25.02.2009 - 9.1 Unterbringung und Betreuung ausländischer Flüch...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 9.1
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 25.02.2009
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
Unterbringung und Betreuung ausländischer Flüchtlinge in der
Landeshauptstadt Potsdam
Frau E. Müller gibt einen Sachbestandsbericht zur o. g.
Thematik und erläutert die bis dato unternommenen Aktivitäten und Gespräche.
Wie bereits in der letzten Sitzung des Hauptausschusses verabredet, wurde am
16. Februar 2009 eine Bürgerversammlung am Schlaatz durchgeführt, die sehr gut
besucht war und in der das Vorhaben über 2 Stunden intensiv diskutiert wurde.
Man habe die Bedenken, Sorgen und Befürchtungen der Bürger am Schlaatz sehr gut
aufnehmen können. Andererseits wurde aber auch die Forderung der Bewohner
deutlich, diesen Stadtteil positiv
darzustellen und ihm eine höhere Aufmerksamkeit und Anerkennung zukommen zu
lassen. Sie sei sich sicher, dass der Stadtteil die Integration des
Asylbewerberheims leisten könne. Bezüglich der angefragten Sicherheitsproblematik
habe Herr Marschall entsprechende Angebote unterbreitet. Im Weiteren sei eine
zweite Bürgerversammlung nach Beschlussfassung durch den Hauptausschuss geplant
und werde es Besprechungen mit den vor Ort ansässigen Trägern geben, um zu
klären, wie die Integration sichergestellt, das Stadtteilkonzept manifestiert
und zur Umsetzung gebracht werden könne. Ebenso sei das Bürgerhaus mit
zahlreichen Aktivitäten, wie z. B. Nachbarschafts- und Hoffeste, vertreten und
gebe es Gespräche mit Schul- und Kita-Einrichtungen. Bezüglich der diskutierten
Raumaufteilung in der neuen Unterkunft am Schlaatz informiert Frau E. Müller,
dass eine Gesamtfläche von 2.503 m² zur Verfügung stehe sowie 56 1 ½ -Raum-Wohnungen
und 9 2 ½ -Raum-Wohnungen. Im Lerchensteig konnte jede Person einen
Raum nutzen, weil das Heim für wesentlich mehr Flüchtlinge konzipiert war.
Die Unterkünfte am Schlaatz verfügen im Weiteren über
jeweils eine abgeschlossene Küche und Sanitärräume, die ÖPNV-Anbindung sei
bekanntermaßen sehr gut, ebenso die fußläufige Erreichbarkeit von Versorgungs-
und Kindereinrichtungen. Auch stehe eine größere Außenfläche zur Verfügung und
sei die Unterkunft barrierefrei. Mit dem Umzug folge die Stadt dem
Integrationskonzept; verfolge aber weiterhin das Ziel, Flüchtlinge in Wohnungen
unterzubringen. Derzeit leben 78 Flüchtlinge in Wohnungen.
Die Äußerungen von Flüchtlingen, nicht umziehen zu wollen,
sei auch erklärbar, weil dies eine neue Situation, eine neue Umgebung und
vieles andere mehr mit sich bringe.
Herr Dr. Scharfenberg führt aus, dass Einigkeit darüber
herrsche heute eine Entscheidung zu treffen. Dabei müsse aber deutlich werden,
dass die Stadt eine Verpflichtung zur Entwicklung des Wohngebietes übernehme
und das auch über die im Beschlussvorschlag enthaltenen 62.000 Euro hinaus. Die
Diskussion um den Umzug des Asylbewerberheims wurde sehr an dem Brief der pbg
und der Reaktion des Ausländerbeirates darauf festgemacht. Er habe sich sehr
darüber gefreut, dass von beiden Seiten Gesprächsbereitschaft signalisiert wurde
und am heutigen Vormittag ein Gespräch stattgefunden habe. Das Signal sei
deutlich gegeben worden, dass man miteinander reden, die Bedenken des anderen
aufnehmen und ins Gespräch kommen müsse.
Herr Schubert betont, dass er den von Frau E. Müller geschilderten
Eindruck der Bürgerversammlung teile, was Hoffnung für eine erfolgreiche
Integration des Asylbewerberheims am Schlaatz mache. Die Fraktion SPD werde der
Vorlage der Verwaltung deshalb auch zustimmen. Bezüglich der Kritik der zu
kleinen Räumlichkeiten bittet er um eine Stellungnahme des Trägers.
Frau Dr. Müller nimmt Bezug auf die in den Ausführungen von
Frau E. Müller erwähnten Funktionsräume und fragt, ob damit Gemeinschaftsräume
für die Bewohner gemeint seien. Eine weitere Frage ihrerseits bezieht sich auf
die Organisation und Gestaltung eines reibungslosen Trägerwechsels.
Herr Naber führt aus, dass er sich freue, wenn auch
weiterhin die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen verfolgt werde und er
es für wichtig halte, deren Vorzüge herauszustellen. Die jetzt geführte
Diskussion habe die Wohnsituation und Lage der Flüchtlinge in den Focus der
Öffentlichkeit gerückt und Probleme deutlich gemacht. Anliegen müsse es sein,
die Situation zu evaluieren und weiter im Gespräch zu bleiben.
Anschließend beantwortet Herr Kankarowitsch für den Träger
des Asylbewerberheims die Fragen und betont eingangs, dass sich das Diakonische
Werk Potsdam mit der Abgabe des Angebots auch der Verantwortung für die
Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge bewusst gewesen sei. Deshalb stelle
man sich gern der Diskussion und den Fragen, die es gebe und noch geben werde.
Bezüglich der Vergabe der Räume sei geplant, die kleinen Wohnungen mit zwei
Personen und die großen Wohnungen mit 3 Personen zu belegen. Das bedeute, dass
2 einzelreisende Fremde sich eine kleine Wohnung teilen müssen und die größeren
Wohnungen für Familien vorgehalten werden. Reiche das für Familien nicht aus,
könne eine zweite kleinere Wohnung mit zur Verfügung gestellt werden. Die
Kapazität am Schlaatz reiche für 160 Personen; derzeit unterzubringen seien
150. Mit den Flüchtlingen werde der Träger am kommenden Montag sprechen,
vorausgesetzt, der Beschluss zur Vergabe werde heute durch den Hauptausschuss
gefasst. Gemeinschaftsräume stehen im Keller zur Verfügung, wobei die Räume
einen Meter unter der Geländekante liegen und mit normalen großen Fenstern
ausgestattet seien. Neben einem Raum für ca. 50 Personen stehen
Sanitäreinrichtungen, eine Teeküche, ein Computerraum/Internetkaffee, ein
kleiner Werkstattbetrieb entsprechend der Bedürfnisse der Flüchtlinge und ein
großer Waschmaschinenraum zur Verfügung. Zum Termin des Umzugs und zum Modus
wurden noch keine abschließenden Gespräche geführt; der Gesprächsfaden mit der
AWO als ehemaligem Betreiber sei derzeit noch nicht geknüpft.
Herr Schröder betont, dass die Fraktion CDU/ANW die
öffentlich geführte Diskussion für sehr wichtig erachte; es ihm persönlich aber
lieber gewesen wäre, wenn die Fraktionen vor der Presse eine Information
erhalten hätten, um besser agieren als nur reagieren zu können. Er
meine, die Integrationsleistungen der Stadt seien gut und das habe sie sowohl
in der Kirschalle als auch in der Turmstraße unter Beweis gestellt, so dass das
auch am Schlaatz gelingen werde. Im Zusammenhang mit den Aktivitäten der DVU
stelle sich die Frage nach einem Sicherheitskonzept, um nicht zuletzt die
Sicherheit der Heimbewohner zu gewährleisten. Wichtig sei, mit dem Beschluss
nicht einen „Haken“ unter das Projekt zu machen. Herr Kankarowitsch entgegnet,
dass es im Haus selbst eine 24-Stunden-Präsenz durch Angestellte bzw.
Sicherheitskräfte geben werde und darüber hinaus einen gestuften
Sicherheitsplan, um die Ordnung im Haus selbst zu gewährleisten und zum Schutz
vor evtl. Übergriffen.
Bezug nehmend auf die Äußerungen von Herrn Schröder stellt
Herr Dr. Scharfenberg fest, dass mit der gefällten Entscheidung die Arbeit erst
richtig „losgehe“ und er sich deshalb für eine monatliche Berichterstattung zu
dieser Thematik im Hauptausschuss ausspreche.
Auf die Nachfrage von Herrn Schubert, welche Zeitschiene für
die nächste Bürgerversammlung vorgesehen sei, antwortet Frau E. Müller, dass
dies abhängig von der Beschlussfassung schnellstmöglich – evtl. schon in der
nächsten Woche erfolgen werde. Frau Dr. Müller regt eine differenzierte Arbeit
mit den Bewohnern am Schlaatz an, da es doch sehr unterschiedliche Sichten,
Interessen und Ängste gebe, z. B. zwischen jüngeren und älteren Bewohnern. Der
Oberbürgermeister meint, dass er zentrale Informationsveranstaltungen für
wichtig erachte, in denen u. a. die Strategien der Umsetzung besprochen werden
und daran anschließend kontinuierliche Kommunikationsprozesse. Herr Schubert
verweist auf die Forderung aus der letzten Bürgerversammlung, die Diskussion
auch weiterhin in großer Runde zu führen.
Herr
Boede dankt Frau E. Müller für die diesbezügliche Arbeit der letzten Jahre,
einschließlich der Erarbeitung des Integrationskonzeptes. Er meine, der
Schlaatz benötige einen Ansprechpartner, ein Büro, wo sich die Leute hinwenden
könnten, das mit einer stadtbekannten Person besetzt sei. Dies, so der
Oberbürgermeister, füge sich in das Konzept für einen Stadtteilmanager ein. Er
betont nachdrücklich, dass die Verlagerung des Asylbewerberheims nichts mit der
Arbeit der AWO zu tun habe, die in den vergangenen Jahren diesbezüglich eine
hervorragende, engagierte Arbeit
geleistet habe, wofür er sich ausdrücklich bedanken wolle.