Antrag - 23/SVV/0853
Grunddaten
- Betreff:
-
Geschichte im Straßenland erlebbar machen – Herero und Nama Allee
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion Freie FRAKTION
- Einreicher*:
- Fraktion Freie Fraktion
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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06.09.2023
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06.12.2023
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Erledigt
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Ausschuss für Kultur
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Vorberatung
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21.09.2023
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16.11.2023
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Gestoppt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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04.10.2023
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Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Breite Straße, als zentrale Verbindung und wichtigste Straße in Potsdam wird umbenannt und erhält als neue Bezeichnung:
- Für die bisher ungeraden Hausnummern und auf der Nordseite, allerdings nur bis zur Kreuzung Schopenhauerstraße bzw. bis zum ehemaligen Neustädter Tor, den Namen „Herero Allee“.
- Für die bisher geraden Hausnummern und auf der Südseite, allerdings nur ab der Kreuzung Schopenhauerstraße bzw. ab dem ehemaligen Neustädter Tor, den Namen „Nama Allee“.
Erläuterung
Die Breite Straße führt seit Jahrzenten einen unwürdigen und geschichtsverzerrenden Namen, der ihrer Bedeutung in keinster Weise Rechnung trägt.
Die Breite Straße, die im historischen zutreffend dem Namen Churfürstliche Freyheit trug, steht für den Gestaltungswillen und die Kreativität der preußischen Herrscher, die Potsdam schon weit vor der Errichtung von Disneyland in eine Kulisse der Träume und Gaukeleien verwandelte.
Als defacto militärisch-religiöser Komplex nahm Potsdam eine bedeutende Rolle in der Darstellung und Definition des preußischen Staates wahr, der sich selbstredend auch in der Garnisonkirche, die an der Seite der Breite Straße steht, widerspiegelte und -spiegelt.
Als Machtort der preußischen Könige und Ablageort der Banner besiegter Feinde, steht die Garnisonkirche für Krieg, Eroberung und Unterwerfung. Dies führte mit der Staffelstabübergabe von einem Militaristen an den Nächsten am Tag von Potsdam zu einem würdigen Finale, in dessen Folge die Garnisonkirche erst zerbombt und verbrannt und danach folgerichtig gesprengt wurde.
Allerding sickerte dieses menschenfeindliche und verachtende Erbe dieser Kirche über die lange Zeit ihres Bestehens derart hartnäckig in den preußischen Boden, dass Versuche der Wiederbelebung einer romantischen Geschichtserinnerung, einen verachtenden und menschenfeindlichen Charakter bekommen.
Nicht allein die finale Benutzung dieses preußischen Erbes durch den deutschen Faschismus ist problematisch, sondern die Wurzel, aus der diese konzertierte Art der Vernichtung von Schöpfung geboren wurde.
Nicht zuletzt wirkt dieses Erbe in der Maske der Versöhnung bis zum heutigen Tage ungehindert weiter und muss mit dem Namen angesprochen werden, den es eigentlich trägt!
Die Umbenennung der einstigen Churfürstliche Freyheit, später Breite Straße, in Herero Allee und Nama Allee bringt die Aufmerksamkeit auf das Spannungsverhältnis zurück, in dem sich die Landesüberhauptstadt Potsdam, durch dieses Erbe befindet. Menschenrechtsverbrechen und Völkermord ist fester Teil der preußischen Geschichte, zumal es der erste Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts war und eben nicht durch die bösen Nazi-Faschisten, sondern durch die preußische Elite und damit den Markenkern der Potsdamer Identität und Selbstbild geschah.
Potsdam ist auf Blut gebaut!
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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70,5 kB
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