Anfrage - 05/SVV/0398
Grunddaten
- Betreff:
-
Fahrradfreundliches Potsdam
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Anfrage
- Federführend:
- Fraktion CDU
- Einreicher*:
- Stadtverordneter Götz Th. Friederich, Fraktion CDU
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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●
Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Anhörung
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01.06.2005
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Beschlussvorschlag
Die meisten
Verkehrs- und Umweltprobleme entstehen durch den Kurzstreckenverkehr.
Jede fünfte
Autofahrt führt über eine Strecke von unter fünf Kilometern.
Das Fahrrad
ist hier eine ideale Alternative und wird im innerstädtischen Bereich zudem auf
kurzen Strecken kaum von anderen Verkehrsmitteln überholt.
Durch
Ausbau und Förderung z. B. des Fahrradverkehrs wäre eine kostengünstige und
schnell umzusetzende Möglichkeit gegeben, auch eine Reduzierung des Feinstaubes
zu erreichen.
Ich frage
den Oberbürgermeister:
Was
unternimmt die Stadtverwaltung um die Bürger zu motivieren, häufiger und gerade
auch in der Innenstadt das Fahrrad zu benutzen und so für bessere Luft in der
Stadt zu sorgen?
Antwort:
Einleitend
einige analytische Aussagen:
Potsdam
ist mit einem für 2003 durch das „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“
(SrV 2003)/ TU Dresden nachgewiesenen hohen Radverkehrsanteil von knapp 20%
aller Ortsveränderungen /Werktag (im Binnenverkehr sogar 23%) eine Stadt, in
der bereits viel Rad gefahren wird.
Die
Einschätzung der „Fahrradfreundlichkeit“ ist wesentlich problematischer, da die
subjektive Meinungsstreuung recht groß ist und die Ermittlung einer
objektivierten „Fahrradklima-Zensur“ auf ähnlich gesicherter statistischer
Basis wie die o.g. Radverkehrsanteil-Prozentzahl nicht vorliegt.
Bekannt
ist jedoch die Entwicklung der Radverkehrsbelegung an Potsdams höchstbelegtem
Straßenquerschnitt Lange Brücke (2003: 3091 Radfahrer /6Std. = 100% / 2004:
3396 Radfahrer/6Std. = 110% ). Im
April 2005 wurde das bisher absolut höchste Radverkehrsaufkommen mit knapp 4500
Radfahrer/6Std. gezählt – ein Hinweis darauf, dass die Zahlen weiter stetig
steigen.
Schlussfolgerungen:
- Die Praxis spricht eine
eindeutige Sprache: Potsdam ist eine Stadt mit bereits hohem und weiter
wachsendem Radverkehrsaufkommen.
- Der Anteil des „Motorisierten
Individualverkehrs“ (MIV) am gesamten Verkehrsaufkommen war 2003 mit ca.
37% der niedrigste, der des Umweltverbundes aus ÖPNV/Rad/Fuß demzufolge
mit ca. 63% der höchste aller durch o.g. Erhebung „SrV 2003“ ermittelten
Werte in 23 Städten der BRD.
- Weitere Verbesserungen in der
Infrastruktur, wie der bevorstehende Lückenschluss der Mittelpromenade
Hegelallee (zwischen Nauener Tor und Jägerstraße) werden das Radfahren in
der Innenstadt noch attraktiver machen. Der Fachbereich Grün- und
Verkehrsflächen veranschlagt für 2005 Investitionen von ca. 370 T€ für
Radverkehrs-Infrastruktur (davon 311 T€ Neubau von Radwegen/Radstreifen an
der B 273 (Bornstedter Straße und Rückertstraße ) sowie 59 T€ für Ausbau
innerstädtischer Radwege.
- Problembereiche an
innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen mit fehlenden oder desolaten
Radverkehrsanlagen wie
-
Kurfürstenstraße (teilweise)
-
Gutenbergstraße
Ostabschnitt
gibt es immer noch; chronischer Geldmangel, wie auch Kapazitätsprobleme
in der Stadtverwaltung führen leider dazu, dass o.g. Beispiele seit Jahren in
Planungslisten unter Priorität „dringend“ laufen, aber nicht oder erst mit
großer zeitlicher Verzögerung abgearbeitet werden.
Defizite (aus gleicher Ursache) gibt es auch bei der
Ausstattung mit Fahrrad-Stellplätzen im öffentlichen Raum und z.T. an Bahnhöfen
und Haltestellen sowie bei der Fortführung der Radwegweisung.
- Bei
den innerstädtischen „zentralen Radverkehrsachsen“ Friedrich-Ebert-Straße
und Charlottenstraße sind Verbesserungen in erster Linie durch eine
Entschärfung der konkurrierenden Nutzungsansprüche zwischen Radverkehr und
Motorisiertem Individualverkehr („MIV“) denkbar (separate
Radverkehrsanlagen sind aus Platzgründen nicht möglich).
Im Zusammenhang mit dem
neu zur Verfügung stehenden Parkhaus - und dessen bisher schlechter Auslastung
– und auch aus Verkehrssicherungsgründen sollte neu darüber nachgedacht werden,
im Abschnitt der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Nauener Tor und
Charlottenstraße das vor einigen Jahren legalisierte Längsparken – Ausnahme
Lieferverkehr – rückgängig zu machen (und das illegale Längsparken wirksamer zu
überwachen). Die Fahrbahnbreite ist – eigentlich – nicht ausreichend für die
jetzt praktizierte Nutzung, die zu Lasten des Radverkehrs und des ÖPNV geht.
In der AG Radverkehr gibt es seit geraumer Zeit Diskussionen
zu diesem Thema. Die o.g. Restriktionen für den MIV lassen sich allerdings nur
einvernehmlich durchsetzen.
- Die
regelmäßig tagende AG Radverkehr mit externen Teilnehmern, (Polizei und
ADFC) betreibt Meinungs- und Informationsaustausch, sucht Lösungen oder
Lösungsansätze für ausgewählte Probleme; allerdings schränken chronische
Kapazitäts- und Finanzprobleme die Möglichkeiten der Problembeseitigung
spürbar ein.
Unter den gegebenen Umständen ist es kaum möglich
mehr Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben; die Schaffung der Stelle eines
„Radverkehrsbeauftragten“ wäre da hilfreich.