der Oberbürgermeister führt u.a. aus, dass in einer
kurzfristigen Sitzung des Beirates Lokaler Aktionsplan das Thema intensiv
beleuchtet worden sei; es seien auch teilweise Teilnehmer der Veranstaltung zu
Wort gekommen und wurden unterschiedliche Sichtweisen
dargestellt. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen konnten nicht ausgeräumt
werden. Man habe verabredet zu überlegen, welche Schlussfolgerungen aus einem
solchen Ablauf zu ziehen seien,
was beide Seiten betreffe. Herr Marschall wolle sich hier
ebenfalls einbringen; dies sei noch nicht ausdiskutiert. Der Beirat wolle noch
einmal mit den Beteiligten ins Gespräch kommen, auch um
eine gleichgearteten Situation zu vermeiden. Man wolle sich noch im Dezember
zusammensetzen.
Frau Dr. S. Müller macht in ihren Ausführungen deutlich,
dass Fazit des Beirates gewesen sei, dass es hilfreich ist, dass die
Jugendlichen nicht mit den ganzen Beirat sprechen, sondern dass überhaupt
Gespräche mit den Jugendlichen geführt werden. Gespräche haben gezeigt, dass
die Jugendlichen bereit seien, den
Gesprächsfaden aufzunehmen und sie werden sich diesbezüglich auch erklären.
Im Weiteren verweist Frau Dr. S. Müller auf Videobilder im
Internet. Sie betont, dass man die Konflikte nicht
gänzlich ausräumen könne, jedoch müsse das Vertrauen zur Polizei wieder
hergestellt werden. Ihres Erachtens nach sei
das Vorgehen der Hundertschaft aus Berlin recht fragwürdig.
Frau Dr. Schröter fragt nach, ob es
aus heutiger Sicht und mit dem heutigen Wissen auch zu einer Räumung
gekommen wäre oder ob es da Spielraum gegeben hätte. Des Weiteren möchte sie
wissen, in welcher Weise der Oberbürgermeister von dem Vorgang in Kenntnis
gesetzt wurde.
Herr Kann macht u.a. deutlich, dass das, was man benötige,
wechselseitiges Vertrauen und Respekt voreinander sei. Zu dem Respekt gehöre,
wenn eine polizeiliche Verfügung gefällt werde, diese am Ende auch umgesetzt
werden müsse.
Der Oberbürgermeister antwortet, dass er im Verlaufe des
Sonntagvormittag (09.11.08) informiert worden sei.
Im Weiteren beantwortet Herr Marschall Nachfragen von Herrn
Heuer, ob die Ruhestörung dokumentiert ist; wann sie beendet war; ob es
auszuschließen sei, dass es Beschimpfungen
gegeben hat bzw. Leute geschubst wurden; was
Ziel der polizeilichen Handlung gewesen ist; ob es Aufzeichnungen, Fotos etc.
vonseiten der Polizei gebe; ob auch die Brandenburger Polizisten befragt wurden
und ob sich die Auswertung nur auf den Potsdamer Teil beziehe.
Dazu führt Herr Marschall u.a. aus, dass es Grundsatz sei,
die eigenen Polizisten zu befragen; es wurde mit dem Polizeiführer gesprochen
und es gebe einen schriftlichen Bericht der Beteiligten. Es gebe keine
Aufzeichnungen, Fotos; es wurden keine Handys abgenommen. Es gebe keine
Dokumentation, auch nicht der Berliner Polizei. Es gebe die Information, dass
Teilnehmer Aufnahmen mit Handys gemacht haben. Die Ruhestörung wurde um 4.06
Uhr gemeldet und dauerte bis 5.30 Uhr. Ziel des Einsatzes sei es gewesen, die
Ruhestörung zu unterbinden; Ruhestörung sei eine Ordnungswidrigkeit. Da die
Unterbindung mit den vorhandenen Kräften nicht möglich war, wurden weitere
Kräfte angefordert.
Bezüglich der Formulierung „Es ist nicht so gelaufen...“
stellt Herr Kann richtig, dass damit gemeint sei, dass bevor die Polizei eine
Veranstaltung auflöst, sich die Veranstaltung auflösen sollte.
Frau von Halem begrüßt die Bereitschaft der Polizei zur
heutigen Berichterstattung und sich mit dem Einsatz auseinanderzusetzen. Es sei
gesagt worden, es liegen keine Anzeigen vor; sie wisse jedoch, dass Jugendliche
Berichte geschrieben haben. Des Weiteren wurde gesagt, dass im Dezember ein
Termin des Beirates Lokaler Aktionsplan stattfinden solle; sie bittet darum,
dass die Jugendlichen diesen Termin auch erfahren.
Im Weiteren erläutert Herr Marschall, was unter dem
taktischen Begriff „Raumschutzkonzept“ zu verstehen ist.
Herr Boede führt u.a. aus, dass er in der Nacht vom
8./9.11.2008 vor Ort gewesen sei und eine andere Wahrnehmung der Vorgänge habe.
Für ihn sei fraglich, warum die Polizei nach dem Ausschalten der Musik nach
5.00 Uhr die polizeiliche Verfügung durchsetzen musste, obwohl deren Grundlage
nicht mehr gegeben war. Eine weitere Frage sei, ob es angemessen ist, eine
Polizeibereitschaft aus Berlin für eine
Ruhestörung anzufordern.
Zur Durchführung des Einsatzes merkt Herr Boede an, dass
sich nach seiner Wahrnehmung die Polizei sehr aggressiv verhalten habe. Seines
Erachtens hätte sich die Polizei zurückziehen können, als sich die letzten Jugendlichen in Bewegung setzten,
dann hätte sich die Veranstaltung aufgelöst.
Herr Marschall verweist seinerseits auf dokumentierten
Einsatzprotokolle (per Funk) und betont, dass es auch darum gegangen sei,
Anschlusstaten zu verhindern.
Herr Dr. Scharfenberg macht in seinen Ausführungen u.a.
deutlich, warum er für eine öffentliche Diskussion im Hauptausschuss votiert
habe. Die Diskussion sollte sich nicht nur auf den Polizeieinsatz beschränken.
Seines Erachtens habe die Polizei formal richtig gehandelt. Die Frage sei, ob
bei dem Charakter der Einsatz angemessen war; hier könne man ein Fragezeichen
setzen. Herr Dr. Scharfenberg betont, dass man das Eigentliche nicht aus dem
Auge verlieren dürfe; er möchte darüber diskutieren, was im Zusammenhang mit
der Jugend- und Soziokultur in der LHP zu leisten ist. Er macht weiter
deutlich, dass er es in diesem Zusammenhang nicht für richtig hält, wenn die
Anzeige der Stadt wegen Hausfriedensbruch
aufrechterhalten bleibt.
Frau Engel-Fürstberger bittet ihrerseits darum, im Hinblick
auf die Gespräche mit den Jugendlichen über die Anzeige nochmals nachzudenken.
Der Oberbürgermeister betont, dass es sich um eine
widerrechtliche Aneignung eines noch im städtischen Besitz befindlichen
Gebäudes gehandelt habe; insoweit sei die Anzeige konsequent. Die Anzeige wurde
nach dem Einsatz erstattet und habe nicht zur Eskalation geführt.
Herr Schubert merkt u.a. an, dass die erste Aussage die
Androhung einer langfristigen Besetzung der Halle gewesen sei; insoweit sei die
Frage, welches Signal setzt man, wenn man Hausfriedensbruch als Stadt nicht
ahndet. Dies halte er für ein falsches Signal.
Herr Schröder macht in seinen Ausführungen deutlich, dass er
die Einschätzung teile, dass die Polizei richtig gehandelt habe, betont aber
auch, wie wichtig jetzt ein verstärkter Dialog zum Thema Jugend- und
Soziokultur sei und Lösungen gefunden werden
müssen.
Frau Dr. Schröter führt aus, dass vor den Auge der
Jugendlichen ihnen Gewalt widerfahren sei; Konsens sei, dass der Weg der Weg
des Dialogs sei und sie fragt nochmals nach, ob der Oberbürgermeister in
Aussicht stellen könnte, die Anzeige zurückzuziehen.
Der Oberbürgermeister verweist darauf, dass er keine
Notwendigkeit sehe, von der Strafanzeige zurückzutreten.
Frau Dr. S. Müller bedauert dies und verweist insbesondere
darauf, dass solange die Anzeige bestehe, die Jugendlichen sich nicht zum
Einsatz äußern werden.
Der Oberbürgermeister dankt Herrn Kann und Herrn Marschall
für die Berichterstattung. Man werde die Diskussion im Beirat Lokaler
Aktionsplan fortführen. Der Oberbürgermeister schlägt im Weiteren vor, an der traditionellen
Berichterstattung zur Sicherheitslage in Potsdam im Hauptausschuss einmal im
Jahr festzuhalten und würde sich freuen, wenn der Polizeipräsident dazu in den
Hauptausschuss kommen würde.
Herr
Kann sagt dies zu.