Mitteilungsvorlage - 21/SVV/1236

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:

 

 

Die Ergebnisse der Studie zur „Leitbildentwicklung Potsdamer Innenstadt“, die als Handlungsleitfaden und Orientierung für die weitere Entwicklung der Potsdamer Innenstadt genutzt werden sollen.

 

Ausgangssituation

Die Landeshauptstadt Potsdam ist mit deutlich über einer Million Übernachtungsgästen und einer vielfach höheren Zahl von Tagesgästen pro Jahr (2019) eine internationale und deutschlandweite Tourismusdestination. Neben den Schlössern und Gärten, den kulturellen und musealen Angeboten rangiert die historische Innenstadt auf den vorderen Plätzen der Besucherbeliebtheit.

 

Vor diesem Hintergrund ist die Landeshauptstadt Potsdam bestrebt, unter dem Arbeitstitel „Lebendige Innenstadt“ eine koordinierte und abgestimmte stetige Qualifizierung der Potsdamer Innenstadt unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessenslagen sicherzustellen.

 

In den Jahren 2019/2020 wurde das Einzelhandelskonzept von 2014 fortgeschrieben und beschlossen. In diesem Rahmen sind im Wesentlichen aktuelle Kennzahlen erhoben sowie Festlegungen zu den zentralen Versorgungsbereichen in Potsdam getroffen worden.

 

Ein weiterer Leistungsbaustein, der sich mit der weiteren Entwicklung der „Einkaufsinnenstadt Potsdam“ befassen sollte, ist einvernehmlich im Rahmen der Beauftragung aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zurückgestellt bzw. aufgrund der erhobenen Datengrundlage aus der Zeit vor der Krise nicht vertiefend verfolgt worden.

 

Die Landeshauptstadt Potsdam hat sich entschieden, eine Untersuchung zur grundsätzlichen künftigen Funktionalität und zu entsprechenden Entwicklungsszenarien der Potsdamer Innenstadt auszuschreiben. Neben einigen Geschäftsaufgaben in der Innenstadt durch namhafte Filialisten waren auch die Gespräche im Vorfeld einer drohenden Schließung der Galeria-Karstadt-Filiale im „Stadtpalais Potsdam“ maßgeblicher Treiber zur Entscheidung für die Vergabe einer gesonderten Studie.

 

Ausgangspunkt der Überlegung war die Situation, dass die Potsdamer Innenstadt über ihre Funktion als Einkaufs-Innenstadt auch Anspche aus Sicht der Potsdamer und Bewohner, der Besucher und Touristen wie auch aus stadthistorischer Sicht erfüllen muss. Zu diesen zielgruppenspezifischen Anforderungen zählt auch die Erreichbarkeit der Innenstadt.

 

Zudem stellen sich Fragen, ob im Zusammenhang mit sich wandelnden Verhaltensmustern bei allen Nutzergruppen neue Formen und Ansprüche für eine „moderne“ Innenstadt hinsichtlich Aufenthaltsqualität und Erwartungshaltungen der Nutzer zu beachten sind, die zugleich eine ausreichende Berücksichtigung der historischen Innenstadt im Umfeld des UNESCO-Welterbes ermöglichen.

 

Aufgabenbeschreibung und Ablauf

 

Das „Leitbild Potsdamer Innenstadt“ wurde unter Einbindung der Innenstadtakteure und weiteren Interessensvertretungen (z.B. IHK, HBB, Politik u.a.) erarbeitet. In einer Auftaktveranstaltung mit Auftragnehmer (AN) und Auftraggeber (AG) und den vorgenannten Einrichtungen wurden zunächst Gedanken und Impulse der unterschiedlichen Interessen aufgenommen. Untersetzt und präzisiert wurden diese Ergebnisse durch Experteninterviews des Auftragnehmers (Einzelgespräche). Mit den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung sind dann die gutachterlich entwickelten Ergebnisse und Empfehlungen vorgestellt und reflektiert worden.

Der vorliegende Endbericht soll nun den politischen Gremien der Landeshauptstadt vorgestellt werden.

 

Übersicht der Leistungsbausteine:

 

1. Familiarisierung mit relevanten Unterlagen und Untersuchungen

2. Durchführung von Experteninterviews

3. Definition und Durchführung von Beteiligungsformaten

4. Definition der aktuellen Funktionalitäten der Potsdamer Innenstadt

5. Definition künftiger Funktionalitäten der Potsdamer Innenstadt

6. Räumliche Abgrenzung / Definition der Potsdamer Innenstadt

7. Ermittlung und Präsentation von drei „best-practise“ Beispielen

8. Formulierung eines Leitbildes für die Entwicklung der Potsdamer Innenstadt

9. Empfehlungen zur Umsetzung des Leitbildes

10. Definition von Instrumenten und Möglichkeiten zur Umsetzung des Leitbildes

11. Berichterstattung in Gremien der Landeshauptstadt Potsdam

 

Tatchlich wurde pandemiebedingt die oben genannte Auftaktveranstaltung in vier „Mini-workshops“ (Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Innenstadtakteure/Stakeholder) unterteilt und die Zahl der Einzelinterviews erhöht. Die Präsentation des vorläufigen Endberichtes konnte erfreulicherweise am 05.10.2021 in größerer Runde im Rahmen einer Präsenzveranstaltung erfolgen. Die Präsentation der Studienergebnisse wurde in der gut besuchten Veranstaltung (im Wesentlichen bestanden die Teilnehmer aus den zuvor eingebunden und interviewten Vertretern der verschiedenen Interessensgruppen) einvernehmlich bestätigt und begrüßt.

 

Kernergebnisse / Zusammenfassung

Im Ergebnis der vielen Gespräche und Interviews wurde zunächst eine räumliche Definition und Abgrenzung der Innenstadt vorgenommen.

Weiterhin erfolgte eine räumliche Clusterung / Funktionalitätsbestimmung der Innenstadtbereiche hinsichtlich „Einzelhandel und Gastronomie“, „Kultur und Wissenschaft“, „Gesundheit“ und „Verwaltung“ sowie die Darstellung von Entwicklungsachsen.

Mit Blick auf die historisch gewachsenen Strukturen ergeben sich in der Innenstadt Trennungen. Als „zentraler Verknüpfungsraum“ dieser getrennten Strukturen wurden die Flächen an und auf dem Verlauf des ehemaligen Stadtkanals identifiziert. Hierbei geht es nicht um eine weitere Rekonstruierung des ehemaligen Kanalverlaufs, sondern vielmehr um eine Bespielung und Inszenierung der Flächen zu unterschiedlichsten Themen und als Erlebnis- und Erholungsräume.

In einem bebilderten „Rundgang“ zeigt die Studie zahlreiche Ansätze und Beispiele für Optimierungspotenziale („Experimentierfeld“ Nebenstraßen Brandenburger Straße, auto-arme Innenstadt, Verknüpfung Onlinehandel, „Publik Health“ in Verbindung mit den Standorten St. Josef und EvB-Klinikum, Orientierungsachsen, konsumfreie Erlebnisräume u.a.m.) auf, die insgesamt in einem für die Zukunft prozesshaften Umsetzungsprozess zu sehen sind.

Insgesamt fasst die Studie das ermittelte „Potsdam-Gefühl“ mit dem Claim zusammen: „Potsdams Innenstadt schafft Resonanz!“

 

Ausblick / Hackathon

Im Rahmen der Erstellung der Studie zur Innenstadtentwicklung in Potsdam entstand ein Kontakt zur Stiftung „Lebendige Stadt“ in Hamburg. Im Ergebnis wird in Ergänzung zur Potsdamer Innenstadtstudie am 26. und 27.11.2021 ein „Hackathon“ mit Jugendlichen und jungen Leuten jeweils in Potsdam und in Bochum durchgeführt. Die Kosten für die Veranstaltung trägt die Stiftung. Die Ergebnisse werden als Handreichung für weitere Städte durch die Stiftung veröffentlicht.

Folgende Aufgaben- bzw. Fragestellungen sind für die Hackathons vorgegeben:

Bochum:

  1. Wie können wir die Innenstadt mit Hilfe digitaler Services für Besucher attraktiver machen?
  2. Wie sehen smarte Nutzungsideen für die Gebäude "Drehscheibe" und "City Point" aus? (Grundlage für diese Challenges ist die Bochumer Innenstadtvision 2030.)

Potsdam:

  1. Frequenz durch Digitalisierung: Welche Rolle spielen digitale Medien für das Einkaufen aber auch darüber hinaus? Wie machen sich vor allem junge Menschen die Innenstadt durch Online-Tools zugänglich?
  2. Konsumfreie Aufenthaltsqualität: Wo sollten konsumfreie Orte in der Innenstadt entstehen? Wie sehen sie aus? Was sind wichtige Merkmale?
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Anlagen

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