Mitteilungsvorlage - 03/SVV/0631
Grunddaten
- Betreff:
-
Städtebaulich-Wohnungspolitische Handlungsschwerpunkte
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- FB Stadtplanung und Bauordnung
- Einreicher*:
- Herr Kahle, Tel. 2516
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
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|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Anhörung
|
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03.09.2003
|
Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:
Die Stadtverwaltung war mit der Drucksache 02/SVV/0699
beauftragt worden, einen Workshop Bornstedter Feld durchzuführen und über
dessen Ergebnisse zu berichten.
Im Ergebnis des für das Bornstedter Feld durchgeführten
Wokshops nimmt die Stadtverordnetenversammlung folgende Mitteilung zur
Kenntnis:
Der in
drei Etappen durchgeführte Workshop Bornstedter Feld hat die grundsätzlichen
Aussagen des Stadtentwicklungskonzeptes Wohnen bestätigt und deutlich gemacht,
dass dessen Entwicklung in enger Beziehung zur gesamtstädtischen
Wohnentwicklung steht. Deshalb ist das Ergebnis des Workshops im Zusammenhang
mit den beiden anderen Handlungsschwerpunkten der Stadtentwicklung dargestellt
worden.
Städtebaulich-wohnungspolitische Handlungsschwerpunkte
1.
Situation
/ Grundsätze
In der ersten Jahreshälfte 2002 ist
in intensiver Diskussion zwischen Vertretern der Wohnungswirtschaft, der
Mietervereine, den städtischen Treuhändern und den inhaltlich berührten
Fachbereichen der Verwaltung als Beitrag zum Wettbewerb „Stadtumbau Ost“ ein
Stadtentwicklungskonzept Wohnen erarbeitet worden. Dabei ist von Beginn an
betont worden, dass Potsdam – anders als fast alle teilnehmenden Kommunen –
nicht von massiven und zunehmenden Leerständen betroffen ist, also Fragen der
gezielten Reduzierung des Wohnungsbestandes nicht im Mittelpunkt der
Betrachtung stehen können, großflächige Maßnahmen sogar mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können.
Das Konzept geht von einem künftigen
präventiven Ansatz aus: Unzweifelhaft sind deutliche, vor allem
strukturelle Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung zu erwarten. Damit
sind einerseits veränderte Nachfragebedingungen am Wohnungsmarkt verbunden,
andererseits auch eine erhebliche Unsicherheit darüber, wie sich diese
Veränderungen mittelfristig gestalten. Deshalb muss danach gefragt werden,
welche Orientierung in den unterschiedlichen Beständen und
Entwicklungspotentialen aktuell und in nächster Zukunft gelten muss, damit
einer veränderter Nachfrage entsprochen werden kann und zugleich auch noch eine
Offenheit für ein Reagieren auf noch nicht absehbare Bedingungen gewährleistet
bleibt.
Das Stadtentwicklungs-Konzept hat
verschiedene inhaltliche Handlungsschwerpunkte identifiziert:
·
der
Sache nach
·
die
Fortführung der Erneuerung in den zentralen Bereichen der Innenstädte in
Potsdam und Babelsberg,
·
die
Überprüfung der Profilierung der Angebote in den Entwicklungspotentialen für
den Wohnungsneubau, um in der Konkurrenz gegenüber dem Umland möglichst stark
zu sein, ohne zugleich den städtischen Wohnungsmarkt durch unnötige interne
Konkurrenz zu schwächen,
·
die gezielte
Profilierung des Bestandes in den großen Gebieten des industriellen
Wohnungsbaus und deren Ausrichtung auf die zu erwartenden Veränderungen in der
Nachfrage,
·
der
räumlichen Betrachtung nach in den Bereichen
·
historisches
Stadtzentrum,
·
Bornstedter
Feld
·
Stern
/ Drewitz / Kirchsteigfeld / Waldstadt / Schlaatz
Die grundsätzliche Linie der
präventiven Ausrichtung auf die Anpassung an zu erwartende strukturelle
Veränderungen anstelle von Strategien des Umgangs mit Stagnation oder Rückbau
hat sich durch weitere Erkenntnisse in der Zwischenzeit bestätigt. So belegen
Betrachtungen zur aktuellen Bevölkerungsentwicklung, dass die Stadt aktuell
mehr an Einwohnern gewinnt, als noch in den vergangenen Jahren prognostiziert;
dieser Trend scheint auch stabil zu sein und ist vor allem auf
Wanderungsgewinne zurückzuführen.
Die Bevölkerungsprognose des
Landesumweltamtes Brandenburg für Potsdam sagt bis 2015 einen jährlichen
Zuwachs von ca. 600 Personen voraus. Die Haushaltsgröße wird in diesem Zeitraum
von gegenwärtig 2,09 Personen auf 1,95 Personen abnehmen. Aus diesem Grund und
der anhaltenden Tendenz zu einer Wohnwertverbesserung kann für Potsdam mit
einem zusätzlichen Nachfragevolumen von ca. 11.600 Wohneinheiten bis 2015
gerechnet werden. Das bedeutet im Schnitt 650 – 700 Wohneinheiten jährlich. Zu
beachten ist die Zunahme kleiner Haushalte (siehe
Abnahme Haushaltsgröße bis 2015)
aber auch der bleibende Bedarf an familiengerechten Wohnungen und
entsprechenden Rahmenbedingungen.
Seit der Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzeptes
Wohnen ist nicht nur kontinuierlich die Erneuerung der historischen
Zentrumsbereiche fortgeführt worden. Zugleich ist auch intensiv die
Profilierung der Neubaugebiete diskutiert und planerisch weiterentwickelt
worden. Die Frage der Profilierung der Entwicklungspotentiale für den
Wohnungsneubau ist vorrangig für den räumlichen Schwerpunktbereich Bornstedter
Feld in mehreren Workshops behandelt und unter breiter Beteiligung von Experten
unterschiedlicher Blickwinkel diskutiert worden.
Neben vielen, mit den bisherigen Bemühungen korrespondierenden Erkenntnissen ist dabei vor allem eines deutlich geworden: das Ziel einer offensiven Vermarktung der Potentiale im Interesse einer Stärkung Potsdams im regionalen Wohnungsmarkt setzt eine eindeutige stadtentwicklungspolitische Schwerpunktsetzung für das Bornstedter Feld voraus. Ohne ein klares Bekenntnis zu einem ablesbar profilierten Entwicklungsbereich wird es sonst, erst recht in der aktuellen Situation des Immobilienmarktes, nicht gelingen, die notwendigen Impulse für Einzelnachfrage und Investment zu generieren und die Potentiale so zu aktivieren.
Deshalb ist es erforderlich, die drei, bereits oben angesprochenen, stadtentwicklungspolitischen Handlungsschwerpunkte noch einmal ausdrücklich in ihrer Priorität gegenüber anderen vielfältigen Aufgaben der städtebaulichen Entwicklung hervorzuheben und in ihrer Ausrichtung und Profilierung zu beschreiben.
Dabei ist unter diesen sachlichen
Handlungsschwerpunkten und ihrer räumlichen Verankerung in der Stadt kein
Vor- oder Nachrang zu definieren, sie sind alle drei gleichermaßen
unverzichtbar für die zu erwartende strukturelle Veränderung der Stadt
mit deren zumindest für die nächsten Jahre sicherem Wachstum. Eine erfolgreiche
Konzentration auf diese Handlungsschwerpunkte setzt aber zugleich voraus, dass
andere, nicht diesen Schwerpunkten zugeordnete Projekte der städtebaulichen
Entwicklung nicht konkurrierend, sondern allenfalls ergänzend und nachrangig
vorangetrieben werden, und dass bei der Analyse und Aktivierung weiterer
Potentiale die Abstimmung mit den genannten Handlungsschwerpunkten erster
Maßstab ist.
Bei der Profilierung der
Handlungsschwerpunkte muss über die aktuell erkennbaren und zu formulierenden
Strategien des kurzfristigen Handlungsbedarfs und der dafür einzuleitenden
Maßnahmen auch darauf geachtet werden, dass genügend Entscheidungs- und
Handlungsspielräume verbleiben. Nur so ist gewährleistet, dass auch im Laufe
der weiteren Entwicklung für die – auf mittlere Sicht weiterhin gegebenen –
Unsicherheiten noch Chancen für eine aktive Steuerung und Reaktion gegeben
sind.
Für die Handlungsschwerpunkte sollen
deshalb hier in einer knappen Übersicht folgende Fragen beantwortet werden:
·
Welche
Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung des Handlungsschwerpunktes
und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
·
Welche
aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von Entscheidungsspielräumen für die
weitere Entwicklung und wie können sie der aktuellen Ausrichtung nutzbar
gemacht werden?
·
Wo
liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Die aktuellen Leerstände in den
historischen Vorstädten stellen keine Handlungsschwerpunkte dar.
Diese Gebiete werden als „selbsttragende Gebiete“ eingeschätzt, die mit
zunehmender Sanierung auch zunehmende Nutzung erfahren, weil sich damit der
nutzbare Wohn- und Gewerberaum erhöht und gleichzeitig auch eine
Preisregulierung stattfindet.
Für die drei
Handlungsschwerpunktbereiche gilt, dass eine Streichung oder wesentliche
Reduzierung der Städtebauförderung die Fortführung der Maßnahmen in Frage
stellt.
2. Die
Sanierungsgebiete Potsdam / Babelsberg
Seit mehr als 10 Jahren werden in den historischen
Stadtzentren von Potsdam und Babelsberg mit Erfolg Stadterneuerungsmaßnahmen
durchgeführt. Eine eindeutige Prioritätensetzung der Stadt, unterstützt durch
umfangreiche Mittel aus der Städtebauförderung haben es ermöglicht, dass die
beiden Innenstädte wieder zu attraktiven Wohnstandorten geworden sind.
Wachsende Einwohnerzahlen seit 1998 belegen die Erneuerungsfortschritte, die
nicht nur für die Gebäude, sondern auch den öffentlichen Raum und die soziale
Infrastruktur festzustellen sind. Zudem schätzen die Bewohner die zunehmende
Nutzungsvielfalt und die daraus resultierende Nähe zu Kitas, Schulen,
Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Angeboten, die ein „Wohnen der kurzen
Wege“ ermöglicht. Bei den sanierten Gebäuden dominiert eindeutig das
freifinanzierte Mietwohnungsangebot.
Eine Bestandsaufnahme des Stadterneuerungsprozesses in den
beiden Innenstädten zeigt jedoch, dass noch ein erheblicher Handlungsbedarf
besteht. So weisen noch rd. ein Drittel aller Gebäude in Babelsberg und ca. ein
Viertel der Gebäude in der Potsdamer Innenstadt mittleren bis hohen
Sanierungsbedarf auf, und für rd. 50% der Straßen in Babelsberg und ca. 40 %
der Straßen in der Potsdamer Innenstadt steht die Erneuerung noch aus. Insofern
ist es notwendig, den Sanierungsprozess mit gleicher Intensität auch in den
nächsten Jahren fortzusetzen. Dabei gilt es besondere Anstrengungen auf die
Beseitigung des noch immer vorhandenen Leerstandes zu konzentrieren und das
Wohnungsangebot entsprechend den Erkenntnissen des Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes vielfältiger zu gestalten, um für möglichst viele
Bevölkerungsgruppen das Wohnen in den historischen Zentren attraktiv zu machen.
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Ausgangspunkt für eine weitere
Attraktivierung ist die bereits herausgebildete Profilierung der einzelnen
Gebiete. Während alle Sanierungsgebiete eine im Vergleich zur Gesamtstadt
Potsdam deutlich jüngere Bevölkerung aufweisen (Durchschnittsalter Innenstadt
rd. 33 Jahren; Babelsberg rd. 36 Jahre; Potsdam insges. 41 Jahre), sind in der
Innenstadt eher die Ein- und Zwei-Personenhaushalte vertreten, während in
Babelsberg bezogen auf die Gesamtstadt ein überdurchschnittlicher Anteil an
Haushalten mit Kindern lebt.
Die Fortführung der Sanierungsaktivitäten
in der Potsdamer Innenstadt konzentriert sich vornehmlich auf die
Bestandssanierung. Auf Grundlage der vereinbarten Sanierungsziele (50 %
Wohnen/50 % Gewerbe) ist der ehemals befürchteten Verdrängung der Wohnfunktion
durch Gewerbeeinheiten entgegen gewirkt worden. Ein Verdrängungswettbewerb zu
Lasten der Wohnfunktion wird in naher Zukunft für die Potsdamer Innenstadt
nicht befürchtet. Areale für qualitätvollen Neubau sind in der Potsdamer
Innenstadt nur in begrenztem Umfang vorhanden, etwa im Block 27 (ca. 80
Wohneinheiten), in der Gutenbergstraße 106-108 (ca. 25 Wohneinheiten) sowie im
Sanierungsgebiet Potsdamer Mitte (ca. 100 Wohneinheiten). Randbereiche wie das
Französische Quartier bieten weitere Potenziale. Diese Neubaupotenziale können
dazu beitragen, die Wohnfunktion in den Innenstadtbereichen weiterhin zu
stärken. Gleiches gilt für städtische Privatisierungsobjekte, wo künftig
mittels Bündelung aus Städtebauförderung und Wohnungsbau- und
Eigentumsförderung intelligente Bauherrenmodelle zu entwickeln sind, die
selbst nutzende Eigentümer bzw. Eigentümergemeinschaften bei der Sanierung
besonders unterstützen.
Bei den Neubauten sollen Wohnbedürfnisse älterer Menschen
(barrierearme Wohnung) berücksichtigt werden.
Insgesamt stellen die konkretisierten Sanierungsziele für
die fünf innerstädtischen Sanierungsgebiete und die damit bestehende
Förderkulisse eine nach wie vor aktuelle Grundlage für den Erhalt und die
denkmalgerechte Wiederherstellung der beiden historischen Stadtkerne dar.
Schwerpunkt der Fortführung der Sanierungsaktivitäten in
Babelsberg ist die Leerstands-beseitigung von ca. 450 Wohnungen. Neben der
freifinanzierten Sanierung werden die mietpreisdämpfenden Fördermöglichkeiten
(Wohnungsbauförderung, Investitionszulage, Städtebauförderung) genutzt, um auch
künftig Wohnungen im unteren bis mittleren Preissegment anzubieten. Daneben
werden selbstnutzende Eigentümer bzw. Eigentümergemeinschaften bei der
Sanierung besonders unterstützt. Vorhandene Baulücken bzw.
Brachflächen für ca. 500 Wohnungen bieten zudem die Chance, durch
qualitätvollen Neubau von Reihen- bzw. Stadthäusern oder altengerechten
Wohnformen, das Wohnen in zentraler Lage mit Grünbezug für weitere
Nachfragergruppen zu ermöglichen und gleichzeitig zur Standortvielfalt in der
Stadt Potsdam beizutragen. Gerade das „Wohnen der kurzen Wege“ lässt sich in
den Innenstädten in besonderer Weise verwirklichen und findet bei Familien mit
Kindern und älteren Menschen eine wachsende Resonanz.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von
Entscheidungsspielräumen für die weitere Entwicklung und wie können sie der
aktuellen Ausrichtung nutzbar gemacht werden?
Die Sanierungsmaßnahmen sind auf eine zügige Realisierung angelegt. Die Maßnahmen sind daher so konkret wie möglich gefasst. Mittel oder längerfristige Optionen wären hier kontraproduktiv und spielen deshalb keine Rolle
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Ein wesentliches Risiko für den Erfolg der
Sanierungsmaßnahmen liegt darin, nicht alle Akteure der Stadtentwicklung auf
der öffentlichen und der privaten Seite rechtzeitig und intensiv einzubinden um
in einem integrierten Handlungsansatz arbeiten zu können. Dabei muss die
Förderung von Bund und Land weiterhin im bisherigen Rahmen gesichert werden.
Ein weiteres Risiko liegt in der gesamtstädtischen
Verteilung der Einzelhandels- und Dienstleistungsfunktionen und der sozialen
Infrastruktur. Die Sanierungsgebiete sind die beiden Zentren Potsdams. Um
diesen Aufgaben gerecht werden zu können müssen hier auch wesentliche Teile des
Einzelhandels- und Dienstleistungssektors der Stadt angesiedelt sein, über die
zur Versorgung des Gebietes notwendigen Einrichtungen hinaus. Um die Zentren
als Wohnstandort attraktiv zu halten ist ebenso die Sicherung der sozialen und
kulturellen Infrastruktur notwendig.
3. Das Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld
Das Bornstedter Feld erfüllt eine wichtige
Funktion für den städtischen Wohnungsmarkt. Eine Realisierung von weiteren ca.
4.000 Wohneinheiten auf dem Bornstedter Feld (ohne Bestandskasernen und ohne
Jungfernsee) erscheint realistisch (Analyse & Konzepte: ca. 2.200 –
2.800 Wohneinheiten bis 2015),
d.h. etwa ein Drittel des in Potsdam nachgefragten Wohnungsbaus. Ein höherer
Anteil am Wohnungsbau in Potsdam erfordert ein klares Bekenntnis der Stadt zum
Standort Bornstedter Feld und entsprechende Schwerpunktsetzung bei der
gesamtstädtischen Entwicklung.
Für den Mehrfamilienhausbau (Geschossbau) im Bornstedter
Feld wird im Gutachten Analyse & Konzepte ein
Nachfragevolumen (ohne Bestandskasernen und ohne Jungfernsee) zwischen 1.700
und 2.000 Wohneinheiten geschätzt (davon 1.300 – 1.500 Miet-Wohneinheiten, 200
– 300 Eigentums-Wohnungen, 150 –200 Stadthäuser). Im Eigenheimbau liegt nach
Analyse & Konzepte ein Nachfragevolumen von 600 bis 800
Wohneinheiten, davon ca. 150 bis 200 als freistehende
Einfamilienhäuser.
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Die Untersuchungen der Gruppe Planwerk und des Entwicklungsträgers unter Einbeziehung des von Analyse & Konzepte geschätzten Mengengerüsts ergaben, dass für die kommenden Jahre für die qualitativ überwiegende Nachfrage nach Miet- und Eigentumsangeboten im Mehrfamilienhaus im Bornstedter Feld ausreichend Baulandpotentiale vorbereitet sind, ebenso für die angenommene Nachfrage nach freistehenden Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern und auch für sonstige Wohnformen oder Nischenangebote (Stadthäuser, Studentenwohnungen, Lofts u.a.).
Dabei wird seitens der Gutachter für die ausgewählten Untersuchungsbereiche im Bornstedter Feld von einer Nachfrage von 1.800 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern mit möglichst zahlreichen eigenheimähnlichen Qualitäten (Balkone, Terrassen, Grünbezug) sowie von bis zu 800 Einheiten der Eigenheim-Typologien und zusätzliche 200 sonstigen Angeboten ausgegangen. (Die ausschließlich privatwirtschaftlich betriebene und ein hochpreisiges Angebotssegment bzw. ein sehr einkommensstarke Nachfrage anstrebende Entwicklung am Jungfernsee blieb außer Betracht.)
In Orientierung an der Bevölkerungsentwicklung in den
verschiedenen Altersgruppen werden neben dem familiengerechten Wohnungsbau künftig
zunehmend der altersgerechte Wohnungsbau und Angebote für das Wohnen in Ein-
und Zwei- Personen-Haushalten Bedeutung für die Projektentwicklung einnehmen.
Bisherige Entwicklungsinseln in der Gartenstadt (z.B.
Ökohäuser GSW) sollten aus der städtebaulichen Einzellage soweit möglich
herausgeführt und in den Bebauungszusammenhang eingebunden werden, um
zusammenhängende Quartiere zu schaffen.
Die geplante Bebauungstypologie kann im wesentlichen
beibehalten werden bei Anpassung im Typen-Mix und teilweiser Reduzierungen beim
Maß der baulichen Nutzung . Eine vorzugebende gestaltende Ordnung zur Sicherung
der Werthaltigkeit des Grundstückes (Nachbarsicherheit) in den
Einfamilienhausgebieten wird befürwortet.
Für die Entwicklung der eher städtisch geprägten Geschossbau-
oder Mehrfamilienhausgebiete mit Entwicklungspriorität werden
immobilienwirtschaftlich rentable Projektentwicklungen initiiert, um der
prognostizierten Nachfrage mit marktfähigen Angeboten zu begegnen. Hierfür
eröffnen das gegenwärtige Zins- und Mietenniveau in Potsdam
Entwicklungsperspektiven, da eine wirtschaft-liche Investition bei einer
Miethöhe von 7,00 € bis 7,50 € darstellbar ist.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von
Entscheidungsspielräumen für die weitere Entwicklung und wie können sie der
aktuellen Ausrichtung nutzbar gemacht werden?
Zur Neuorientierung der Vermarktungsstrategien offenbaren die Ergebnisse der Untersuchung der Wohnungsmarktentwicklung die Notwendigkeit der schwerpunktweisen Entwicklung von Grundstücken und Gebäudetypen für freifinanzierten bzw. nicht belegungs- und preisgebundenen Mietwohnungsbau.
Unter Berücksichtigung der
gegenwärtig nachgefragten Wohnungs- und Haustypologien sowie des zu erwartenden
Nachfragepotentials empfehlen die Gutachter, die weitere Entwicklung vorerst
verstärkt auf die Südliche und Nördliche Gartenstadt sowie die Kaserne
Pappelallee (kosten-sparender Wohnungsbau-Bereich zwischen Georg-Hermann-Allee
und Park) zu orientieren.
Angesichts der heterogenen Nachfrage
im Miet- und Eigentumsbereich wird die stadtwirtschaftlich bedeutsame Zügigkeit
der Entwicklung im Bornstedter Feld nur auf Grundlage eines breiten,
diversifizierten Angebots bzw. Wohnungs- und Typen-Mixes erreichbar sein. Eine
Prioritätensetzung bzgl. Der Entwicklungszeiträume der Teilbereiche im
Bornstedter Feld wird aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Vermarktung
für erforderlich gehalten, eine längerfristige Zurückstellung von
Entwicklungspotentialen (Offenhalten) aber nicht angestrebt.
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Aufgabe der Stadtentwicklungspolitik und –planung ist es bei neuen Baulandausweisungen eine wirtschaftliche Gleichstellung bei den Ausgangsvoraussetzungen für außerhalb der Satzungskulissen des besonderen Städtebaurechtes (Sanierungs- und Entwicklungsbereiche) liegende Neubaupotentiale mittels stadtwirtschaftlich wirkungsvoller Folgekostenvereinbarung zu sichern.
4. Die großen Wohnsiedlungen
Es ist in den letzten Jahren gelungen, die Standorte des industriellen Wohnungsbaus einkommensorientiert sowie zielgruppenspezifisch zu profilieren.
·
Die
Wohnungsangebote konzentrieren sich im Mietpreissegment zwischen 3,50 € und
5,50 €. Auf Grundlage dieser Angebote erfüllt die soziale Wohnungswirtschaft
auch künftig ihren gesetzlich verankerten Versorgungsauftrag.
·
Die
Wohnungsangebote differenzieren sich nach den Bedürfnissen unterschiedlicher
Zielgruppen, die demographisch und milieuspezifisch charakterisiert sind.
Die Profilierung ist Ergebnis investiver Anstrengungen der
Wohnungswirtschaft, der Stadt und des Landes. Insgesamt wurden zwischen 1990
und 2003 rund 610 Mio € für die Entwicklung der sieben Standorte investiert,
darunter etwa 230 Mio € öffentliche Fördermittel unterschiedlicher Art.
Seit etwa 1997 erfolgen die Investitionen durch die
Wohnungsunternehmen örtlich differenziert. In enger Zusammenarbeit zwischen
Stadtverwaltung und Wohnungsunternehmen wurden differenzierte
Entwicklungsstrategien erarbeitet. Dies ist eine Reaktion auf sich abzeichnende
Veränderungen in der Wohnraumnachfrage.
Das klare Bekenntnis der Stadt zur Entwicklung der
Plattenbaugebiete gehört zu den stabilisierend wirkenden, in gewisser Weise
vertrauensbildenden Maßnahmen, die dazu beigetragen haben, das Image dieser
Wohnstandorte zu verbessern. Nicht zuletzt dadurch hat sich die Akzeptanz der
Wohnungen bei Mietinteressenten deutlich verbessert.
Damit ist die bisherige Arbeit in ihrer Richtung bestätigt
worden. Die großen Wohnsiedlungen als Wohngebiete des größten Teils der
Potsdamer Bürger werden mit den folgend aufgeführten Maßnahmen weiter
verbessert und damit stabilisiert.
Waldstadt II
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Die Waldstadt II ist ein gut nachgefragtes Wohngebiet, das von Familien, Paaren ohne Kinder und auch Singles jeglichen Alters nachgefragt wird. Die Wohnungen und Gebäude des Wohngebietes sind etwa zu drei Viertel saniert.
Die unterschiedlichen
Besitzverhältnisse haben zu einem breitgefächerten Wohnungsangebot geführt.
Preis- und Eigentümer-Vielfalt sind Grundlage für eine gute soziale Mischung
der Bevölkerung, die mittelfristig als stabil angesehen werden kann.
Die kurz- und mittelfristig
wichtigsten Aufgaben ergeben sich aus den aktuellen Problemen des ruhenden
Verkehrs.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von Entscheidungsspielräumen für die weitere
Entwicklung und wie können sie der aktuellen Ausrichtung nutzbar gemacht
werden?
In Erwartung weiterer Veränderungen der Wohnbedürfnisse haben sich die Wohnungsunter-nehmen entschlossen, im Zuge von Sanierungen und im Rahmen gezielter Einzelmaßnahmen differenzierte Wohnungsgrundrisse zu schaffen, um damit das Wohnungsangebot in der Waldstadt II zu ergänzen.
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Die Immobilie der ehemaligen
Parteischule hat eine imageschädigende Rolle eingenommen. Hier muss in engerer
Zusammenarbeit mit dem Grundstückseigentümer für eine baldige Entwicklung
gesorgt werden.
Schlaatz
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Im Schlaatz ist es gelungen, die
negativen Entwicklungen, die sich seit 1997 abzeichneten, umzukehren. Zunehmend
profilieren sich das Wohngebiet als Standort für junge, in Ausbildung stehende
Mieter.
Die Gewinnung von jungen Mietern,
aber auch von Familien mit Kindern zielt auf eine weitere soziale Stabilisierung
des Gebietes. Voraussetzung für die beschriebene Entwicklung ist die
Beibehaltung des jetzigen Mietniveaus, das vor allem für die beschriebene
Zielgruppe von ausschlaggebendem Interesse ist.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von Entscheidungsspielräumen
für die weitere Entwicklung und wie können sie der aktuellen Ausrichtung
nutzbar gemacht werden?
Stadtverwaltung und
Wohnungsunternehmen verfolgen eine differenzierte Entwicklungsstrategie, die
unterschiedliche Qualitäten für verschiedene Zielgruppen stärken soll.
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Von grundsätzlicher Bedeutung für
eine strukturelle Verbesserung bleibt auch aus Sicht der Wohnungsunternehmen
die Neuordnung des bestehenden Erschließungssystems. Erst durch diese
Umstrukturierung werden elementare Qualitäten des Stadtteils besser nutzbar. Im
gleichen Kontex steht die Frage der äußeren Anbindung des Wohngebietes,
insbesondere seine Anbindung an die Wetzlarer Straße.
Am Stern
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Das Wohngebiet Am Stern ist der
derjenige Potsdamer Stadtteil, in dem die größte Zahl von Familien wohnt. Die
hohe Wohnzufriedenheit gründet sich auf einem Sanierungsstand, der bei etwa 80%
liegt. Von vordringlichem Interesse sind die von der TLG angekündigten
Maßnahmen zur Entwicklung des Keplerplatzes.
In Wechselwirkung mit den
benachbarten Standorten Drewitz und Kirchsteigfeld bleibt der Stern der
wichtigste Wohnstandort für Familien mit Kindern. Dringendes Interesse besteht
daher an der Entwicklung des „Campus Am Stern“ und am Erhalt der bestehenden
Infrastruktur für Bildung und Freuzeit sowie Jugendarbeit.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von
Entscheidungsspielräumen für die weitere Entwicklung und wie können sie der
aktuellen Ausrichtung nutzbar gemacht werden?
Die differenzierte Instandsetzung
und Modernisierung der Wohnungen enthält die Möglichkeit relativ kurzfristig
auch mit anderen Maßnahmen (z.B. Wohnungsumbau mit Grundrissänderung) auf
geänderte Nachfrage zu reagieren.
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Ein eindeutiges Risiko für den
Erhalt der Wohnungsqualitäten wäre die Nichtweiterführung der Entwicklung des
Campus und die Realisierung der sozialen Infrastruktur.
Drewitz
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Die hohe Nachfrage nach Wohnungen in Drewitz beruht auf dem
günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis, das diesen Standort prägt und auf
Lagevorteilen, wie der Verkehrsanbindung, dem Handels- und
Dienstleistungsangebot und der günstigen Anbindung an das Umland.
Im Wohngebiet vollzieht sich ein demographisch begründeter
Umbruch: Junge Drewitzer verlassen die Elternhaushalte, um eigene Haushalte zu
gründen. Die Elterngenerationen, die in der Regel zu den Erstbeziehern dieses
Gebietes gehören, bilden neue Wohnbedürfnisse aus. Unter den nachrückenden
Zuziehern überwiegen jene Zielgruppen, die sich für den Standort vor allem
wegen seiner günstigen Mieten entscheiden.
Mittelfristig ist der Wohnstandort mit seinem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis und den beschriebenen Lagevorteilen für den Potsdamer Wohnungsmarkt unverzichtbar.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von
Entscheidungsspielräumen für die weitere Entwicklung und wie können sie der
aktuellen Ausrichtung nutzbar gemacht werden?
Die langfristige Perspektive von Drewitz kann erst definiert
werden, wenn es gelingt, eine Zielstellung für das gesamte Gebiet
Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld zu erarbeiten und soll mit den notwendigen
Instandsetzungsmaßnahmen auch so erhalten werden.
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Die Stabilisierung des Standortes, auch als Ort verdichteten
Wohnens, ist auch wegen stadt- und verkehrswirtschaftlicher Interessen und im
Interesse einer stabilen Entwicklung des Standortes Kirchsteigfeld wichtig.
Potsdam West
Welche Ausrichtung am Wohnungsmarkt dient der Profilierung
des Handlungsschwerpunktes und welche Maßnahmen sind dazu notwendig?
Das überaus gut nachgefragte Wohngebiet ist vor allen Dingen
wegen seiner günstigen Lage und des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses
für Familien, aber auch für Berufseinsteiger und Studenten, von Interesse.
Soweit dies nicht bereits geschehen ist, werden die
Potsdamer Wohnungsunternehmen ihre bestandsorientierten Sanierungsmaßnahmen
fortsetzen. Ein dringender kurzfristig oder mittelfristig absehbarer
Handlungsbedarf, ist weder aus wohnungswirtschaftlicher noch aus
städtebaulicher Sicht zu erkennen.
Welche aktuellen Maßnahmen dienen der Schaffung von
Entscheidungsspielräumen für die weitere Entwicklung und wie können sie der
aktuellen Ausrichtung nutzbar gemacht werden?
Langfristig gesehen bietet sich der
Standort zur Entwicklung neuer Wohnungsangebote an.
Wo liegen besondere Risiken und Konkurrenzen?
Eine Umstrukturierung kurz- und
mittelfristig wäre falsch, da es nicht dem Bedarf entspricht. Deshalb sind
Instandhaltungen und mäßige Modernisierungen richtig.
Die beiden Gebiete Zentrum Ost und Waldstadt I sind durch
die abgeschlossene Modernisierung nicht mehr Schwerpunktgebiet für Maßnahmen.