Beschlussvorlage - 02/SVV/0781
Grunddaten
- Betreff:
-
Ehrenbürgerschaft Herrn Siegward Sprotte
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- Fachbereich Kultur und Museum
- Einreicher*:
- FB K/M
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Vorberatung
|
|
|
06.11.2002
| |||
|
04.12.2002
| |||
●
Erledigt
|
|
Hauptausschuss
|
Vorberatung
|
|
Erläuterung
Siegward
Sprotte wurde am 20. April 1913 in Bornstedt geboren. Nach dem Abitur wies Karl
Foerster den hoch begabten Gymnasiasten, dessen Talent er erkannte, an den
Maler Karl Hagemeister. Sprotte wurde Meisterschüler des Künstlers. Durch die
Begegnung mit Hagemeister und bereits vorher durch den Großvater, Ernst Wilhelm
Sprotte, erhielt Siegward Sprotte seine philosophischen und künstlerischen
Prägungen, das Verständnis für botanische Phänomene, gewachsene Strukturen,
sowohl für die Natur als auch für Kunstgärten und bebaute Felder, die den
Lebensraum des Menschen bilden.
In dieser
Zeit entwickelte sich die Beziehung und Verbundenheit zur märkischen
Landschaft, die Heimat war und bis heute Heimat ist. Gleichzeitig entwickelt
Siegward Sprotte durch Reisen, u.a. nach Italien ein kosmopolitische
Künstlertum, das er in späteren Jahren über den europäischen Kontext hinaus
erweiterte und das zum Wesen seiner Arbeiten wurde.
Der Name
des Malers Siegward Sprotte ist untrennbar verbunden mit einer Geistes- und
Kunstströmung, die Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Reihe
bedeutender Vertreter in Potsdam hervorgebracht hat. Diese Strömung wird
charakterisiert durch Persönlichkeiten wie Karl Foerster, Hermann Kasack ,
Wilhelm Kempff, Peter Suhrkamp.
Zwischen
1933 und 1939 ist das Potsdamer Atelier Sprottes Treffpunkt und Begegnungsort
der geistigen Elite, die Günter Wirth in seinem Buch unter dem Titel "Der
andere Geist von Potsdam" vorstellt. Eine Vereinnahmung des Künstlers
Siegward Sprotte durch die Nationalsozialisten gelingt nicht, seine Bilder
werden zur offiziellen Münchener Kunstausstellung 1937 nicht zu gelassen.
Siegward Sprotte wird so zu einer Persönlichkeit, der das Verdienst gebührt, dass Potsdam auf künstlerischem Gebiet mit einer anderen Geisteshaltung
verbunden wird.
Diese
freie, unabhängige und humanistische Geisteshaltung bewahrt sich Siegward
Sprotte auch für den weiteren Lebensweg. 1945 Potsdam verlässt er Potsdam, lebt
auf Sylt. Sein künstlerischer Wirkungskreis wird „weltweit". Fernöstliche
Kunstauffassungen mischen sich mit europäischen Kunstauffassungen, es entsteht
ein Weltgefühl, eine Weltanschauung, die dem Werk Siegward Sprottes seinen
besonderen Charakter verleiht.
Durch
sein künstlerisches Wirken, das auf einer elementaren Verbundenheit mit seiner
Heimatstadt Potsdam-Bornstedt
beruht, die niemals abgebrochen war,
hat sich Siegward Sprotte Verdienste um die Stadt Potsdam erworben. Der Ruf der Stadt,
als Ort der Künste, als weltoffen und tolerant, ist untrennbar mit seinem Namen
verbunden.
Nie hat
er den Kontakt zu seinem Geburtshaus und mit der Stadt verloren. Regelmäßige
jährliche Arbeitswochen führten ihn auch in den Jahren der DDR in sein Atellier
nach Bornstedt. Er entzog sich der
Bevormundung der sozialistischen Kulturdoktrin und versuchte aber auf seine
spezifische künstlerische Weise den Dialog weiterzuführen. 1988 ehrt die Stadt
Potsdam den Künstler Siegward Sprotte mit einer Sonderausstellung zum 75.
Geburtstag im Potsdam-Museum.
1992 wird
die Siegward Sprotte Stiftung gegründet. Zweck der Stiftung ist die Förderung
von Kunst und Kultur durch die Erhaltung des künstlerischen Nachlasses von
Siegward Sprotte als geschlossenen Sammlung und dessen Zugänglichmachung für
die Allgemeinheit sowie durch die Erschließung und Verbreitung seines
philosophisch-schriftstellerischen Werkes. 1994 erscheint die Graphikedition
der Siegward Sprotte Stiftung „Farbfolgen schaffen Landschaft". 1997 Beginn der „Bornstedter Dialoge
", die den Diskurs über künstlerische und gesellschaftliche Fragen wieder
aufnehmen und weiterführen. Aktueller Höhepunkt im BuGA - Jahr war die Karl Hagemeister - Siegward Sprotte
- Ausstellung „Det wächst", die internationale Anerkennung erhielt.
In
Anerkennung dieses außergewöhnlichen künstlerischen Lebensweges, der untrennbar
mit dem Namen der Stadt verbunden ist, wird vorgeschlagen am 24. Januar 2003
beim Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Potsdam Herrn
Siegward Sprotte anläßlich seines 90. Geburtstages im April 2003 die
Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Potsdam zu verleihen.
Fazit finanzielle Auswirkungen
Die
Ehrenbürger haben nach Ehrenbürgersatzung Anspruch auf kostenfreie Benutzung
von städtischen Einrichtungen. Aus der Vergangenheit sind keine Erfahrungswerte
vorhanden, da von diesem Recht bislang kaum Gebrauch gemacht wurde.
Im Übrigen
steht als allgemeine Deckungsquelle die Haushaltsstelle 00200.63010
(Aufwendungen für Ehrenbürger) zur Verfügung.