Mitteilungsvorlage - 05/SVV/0366
Grunddaten
- Betreff:
-
Allianz für die Familie
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- FB Jugendamt
- Einreicher*:
- Oberbürgermeister, FB Jugendamt
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Anhörung
|
|
|
04.05.2005
|
Beschlussvorschlag
Die
Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:
In Umsetzung des Prüfauftrages wurde deutlich, dass das
Bundesfamilienministerium in vielfältiger Form Aktivitäten entwickelt, um
familienfreundliche gesellschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland zu
befördern. Neben der Einrichtung von Impulsgruppen und Servicebüros wurde auch
der Prognos-Familienatlas 2005 in Auftrag gegeben. Fördergelder werden nicht
zur Verfügung gestellt.
Die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt und die
Bertelsmann-Stiftung haben als grundlegende Plattform für ihre Ansätze zur
Verbesserung der Familienfreundlichkeit die „Allianz für die Familie“ ins Leben
gerufen. Eine in ihrer Form neuartige Kooperation von Wirtschaft, Verbänden und
Politik, deren hochrangige Vertreter sich im Jahre 2003 zusammenfanden, soll im
Rahmen einer Impulsgruppe Ideen und Ansätze finden, um nachhaltige
Familienpolitik und vorausschauendes wirtschaftliches Handeln in Deutschland zu
fördern.
Die Allianz für die Familie basiert auf dem Konsens, dass
· unsere Gesellschaft eine höhere
Geburtenrate braucht,
· unsere Kinder eine frühe Förderung
und Bildung benötigen und
· unsere Wirtschaft auf qualifizierte
Arbeitskräfte und eine höhere Erwerbstätigkeit von Frauen
angewiesen ist.
(Fortsetzung siehe Anlage)
Erläuterung
Anlage
Im Zentrum der Arbeit, die sich eine Projektgruppe bestehend
aus Vertretern der Bertelsmann-Stiftung und des Bundesfamilienministerium
vorgenommen hat, stehen die Module:
- Unternehmenskultur: Familienfreundliche
Arbeitsorganisation, Arbeitszeit und Personalentwicklung
- Vernetzung von Unternehmen und Kommunen im Rahmen „Lokaler
Bündnisse für Familien“
- Haushaltsnahe Dienstleistungen.
Weder durch das Bundesministerium noch durch die
Bertelsmann-Stiftung werden Fördergelder für die Kommunen zur Verfügung
gestellt.
Zur Unterstützung und Beratung der Städte und Landkreise
steht ein Servicebüro des Bundesfamilienministeriums zur Verfügung, welches das
Entstehen „Lokaler Bündnisse für Familien“ unterstützen soll. Lokale
Bündnisse für Familien existieren bereits in sehr unterschiedlicher Form in
Deutschland. Unternehmen, Verbände, Kirchen, Gewerkschaften, andere
gesellschaftliche Gruppen und Verwaltungen sollen auf die Besonderheiten und
Bedarfe ihrer Kommunen abgestimmte Bündnisse für Familien entwickeln. Im
Vordergrund stehen die Beseitigung von Nachteilen, die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf und die Schaffung familienfreundlicher Lebensbedingungen.
Lokale Bündnisse können nicht angeordnet werden. Sie benötigen einen möglichst
breiten gesellschaftlichen Konsens.
In einer ersten Gesprächsrunde am 15.03.05, an der der
Leiter des Servicebüros, Herr Dr. Schröder, eine Vertreterin des MASGF, eine
Vertreterin des Frauenzentrums Potsdam und Mitarbeiter der Verwaltung im
Jugendamt teilnahmen, wurde deutlich, dass die spezifischen Rahmenbedingungen
einer jeden Stadt zu betrachten sind, wenn Lokale Bündnisse entwickelt werden
sollen. Das Servicebüro gibt keine einheitlichen Handlungsempfehlungen vor,
sondern empfiehlt den Kommunen eigene Wege auf der Grundlage ihrer besonderen
Bedingungen zu gehen.
Als ein möglicher Impulsgeber wird der Familienatlas 2005
genannt. Der Familienatlas, der von der Firma Prognos in Kooperation mit dem Bundesfamilienministerium
und der ZEIT erstellt wurde, liefert nach eigenen Aussagen eine
Bestandsaufnahme der Familienfreundlichkeit in Deutschland. Er klassifiziert
alle 439 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland entlang von
Regionengruppen mit sogenannten gleichen Familienfreundlichkeitsprofilen.
Insgesamt werden 19 Indikatoren zur Bewertung herangezogen und in fünf
Kategorien zusammengefasst: Demografie, Betreuungsinfrastruktur, Bildung und
Arbeitsmarkt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Sicherheit und
Wohlstand. Der Bericht folgert aus dem Zusammenspiel der verschiedenen
Indikatoren, ob in einer Region familienfreundliche Rahmenbedingungen
existieren. Obwohl Potsdam in den Kategorien Betreuungsinfrastruktur und
Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr gut abschneidet, wurde die Stadt, wie
die Hälfte der ostdeutschen Kommunen, in die Gruppe G: „Fehlende Perspektiven
für Kinder und Jugendliche eingeordnet“. Obwohl kein Ranking beabsichtigt war,
wurde der Eindruck, trotz guter Teilergebnisse, erweckt, dass in Potsdam keine
guten Bedingungen für Familien bestehen. Die Auswertung erfolgte nach
quantitativen Gesichtspunkten und der Auswertung statistischer Berichte. Eine
qualifizierte inhaltliche Auswertung liegt nicht vor.
Schlussfolgerung:
Da der Familienatlas 2005 aus Sicht der Verwaltung eine
nicht nachvollziehbare Verkürzung und Bewertung von Indikatoren vornimmt,
sollten die Ergebnisse zwar nicht überwertet werden, jedoch als
Diskussionsgrundlage und
Impulsgeber dienen.
Die Landeshauptstadt Potsdam kann durchaus mit Bedingungen
aufwarten, die für Familien günstig sind. Nach dem Geburtenknick in den
neunziger Jahren steigen die Kinderzahlen wieder stark an. Potsdam kann als
eine der wenigen ostdeutschen Städte
Bevölkerungswachstum verzeichnen. Die Versorgungsquote mit Kitaplätzen
ist bundesweit am höchsten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in
Studien relativ hoch eingeschätzt. Die Verwaltung ist mit mehreren Unternehmen
der Stadt im Gespräch, um Betriebskitas zu gründen, wie im Geoforschungszentrum
bereits geschehen. Das Angebot an Betreuungsplätzen, Kinder- und
Jugendeinrichtungen und Freizeitmöglichkeiten ist von guter Qualität. Dieses differenzierte Angebot, ergänzt
durch profilorientierte Schulen, bewegt Familien u.a. auch dazu, sich in
Potsdam anzusiedeln.
Lokale Bündnisse sind nicht nur isoliert durch die
Jugendbereiche zu betrachten. Vielmehr müssen sie in gesamtgesellschaftlichem
Querschnitt betrachtet werden und auf eine breite Basis gestellt werden.
Vor diesem Hintergrund wird durch den Geschäftsbereich 3
eine Arbeitsgruppe mit Unternehmen, Verbänden, Kammern, Kirchen, Fraktionen,
aber auch Experten wie z.B. die Gleichstellungsbeauftragte, Frau Scheuerer,
installiert, um noch in diesem Jahr im Rahmen eines Spitzengespräches die
Ausgestaltung eines „Potsdamer Lokalen Bündnisses für Familien“ auf breiter
gesellschaftlicher Ebene anzugehen. Dies fordert die Bereitschaft und das
Engagement vieler und kann nicht durch Verwaltung allein geleistet werden.
Darüber hinaus werden im Rahmen der in Potsdam sehr gut vernetzten Jugendhilfestruktur dezentrale Bündnisse für Familien angestrebt. Die Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe, die schrittweise auch andere Bereiche der Stadt einbeziehen bzw. animieren wird, soll zunächst im Rahmen der Jugendhilfe mit den freien Trägern, Vereinen und Regionalen Arbeitskreisen in den Stadtteilen Bedarfslagen erfassen und auswerten. Angestrebt sind kleine auf die besonderen Bedingungen der Stadtteile abgestimmte Bündnisse.
Das Konzept der Sozialraumorientierung beinhaltet, dass
Ressourcen schneller erkannt und besser genutzt werden. Die Effektivität von
staatlichen Leistungen soll gesteigert werden, indem innovative Konzepte
entwickelt werden. Die Beteiligung der Bürger im Rahmen von Bürgerversammlungen
und anderen Beteiligungsformen ist hier von großer Bedeutung.
Die
Verbesserung der Bedingungen von Familien in der Landeshauptstadt Potsdam muss
als beständiger Auseinandersetzungsprozess verstanden werden. Hier geht es in
erster Linie um eine nachhaltige Entwicklung mit deutlichen Ergebnissen und
weniger um die Herstellung eines Zustandes, der mit statistischer Erfassung von
Indikatorengruppen zu belegen wäre.