Antrag - 17/SVV/0348
Grunddaten
- Betreff:
-
Aufnahme von Marie Kunert in den Straßennamenpool
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion SPD
- Einreicher*:
- Fraktion SPD
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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03.05.2017
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07.06.2017
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Erledigt
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Ausschuss für Kultur und Wissenschaft
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Vorberatung
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18.05.2017
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Erläuterung
Begründung:
Marie Kunert, geborene Marie Bombe, wurde am 20. Mai 1871 als ältestes von sechs Kindern als Tochter eines Lehrers in Berlin geboren. Trotz der finanziellen Not der Familie nach dem Tod des Vaters konnte sie mit Hilfe eines Stipendiums eine Ausbildung zur Lehrerin absolvieren und bestand im Alter von nur 19 Jahren das Examen.
Ein Jahr später heiratete sie den Sozialdemokraten Fritz Kunert (1850-1932), der bereits im August 1914 im Reichstag den Kriegskrediten seine Zustimmung versagte. Sie unterstützte seine Tätigkeit als Redakteur des Vorwärts durch Übersetzungen und journalistische Arbeiten. Viele ihrer Artikel erschienen in der „Gleichheit“, einer proletarisch-feministischen Zeitschrift,1892-1923, unter anderem zum Problem der Kinderarbeit und zu Fragen der Sozialhygiene
Ab 1920 war sie, deren Vorträge und Schriften in Kreisen der Arbeiterbewegung viel Beachtung fanden, Mitglied des preußischen Landtags; zunächst für die USPD, ab 1922 für die SPD. Dort beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Problemen der Gesundheit und war maßgeblich an der Verabschiedung des Hebammengesetzes, des Tuberkulosegesetzes und des Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten beteiligt.
1930 entsandte sie der Wahlkreis Potsdam II als Kandidatin der SPD in den Reichstag, wo sie bis 1933 als Abgeordnete u.a. im Ausschuss für die Reform des Bürgerlichen Gesetzbuches und des Strafrechts sowie im Ausschuss für Sozial- und Bevölkerungspolitik tätig war und sich für die Interessen ihres Wahlkreises einsetzte.
Obwohl sie bei der Reichstagswahl im März 1933 wiedergewählt wurde, entschloss sie sich aufgrund des politischen Drucks noch im Jahr 1933 zur Emigration in der Schweiz, wo sie sich unterstützt vom Schweizer Hilfswerks bis zu ihrem Tod im Jahre 1957 als Schriftstellerin und engagierte Korrespondentin an politischen Auseinandersetzungen beteiligte.
(Angaben basieren auf: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus, S. 174, Hannover 1960/wikipedia 11.4.2017/Christel Wickert: Unsere Erwählten Band 2, S. 169, Göttingen 1986 Einige ihrer Artikel finden sich auch in: Werner Lesanovsky (Hg.): Den Menschen der Zukunft erziehen. Dokumente)