26.04.2006 - 2 Bürgerbefragung zum Freizeitbad - Konkretisieru...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 2
- Zusätze:
- entsprechend HA 12.04.06 - abschließende Behandlung
- Gremium:
- Hauptausschuss
- Datum:
- Mi., 26.04.2006
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- ordentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion Die Linke
- Beschluss:
- abgelehnt
Der Oberbürgermeister schlägt zu diesem Tagesordnungspunkt
vor, dass Herr Paffhausen einen Bericht zum aktuellen Stand gibt und die 3
vorgeschlagenen Varianten erläutert. Herr Goetzmann werde über die geprüften
möglichen Standorte für ein Spaßbad berichten.
Herr Goetzmann führt dazu aus, dass 6 Standorte geprüft
wurden und man keinen ausgelassen habe, über den es sich lohne, auch nur
ansatzweise nachzudenken. So seien das Gelände des Schlachthofs, das Gelände
des ehemaligen RAW, die nördliche Babelsberger Sraße/Havelauen geprüft worden
und kommen von der Größe her in
Betracht. Allerdings gebe es beim Gelände des ehemaligen RAW das Problem der
notwendigen Flächenbereinigung, welches eine Fülle von Hindernisse aufbaue. Bei
den Havelauen stelle der Umgebungsschutz für das Weltkulturerbe einen Konfliktfaktor dar. Weiterhin seien die
Freundschaftsinsel, der Lustgarten und das Gelände des Wasserbetriebes geprüft
worden – alle drei kämen aus den
unterschiedlichsten Gründen nicht in Betracht.
So blieben der Brauhausberg und das Gelände des ehemaligen
Schlachthofes/ die Speicherstadt übrig, wobei bei letzterem die Größe des
Geländes für die Errichtung eines Freizeitbades nicht ausreichen werde und
weitere Flächen dazuzukaufen sind.
Anschließend erläutert Herr Paffhausen ausgehend von den
Forderungen des Wirtschaftsministeriums die möglichen drei Varianten. Variante
1 wäre das Niemeyer-Bad,
einschließlich der Sanierung der alten Schwimmhalle am Brauhausberg, Variante 2
die Entwicklung eines alternativen Bades mit dem Ingenieur-Büro Dr. Krieger und
Variante 3 der Neubau eines Freizeitbades in der Speicherstadt, einschließlich
des Neubaus eines 50-Meter-Beckens. Die Kosten der Variante 1 liegen bei 36,2
Mio €, der Variante 2 bei 31,8 Mio € und die der Variante 3 bei 31, 7 Mio €.
Bei den letzten beiden Varianten schlagen Planungskosten des Niemeyer-Bades und
Genehmigungsgebühren mit zu Buche. Herr Paffhausen erläutert die Kosten und die
zu erwartenden Erlöse bei den einzelnen Varianten und deren Wirtschaftlichkeit.
So gehe man derzeit davon aus, dass Variante 1 mit einem Gewinn von 312.000 €
im Jahre abschließe, Variante 2 mit 60.000 € und Variante 3 mit einem Minus von
80.000 €. Zu bedenken sei auch, dass das Niemeyer-Bad im Februar 2009
fertiggestellt werden könne; die beiden anderen Varianten erst Anfang 2011, da
hier der Planungsvorlauf fehle bzw. die notwendigen Ausschreibungen getätigt
werden müssen.
Im Weiteren erläutert Herr Böhme die Änderungen, aus denen
sich die Reduzierung der Kosten des Niemeyer-Bades ergeben. So sei das Eingangsgebäude
weggefallen und bestehe nur noch aus einem ebenerdigen Eingangsbereich. Das
Umkleidepotenzial konnte durch die Einbeziehung der alten Schwimmhalle um 400
Plätze reduziert werden, die doppelverglasten Dachfenster seien weggefallen und
eine halbe Saunakuppel werde nicht unterkellert. Im Gegenzug habe man die
Saunalandschaft vergrößert und ein Liegenhaus zusätzlich geplant.
Anschließend beantwortet Herr Paffhausen die Nachfragen der
Hauptausschuss-mitglieder. So fragt Herr Schubert nach, ob der Anteil der
Stadtwerke in der Gesamtsumme enthalten und in der Kalkulation der Zuschuss der
Stadt berücksichtigt sei. Darüber hinaus fragt er nach dem Abriss des „Minsk“
und danach, ob die Entscheidung des Wirtschaftsministeriums Voraussetzung für
die Fertigstellung des Freizeitbades im Jahr 2009 sei. Herr Bretz fragt nach,
ob die Variante „Niemeyer-Bad“ auch bei einer geringeren Förderung als der
jetzt angedachten 80 % durch das Land machbar sei. Herr Dr. Scharfenberg merkt
an, dass die Variante 3 – Bau eines Freizeitbades in der Speicherstadt „lieblos
behandelt“ wurde, da hier die Nachteile sehr betont und hervorgehoben wurden.
Er fragt, ob die Stadt hinter der Variante 3 stehe, wenn das
Wirtschaftsministerium diese favorisiere.
Herr Paffhausen antwortet auf die Nachfragen von Herrn
Schubert, dass das „Minsk“ abgerissen werde, wenn die Zusage der Förderung
durch das Land vorliege. Bezüglich der Kostenkalkulation seien die Zuschüsse
der Stadt für den Brauhausberg berücksichtigt und der Anteil der Stadtwerke mit
eingerechnet. Bezüglich der Entscheidung des Wirtschaftsministeriums müsse die
Stadt erst noch ihr Interesse bekunden. Der Oberbürgermeister ergänzt die
Ausführungen und verweist darauf, dass die derzeitige Beschlusslage auf der
Situation im Dezember 2005 basiere. Mit dem Eigenanteil der Stadtwerke von 12
Millionen sei eine neue Situation entstanden und ein neuer Beschluss
erforderlich. Er betont, dass die Risiken möglichst gering zu halten seien, was
für die Stadt und somit auch für die Stadtwerke gelte.
Auf die Wiederholung der Nachfrage von Herrn Bretz, ob die
Variante „Niemeyer-Bad“ auch mit einer geringeren Förderung auskomme, verweist
der Oberbürgermeister darauf, dass diese so nicht zu beantworten sei. Bei
Veränderung der Förderung sei eine neue Kalkulation sowie ein neuer Beschluss
nötig. Sicher komme irgendwann der Punkt, wo diese Variante nicht mehr zu
halten sei. Die maximale Eigenfinanzierung liege bei 12 Millionen Euro und
dürfe nicht über- sondern höchstens unterschritten werden.
Bezüglich der Anmerkung von Herrn Dr. Scharfenberg führt
Herr Paffhausen aus, dass die Variante Speicherstadt „nicht ernsthaft lieblos“
behandelt worden sei. Mit den Varianten wolle man darstellen, was an welcher
Stelle möglich sei, wie viel es koste und wie es aussehen könne. Eine
Entscheidung über eine der drei Varianten könne nicht der Wirtschaftsminister
treffen. Dem entgegnet Herr Dr. Scharfenberg, dass der Wirtschaftsminister
Alternativstandorte wollte. Wenn diese nicht ernsthaft durchsetzbar seien, gebe
es keine Alternativen und die Forderung des Wirtschaftsministers sei nicht
erfüllt. Der Oberbürgermeister erläutert, dass der Wirtschaftsminister eine
klare Aussage der Stadt und eine Kostendarstellung gewollt habe, wenn das
Niemeyer-Bad nicht gebaut werde. Es ging nicht um die Darstellung drei
gleichwertiger Varianten, aus denen der Wirtschaftsminister eine auswähle.
Anschließend erfolgt die Behandlung der Drucksache Bürgerbefragung
zum Freizeitbad, Vorlage: 06/SVV/0097.
Herr Dr. Scharfenberg weist eingangs darauf hin, dass eine
Bürgerbefragung nicht bedeute, der Bürger entscheide, wie verfahren werden
solle. Die Fraktion DIE LINKE. PDS sei gebeten worden, mögliche Fragen zu
formulieren. Diese liegen allen Mitgliedern des Hauptausschusses vor, können
aber durch andere Vorschläge ergänzt oder ersetzt werden.
Herr Schüler führt dazu aus, dass er die Bürgerbefragung zu
diesem Zeitpunkt für problematisch halte, denn es sei bereits eine Entscheidung
gefallen und die Zielstellung der Befragung somit nicht klar. Wenn, müsste
umfassend und sorgfältig informiert werden, damit die Bürger mit Sachkunde
entscheiden können.
Herr Bretz betont, dass sich die Fraktion der CDU nicht
gegen eine Bürgerbefragung stelle, über die Art der Befragung müsse man sich
allerdings unterhalten und die derzeitige Sachlage in die Fragestellung mit
einfließen lassen. Herr Schubert schlägt vor, die Fragen in den nächsten
Fraktionssitzungen zu diskutieren. Die Frage 3 sei seiner Meinung nach falsch
und müsse genauer formuliert werden.
Herr Krause entgegnet auf die Ausführungen von Herrn Bretz,
dass man sich nicht „unterhalten“ sondern entscheiden müsse. Wenn zu den
vorliegenden Fragen keine Änderungsvorschläge gemacht werden können, müsse man
den Antrag ablehnen.
Herr Gohlke sieht das Bemühen der Stadt und der StVV, die
Bürgerbeteiligung zu erhöhen, insbesondere in der Diskussion des
Bürgerhaushalts und befürworte deshalb auch eine Bürgerbefragung. Bezüglich der
Frage 3 sehe er die Bürger nicht in der Lage, die drei Varianten zu prüfen. Er
plädiere dafür, die Fragen wertfrei zu formulieren, sehe aber auch die Gefahr,
dass die Ergebnisse dann nicht verwendbar seien.
Herr Schüler wiederholt seine Ausführungen, dass die StVV
bereits eine Entscheidung getroffen habe, die möglicherweise im Ergebnis der
Befragung aufzuheben sei. Für ihn stehe die Frage, wie solle man den Bürgern
vermitteln, dass es auf die Ergebnisse der Befragung noch ankomme, wenn das
Ende des Entscheidungsprozesses bereits erreicht sei.
Für Herrn Dr. Scharfenberg stehe die Frage, ob man die
Befragung wolle oder nicht. Wenn ja, müsse eine Form gefunden werden, das den
Bürgern nahe zu bringen. Man kann die Bürger nicht einbeziehen wollen und ihnen
dann nichts zutrauen. Bezug nehmend auf die Aussagen zum Zeitpunkt der
Befragung weist Herr Dr. Scharfenberg darauf hin, dass ein früherer Zeitpunkt
gar nicht gewollt war. Der Oberbürgermeister selbst habe dafür plädiert, eine
Bürgerbefragung nach dem Vorliegen der drei Varianten durchzuführen.
Herr Friederich meint, dass Herr Dr. Scharfenberg den
Freizeitbadbau verhindern wolle. Derartige Fragen seien im Zusammenhang mit dem
Bau des Spaßbades in Drewitz nie gestellt worden. Es gebe demokratisch gefasste
Beschlüsse mit konkreten Aufgaben für den Oberbürgermeister.
Herr Exner sieht in der Befragung ein unverbindliches
Instrument, um ein Meinungsbild wiederzugeben. Die Befragung müsse
repräsentativ sein und die vorhandene Sachlage vermitteln. Dies sei ein
hochkomplexer Vorgang, wenn man das seriös machen wolle und die Fragen seien so
zu stellen, dass sie mit Ja oder Nein zu beantworten seien. Selbst wenn das zu
händeln sei, spiele der Zeitfaktor eine große Rolle, weil die StVV im III.
Quartal entscheiden müsse, was gewollt sei. Er meine, eine Befragung befördere
dies nicht.
Frau Grimm äußert, dass es wirklich sehr spät sei, um über
eine Befragung nachzudenken. Sie wundere sich, dass die Fraktionen sich in
erster Diskussion des Antrages für eine Befragung ausgesprochen haben und jetzt
eher dagegen seien. Sicher konnte im Vorfeld niemand wissen, dass die
vorgeschlagenen Alternativen eigentlich eine „Farce“ seien.
Auf Grundlage der vorliegenden Fragen werde die Fraktion der
SPD dem Antrag nicht zustimmen, so Herr Schubert. Der aktuelle Stand mit den
Varianten sei den Stadtverordneten erst heute zur Kenntnis gegeben worden und
diese Information sollte allen Stadtverordneten zugänglich sein. Wenn eine
Beratung in den Fraktionen nicht gewollt sei, könne die Fraktion nicht
zustimmen.
Herr Schüler empfiehlt der Fraktion DIE LINKE. PDS, ein
Bürgerbegehren einzuleiten.
Der Oberbürgermeister meint, man könne sich mit der „Idee
der Befragung anfreunden“, die Art der Fragen und der Zeitpunkt seien jedoch
problematisch. Er schlage vor, dies nochmals in den Fraktionen zu diskutieren
und die Drucksache im nächsten Hauptausschuss erneut zu behandeln.
Herr Dr. Scharfenberg spricht sich gegen den Vorschlag aus,
da die Aussagen der Fraktionen, die vor 4 Wochen gemacht wurden, nun nicht mehr
aufrecht gehalten werden.
Der
Oberbürgermeister stellt die Drucksache zur Abstimmung: