Antrag - 23/SVV/1098

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, dafür Sorge zu tragen, dass die Landeshauptstadt Potsdam und die von ihr beauftragte Sanierungsträger Potsdam GmbH auf die bislang geplante Umpflanzung der fünf Linden von der Straße Am Alten Markt auf den Steubenplatz verzichten.

 

Mit den eingesparten Mitteln in Höhe von 100.000 € werden stattdessen 40 junge Bäume in der Stadtmitte neu gepflanzt. Diese Pflanzungen sollen spätestens im Jahr 2024 vorgenommen werden.

 

Die Stadtverordnetenversammlung ist im Dezember 2023 über den Sachstand zu unterrichten.

 

Reduzieren

Erläuterung

Der Abriss des Wohnblocks Am Alten Markt 10 (Staudenhof) war im Kreisverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen wegen der offensichtlichen klimaschädlichen Auswirkungen sehr umstritten. Um der Minderheit der Parteimitglieder, die auf der Umsetzung von Klimaschutzzielen bestehen, entgegenzukommen, fasste die Mitgliederversammlung einen Beschluss mit dem Titel „Die grüne Zukunft des Staudenhofs“ (siehe Anlage). Die darin aufgeführten Maßnahmen stellen sich bei näherer Betrachtung überwiegend als Versuch des Greenwashing einer klimaschädlichen Abrissentscheidung dar. Viele der Maßnahmen sind ohnehin gesetzlich vorgeschrieben oder wären an anderer Stelle mit einem größeren klimapolitischen Effekt umsetzbar.

 

Das anschaulichste Beispiel dafür ist die in dem Papier geforderte und von der Stadtverwaltung betriebene Verpflanzung von fünf ca. 50 Jahre alten Linden aus der Straße Am Alten Markt auf die Grünfläche des Steubenplatzes. Hier stehen einem immensen Ressourcenverbrauch nur geringe Erfolgsaussichten für die Umpflanzung gegenüber.

 

Die mit Abstand größte und wertvollste der sechs Linden, die an der Kante des Staudenhofgrundstückes stehen, war bereits 2022 nach Angaben des Oberbürgermeisters mehrerer Experteneinschätzungen nach, nicht mehr verpflanzbar“ (22/SVV/0877).

 

Nach Aussage des Bereichs Grünflächen muss sich Potsdam auf den Verlust großer Teile seines Baumbestandes in der Stadt einstellen. „Von 40.000 Bäumen, die mehr als 50 Jahre alt sind, werde die Hälfte innerhalb der kommenden zehn Jahre eingehen. Das sind durchschnittlich 2000 Bäume pro Jahr“, sagte Lars Schmäh, Leiter des Fachbereichs Klima, Umwelt und Grünflächen der Stadt. Er sprach von einem „gigantischen Verlust“, der auszugleichen sei (PNN vom 07.08.2023).

 

Vor diesem Hintergrund ist es äußerst zweifelhaft, ob das Umpflanzen der restlichen fünf Linden gelingen kann. Vielmehr besteht die Gefahr, dass die Bäume am neuen Standort nicht anwachsen und schnell absterben. Aktuell ist bereits das Risiko hoch, dass frisch gepflanzte junge Bäume trotz mehrjähriger Bewässerung und Pflege nicht anwachsen. Über solche Fälle wurde in den letzten Monaten mehrfach in der Presse berichtet und der Anblick solcher abgestorbenen Neupflanzungen ist im Stadtbild nicht selten.

 

Mit dem Umpflanzen der fünf Linden sind enorme Kosten von mehr als 100.000 Euro verbunden (23/SVV/0314), die im Falle eines Absterbens der Bäume völlig vergeblich ausgegeben worden wären.

 

Nach Aussage des Grünflächenamtes kostet ein neuer Baum samt Pflanzung und fünfjähriger Pflege aktuell ca. 2.500 Euro. Bei einem Verzicht auf die riskante Umpflanzungsaktion können für die eingesparten mehr als 100.000 Euro demnach mehr als 40 Bäume neugepflanzt und für ein möglichst sicheres Anwachsen professionell versorgt werden. Hierdurch könnte ein wesentlich größerer Beitrag zur dringend notwendigen Kompensation der bereits jetzt gravierenden Verluste am städtischen Baumbestand geleistet werden.

 

Die Landeshauptstadt Potsdam hat 2019 auf Initiative unserer Fraktion den Klimanotstand erklärt. Auch die Fraktionen der Rathauskooperation haben diesem Antrag zugestimmt. Aus unserem Verständnis verpflichtet dieser Beschluss uns dazu, die vorhandenen Ressourcen der Landeshauptstadt Potsdam so einzusetzen, dass daraus die besten klimapolitischen Effekte entstehen. Statt kostspielige aussichtslose Experimente zu finanzieren, sollte die Stadt Potsdam die Ressourcen in die Neupflanzung von Bäumen in der Stadtmitte stecken.

 

Reduzieren

Anlagen

Loading...