Antrag - 22/SVV/0297
Grunddaten
- Betreff:
-
Neubenennung der ¿Enver-Pascha-Brücke¿ in Potsdam-Babelsberg
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion CDU
- Einreicher*:
- Fraktion CDU
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Entscheidung
|
|
|
04.05.2022
| |||
|
06.12.2023
| |||
●
Gestoppt
|
|
Ausschuss für Kultur
|
Vorberatung
|
|
|
23.06.2022
|
Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Neubenennung der sogenannten „Enver-Pascha-Brücke“ zwischen den Potsdamer Stadt- bzw. Ortsteilen Babelsberg und Klein Glienicke soll nach dem jüdischen Schriftsteller Franz Werfel erfolgen. Werfel hat mit seinem berühmten Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ dem Genozid am Armenischen Volk ein weltweites Denkmal gesetzt und dabei auch die Verantwortung des zeitweiligen Bürgers von Potsdam/Neubabelsberg, Enver Pascha, ausdrücklich geschildert.
Dies soll der Oberbürgermeister beim Wasser- und Schifffahrtsamt Spree-Havel beantragen, verbunden mit der Eintragung in Karten und offiziellen Dokumenten.
Erläuterung
Begründung:
Franz Werfel (geb. am 10.9.1890 in Prag, gest. am 26.8.1945 in Beverley Hills) war jüdisch-deutsch-böhmischer Herkunft und hat sich nach einer Reise 1929 in die Gebiete des Genozids an den Armeniern intensiv mit dem Schicksal dieses Volkes der Jahre 1915-1917 ff. auseinandergesetzt. Daraus ist der im November 1933 veröffentlichte, weltbekannte Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ entstanden. In mehreren Kapiteln beschreibt Werfel ausdrücklich die Verantwortung des ehemaligen Kriegsministers Enver Pascha und anderer Regierungsmitglieder sowie den mutigen Einsatz des früheren Potsdamer Theologen Johannes Lepsius vor Ort. Lepsius ist bereits mit einer Straßenbenennung in Bornstedt geehrt worden.
Der Potsdam-Bezug besteht in der Mitverantwortung des Deutschen Kaiserreichs am Völkermord an den Armeniern im ersten Weltkrieg. Dies drückte sich ganz konkret noch zum Kriegsende dadurch aus, dass Enver Pascha mit einem deutschen U-Boot in einer geheimen Mission über Odessa nach Deutschland fliehen konnte.
Hier fand er ausgerechnet in Potsdam, und zwar in einer Villa im damaligen Neubabelsberg in der Spitzweggasse, bei einem bekannten Orientforscher Zuflucht, wo er längere Zeit in cognito lebte. (Nach dem Umbruch in der Türkei war Enver Pascha in Abwesenheit wegen des Genozids zum Tode verurteilt worden.)
Deswegen ist Franz Werfel mit seinem Roman über den Völkermord an den Armeniern und damit der weltweiten Aufklärung dieser Verbrechen und ihrer Verantwortlichen die konsequenteste und sichtbarste Antwort auf die bereits beantragte Umbenennung dieser Brücke.
Der Roman von Franz Werfel ist 1978 vom Aufbau-Verlag in der Reihe Taschenbibliothek der Weltliteratur veröffentlicht worden und ist dadurch auch in der DDR einem breiten Publikum zugänglich geworden.
Franz Werfel musste wegen seiner jüdischen Abstammung nach dem sogenannten „Anschluss Österreichs“ 1938 gemeinsam mit seiner Frau Alma Mahler-Werfel unter Lebensgefahr über Frankreich, Spanien und Portugal in die USA fliehen. 2006 wurde ihm postum die Ehrenbürgerschaft Armeniens verliehen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
---|---|---|---|---|---|
1
|
(wie Dokument)
|
55,5 kB
|