Beschlussvorlage - 00/SVV/0897
Grunddaten
- Betreff:
-
Erste Änderung zur Taxitarifordnung
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- Fachbereich Ordnung und Sicherheit
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Entscheidung
|
|
|
06.12.2000
|
Erläuterung
Begründung.
In allen Landkreisen und kreisfreien Städten
des Landes Brandenburg wurden in den zurückliegenden Monaten die
Taxitarife erhöht, um den gestiegenen Kosten entgegenzuwirken
In vielen Bereichen im Umfeld des Taxigewerbes hat es zwischenzeitlich
eine regelrechte
Kostenexplosion gegeben, die die Unternehmerschaft ohne deutliche Tarifanhebungen nicht mehr verkraften kann.
Der veränderte Tarif
sollte zum 01.01.2001 wirksam werden, um dann ab dem 01.01.2002 problemlos
in die EURO-Währung umgerechnet zu werden.
Die derzeitigen Tarife
lassen von der rein technischen Seite keine Umstellung zu. Die Taxameter
können nur so umgestellt werden, dass nach dem Komma Zehnerstellen, nicht jedoch
Einerstellen ausgewiesen werden können.
Vom Bundesministerium für
Finanzen, Arbeitsstab Europaische Wirtschafts- und Wahrungsunion,
wurde zu dieser Problematik folgendes mitgeteilt:
Europäisches
Gemeinschaftsrecht verlangt, dass bei Umrechnungen zunächst mit dem
vollen Umrechnungskurs von 1 EURO = 1,95583 DM gerechnet und anschließend auf
zwei Nachkommastellen gerundet wird. Diese Regelung bewirkt jedoch nicht, dass
die sog. Glättung von Signalbeträgen" unmöglich gemacht wird.
Da es sich bei dieser nicht um Umrechnungen, sondern um konstitutive Neufestsetzungen
handelt, bestehen auch keine rechtlichen
Bedenken aufgrund des festgelegten Umrechnungskurses."
Der vom Landeseichamt Eberswalde aufgeführte
Zeitplan zur Euro-Umstellung zeigt die zwingende
Notwendigkeit der umgehenden Beschlussfassung der Tarife.
Zeitplan für die Euro-Umstellung ab 01.01.2002
Phase |
Beschreibung |
Zu erledigen |
1. |
Neue Euro-Tarifanträge des Gewerbes |
umgehend |
2. |
Genehmigungsverfahren durch die
Ordnungsbehörden |
bis 30. Juni 2001 |
3. |
Programmierung der neuen Euro-Tarife durch
die Hersteller |
bis 30. September 2001 |
4. |
Prüfung der neuen Euro-Tarife durch das
Eichamt Eberswalde |
bis 31. 10.2001 |
5. |
Eichung der bereits
umgestellten FPA mit automatischer Umstellung der FPA auf Euro Umstelldatum:
02.01.2002- 0.00 Uhr |
jeweils nach Tarifveröffentlichung
und Programmfreigabe möglich |
6. |
Umstellung der FPA ohne
automatische Tarifumstellung/ Tausch der Währungsanzeige/Schriftblatt
etc. |
ab 01. Januar 2002 bis 31.
März 2002 |
7. |
Eichung der Fahrpreisanzeiger |
ab 01. Januar 2002 bis 3
1.März 2002 |
Der veränderte Tarif sollte wie folgt festgelegt
werden:
_ gültig bis 31.12,2000 ab 01,01.2001 (EURO)_ ab 01.01.2002
a) Einschaltgebühr
für
Taxen mit 5 Sitzplatzen 3,50 DM 3,80 DM 1,942 . 1,90
Euro
b) Einschaltgebühr für
Taxen mit mehr als
5 Sitzplätzen 10,00DM 10,00
DM 5,112 5,00Euro
c) Entgelt je km
werktags von
06:00 - 22:00 Uhr 1,90DM 2,20 DM 1,124 1,10 Euro
werktags
von
22:00 - 06:00 Uhr
sowie Sonn-und Feiertags 2,10 DM 2,40 DM 1,227 1,20 Euro
d) Wartezeit je Minute 0,40 DM 0,40 DM 0,204 0,20 Euro
e)
jedes größere Gepäckstück
(Koffer,
Reisetasche) 1,00 DM 1,00 DM 0,511 0,50 Euro
f) Mitnahme eines Tieres
(außer
Blindenhunde) 1,00 DM 1,00 DM 0,511
0,50 Euro
g) Gebühren für Funkvermittlung 1,00 DM 1,00 DM 0,511 0,50 Euro
h)
Gebühren für bargeldlose
Zahlung 2,00 DM 1,022 1,00 Euro
Die Änderung der seit dem 01.09.1997 nicht
mehr angepassten Tarife begründet sich in der stetigen
Kostensteigerung im Taxigewerbe. Zu nennen waren beispielsweise die zweite Stufe
der Öko-Steuerreform, die Preissteigerungen bei Versicherungen, Reparaturen
sowie Gebühren für die jährlich durchzuführenden Haupt-, Abgas-
und Eichuntersuchungen. Durch die zum 01. Juli 2000 in Kraft getretene
Änderung der Berufszugangsverordnung muss der Unternehmer für
jedes seiner Fahrzeuge eine Eigenkapitalsbescheinigung in Höhe
von 4.500,00 DM (vorher: 3.000,00 DM) nachweisen.
Um diese Kosten decken zu können, sind gerade
Einzelunternehmer gezwungen, ihre tägliche Arbeitszeit zu
verlängern. Welche Risiken sie damit für sich und ihre Fahrgaste auf sich
nehmen, muss nicht näher erläutert werden.
Zur Unterstützung der genannten Aussagen hier
noch einige Preisbeispiele, um die
Situation der Unternehmer im Taxigewerbe zu verdeutlichen.
Diesel kostete im Jahre 1994 im günstigsten
Fall 0,97 DM, im Monat Oktober des Jahres 2000 ist 1 Liter nicht
unter 1,72 DM zu bekommen.
Dies bedeutet eine Kostensteigerung von 80%.
Zu beachten ist weiterhin, dass die 3. Stufe der Öko-Steuerreform noch
einmal den
Kraftstoff um 6 Pfennig pro Liter verteuern
wird.
Bei den Instandhaltungskosten für die
Fahrzeuge hat es sowohl im Reparatur- als auch im
Ersatzteilbereich in den letzten Jahren
enorme Steigerungen gegeben.
So kostet derzeit eine Arbeitsstunde in den
Reparaturwerkstätten bei Mercedes-Benz (90%
aller Taxen sind vom Fabrikat her Mercedes)
im Durchschnitt 160,00 DM.
Im Vergleich zum Jahre 1994 ist dies
ebenfalls eine Steigerung in Höhe von 60%
(damalige Kosten 100,80 DM).
In der Stadt Potsdam
existieren derzeitig 132 zugelassene Taxiunternehmen mit insgesamt 228
Fahrzeugen. Davon gibt es 108 Einzelunternehmen, dies entspricht einem Gesamtanteil von 81,8%.
Die anderen 24 Unternehmen verfügen über zwei und mehr Fahrzeuge.
Auf der Grundlage der §§13, 39, 51, 54 und 61
Personenbeförderungsgesetz (PBefG) wurde in den Monaten Juli
und August 2000 eine Unternehmensbefragung und Schichtberichterstattung
durchgeführt, um z.B. über die aktuelle Entwicklung der Ertrags- und Kostenlage
unter Einbeziehung der Einsatzzeit, der Taxendichte sowie über Chancen und Risiken
im Bereich des Taxigewerbes aussagefähig zu sein. Bei
der Auswertung sind folgende Ergebnisse entstanden:
Einzelunternehmen
durchschnittliches
Jahreseinkommen 1998___________ 1999
14.293,
10 DM 13.082,72 DM
Gründe für den Rückgang der
Einkommen bestehen vor allem bei den enorm angestiegenen Kosten, sei
es nun bei den Kraftstoffpreisen, bei den durchzuführenden Reparaturen
an den Fahrzeugen usw. Bei 79% aller Einzelunternehmen wurde die Arbeitszeit
erhöht, d.h. die Unternehmer arbeiten im Durchschnitt 11 bis 13 Stunden in
einer 6-Tage-Schicht-Woche. Abschließend kann festgestellt werden, dass sich
bei 21,2% der Unternehmen die Ertrags- und Kostenlage
verbessert hat, bei 24% ist sie gleich geblieben, dem
jedoch stehen 54,8% der Unternehmen gegenüber, wo eine deutliche Verschlechterung,
verglichen mit 1998, eingetreten ist.
1998 1999
gleichbleibende Ertragslage
bei 24% 10.114,26 DM 10444,43 DM
verbesserte Ertragslage bei
21,2% 15.153,21DM 21.877,06DM
verschlechterte Ertragslage bei 54,8%
17.611.83 DM 6.926,67 DM
Berücksichtigt sollte bei dieser Analyse
werden, dass bei gleichbleibender Ertragslage von +7-1000,00
DM ausgegangen wurde.
Mehrwaqenunternehmen
durchschnittliches
Jahreseinkommen 1998___________ 1999 (Werte
sind nur anhand
eines Fahrzeuges ermittelt worden)
6686,16DM 6.508,31 DM
Gründe für den Rückgang bei den
Mehrwagenunternehmen sind unter anderem bei den gestiegenen
Sozialleistungen, Unterhaltungskosten für die Fahrzeuge, aber auch deutlichem
Rückgang der Krankenkassen-Fahrten zu suchen.
Anders als bei Einzelunternehmen haben diese
Unternehmer die Verantwortung für Ihre Angestellten, die tägliche
Arbeitszeit beträgt hier ebenfalls in der Regel 11 Stunden.
Ein weiterer, nicht unwesentlicher Grund für
die gestiegenen Preise sind die Änderungen des 630,00 DM-Gesetzes.
Dadurch ist die Zahl der Aushilfsfahrer erheblich gesunken.
Nach Auffassung der Verwaltung ist die vom
Landes-Zentralverband der Personenverkehrsunternehmer e.V.
beantragte Tariferhöhung marktgerecht und betriebswirtschaftlich begründet.
Die Industrie- und
Handelskammer Potsdam stimmt der beantragten Gebührenerhebung ebenfalls
zu.
Die hier aufgeführten Kostensteigerungen
erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie stehen nur
beispielgebend für den enormen
Kostendruck, dem gerade das Taxigewerbe gegenwärtig unterliegt.
In der von unserer Seite aus durchgeführten
Unternehmerbefragung im Monat Juli 2000 wurde in der Auswertung
bestätigt, dass die von den Unternehmern zu leistenden Ausgaben
1999 wesentlich höher waren, als noch im Jahre 1998.
Die nun dargestellten Tarife sind sowohl für
den Fahrgast, als auch für den Unternehmer nachvollziehbar und von
technischer Seite aus umsetzbar.