Mitteilungsvorlage - 06/SVV/0638

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:

 

Gemäß den Aufträgen der Stadtverordnetenversammlung (Beschlüsse 05/SVV/0631 und 05/SVV/0868) zur Erarbeitung und Vorlage von Konzepten

 

- zur schadensfreien Reinigung der mit großem Aufwand denkmalpflegerisch mit Pflasterbelag 

  wiederhergestellten Straßen

 

sowie

 

- für den Umgang mit Natursteinpflasterstraßen

 

wird informiert:

 

Im Wesentlichen handelt es sich um die Darstellung bisheriger verwaltungsinterner Arbeitsergebnisse und die theoretischen und praktischen Beurteilungen von Pflasterflächen in unterschiedlichen Bauweisen. Es sind weitergehende Untersuchungen notwendig, über die bei weiteren Erkenntnissen berichtet wird.

 

 

Bestandserfassung

 

Im Bestand der Sanierungsgebiete der Potsdamer Innenstadt und Babelsberg sind folgende mit Naturstein befestigte Fahrbahnen:

 

Sanierungsgebiete der Innenstadt            10.000 lfd. Meter

                        davon Pflaster                          5.860 lfd. Meter

                        davon saniert               4.090 lfd. Meter

           

Sanierungsgebiete in Babelsberg            14.400 lfd. Meter

                        davon Pflaster              6.584 lfd. Meter

                        davon saniert               1.962 lfd. Meter

 

Für das gesamte Stadtgebiet erfolgt derzeit eine Vermögensbewertung der Straßenbaulast. Im Jahr 2007 werden dann genaueste Angaben zum Gesamtbestand an Pflasterstraßen vorliegen. 

 

 

 

 

Wertung der Straßen und ihres Umfeldes

 

In Vorbereitung auf alle Straßenbauvorhaben erfolgt innerhalb der Vorplanung eine Beteiligung des Bereiches Stadterneuerung (Erhaltungssatzungen usw.) sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde (Einstufung als Einzeldenkmal, Abgleich mit Erhaltungssatzungen).

 

Im Zusammenhang mit der verkehrlichen Bedeutung (Klassifizierung) des betreffenden Straßenabschnittes und der damit zusammenhängenden Verkehrsbelastung, der denkmalrechtlichen Belange sowie der Anliegerbeteiligung wird dann jeweils eine Einzelfallentscheidung zur Befestigungsart getroffen, wobei die Wertigkeit der vorgenannten einzelnen Punkte objektabhängig ist.

 

 

Gebundene / ungebundene Bauweise

 

In folgend dargestellter Tabelle sind die maßgebenden, in Potsdam bereits angewandten Bauweisen mit Natursteinpflaster dargestellt.

Teilweise sind diese Flächen als Probeflächen angelegt worden.

 

 

 

ungebundene Bauweise nach RSTO

ungebundene Bauweise Sonderbauweise

teilweise gebundene Bauweise

gebundene Bauweise

Objekt

Wichgrafstraße - Teilstrecke

Teilfläche in Kartzow - Dorfstraße

Teilfläche am Goetheplatz

Jägerstraße

Straßenklassifizierung

Anliegerstraße

Sammelstraße???

Anliegerstraße

Anliegerstraße

Busverkehr

nein

ja

ja - geplant als Wendestelle

nein

Fertigstellung

2004

2005

2003

2005

Technische Daten

 

 

 

 

Bauklasse Soll

Bauklasse IV

Bauklasse III

Bauklasse IV

Bauklasse IV

Bauklasse Ist

Bauklasse IV

Bauklasse V

Bauklasse IV

Bauklasse IV

Pflasterart

Großpflaster - Reihenstein

unregelmäßiges Polygonalpflaster

Großpflaster - Reihenstein

Großpflaster Reihenstein

Fugenausbildung

Diabas 0/5

Mischung nach privater Rezeptur - unbekannt

Epoxidharz - wasser- durchlässig

Epoxidharz - wasser- undurchlässig

 

Lehm

 

 

 

 

Edel-Brechsand 0/2

 

 

 

 

Splitt 2/5

 

 

 

 

Hochofenschlacke

 

 

 

Tragschichten

ungebunden - Schotter

Altbestand - ungebunden

ungebunden - Schotter

gebunden - Dränasphalt

Ausführung

nach DIN, mit Rüttelplatte ohne Handrammen

mit Handrammen, ohne Rüttelplatte

nach DIN, mit Rüttelplatte, ohne Handrammen

nach DIN, mit Rüttelplatte und Handrammen

Wasserdurch- lässigkeit

ja

ja

ja

nein, nach Rissbildung in der gebundenen Fuge Ableitung des anfallenden Wassers über Dränschichten

Wiederverwendbarkeit des Pflasters

ja

ja

ja

teilweise

Problem

 

Steinformat - Fugen nach DIN nict herstellbar durch runde Form der Steine, Pflaster nicht im Regelverband zu setzen

Bedenken des Herstellers vom Fugenmaterial zur Ausführung auf ungebundener Tragschicht

Deckenschluss bei Leitungsverlegung bezüglich der Dränschichten nicht homogen an vorhandene Tragschicht anzuschließen

Lärmschutz

in Tempo-30-Zone, keine Grenzwertüberschreitung

Grenzwert- überschreitung bei Tempo >30 km/h

in Tempo-30-Zone, keine Grenzwert- überschreitung

in Tempo-30-Zone, keine Grenzwert- überschreitung

Denkmalschutz

Einzeldenkmal im Denkmalbereich

Würdigung offen

Denkmalbereich, kein Einzeldenkmal

Denkmalbereich, kein Einzeldenkmal

 

 

 

 

 

Herstellungs- kosten ca: (m²)

35,00 €

275,00 €

55,00 €

120,00 €

Zustandsbewertung allgemein Stand Juli 2006

keine Verwerfungen, keine Spurrinnen

Spurrinnen durch Schwerverkehr, Fugen i.O.

keine Verwerfungen, Fugen geschlossen, noch keine sichtbare Rissbildung in der Fuge

keine Verwerfungen, keine Spurrinnen, maschinelle Reinigung unproblematisch

empfohlene Reinigungstechnik

Reinigung von Hand

Reinigung von Hand

Reinigung maschinell

Reinigung maschinell

 

 

Unterhaltung / Instandsetzung

 

 

 

 

ohne maschinelle Reinigung

 

entfällt, da Spurrinnen - damit Bauklassen- erhöhung - RSTO-gerechter Aufbau erforderlich

 

 

mit maschineller Reinigung

Nachverfugung      1x jährlich           1,60 €/m²

 

derzeit nicht erforderlich, prognostiziert: 10 Jahre nach Fertigstellung

derzeit nicht erforderlich, prognostiziert: 10 Jahre nach Fertigstellung

 

 

 

Beispielsweise in Kartzow wurde im September 2005 eine Fläche von ca. 25 m² mit vorhandenem Pflaster in Situ neu hergestellt - das unregelmäßige Polygonalpflaster unterschiedlichster Größen wurde an Ort und Stelle geliftet, mit Tragschichtmaterial unterfüttert, abgesandet und mit einer handgeführten Pflasterramme Stein für Stein abgerammt. Zur Einspannung der Pflasterfläche wurden die vorhandenen Randsteine neu gesetzt.

 

Die Herstellung dieser Fläche in dieser Bauart bedurfte einem großen handwerklichen Geschick und einem Gespür für das Steinsetzhandwerk. Diese Bauweise ist mit einer künstlerischen Arbeit vergleichbar und weicht vom heutigen Vorschriftenwerk bezüglich der Steingröße, Fugenabstände, Bettungsmaterial und verwandter Bautechnologie ab.

Für die Herstellung eines Straßenabschnittes in der gewählten Ausführungsvariante müsste man davon ausgehen, dass ein Baubetrieb die Gewährleistung auf Grund o.g. Aspekte ablehnt.

 

Nach einem ¾ Jahr Liegezeit dieser Fläche wird eingeschätzt, dass Steine und Fugen standfest und vorhanden sind, allerdings im Bereich der Brems- und Anfahrkräfte erste Spurrinnen erkennbar sind. Dies weist auf eine unzureichende Tragfähigkeit der Befestigung hin.

 

Am Goetheplatz wurde ebenso eine Probefläche angelegt, deren Fugenmaterial auf Epoxidharzbasis wasserdurchlässig ist. Die Tragschichten sind ungebunden. Gemäß Herstellerempfehlung sollte diese Art von Verfugung erst nach einer Liegezeit der Pflasterbefestigung von mindestens einem Jahr angewandt werden, so dass bei Neubau der Anlage ungebundenes Fugenmaterial eingebaut wird. Nach definiertem Zeitraum werden diese Fugen gereinigt und das gebundene Fugenmaterial eingebracht.

 

Die, wie in der Jägerstraße angewandt, vollgebundene Bauweise wurde auch mit Erfolg im Bereich des Alten Marktes und des Bassinplatzes umgesetzt.     

 

 

Andere Städte

 

In der historischen Innenstadt von Schwerin wurde in den letzten Jahren in mehreren Straßenzügen, unter anderem in der Fußgängerzone im Jahr 2000, die Pflasterbauweise mit gebundener Fuge und dränfähigen Tragschichten ausgeführt. Bislang gibt es in diesen Straßen keinerlei Unterhaltungsbedarf. Eine maschinelle Reinigung ist unbedenklich. Sämtlichen Medienträgern sind Aufgrabungen in den ersten 10 Jahren nach Herstellung der Verkehrsanlage  gemäß Vertrag mit den Stadtwerken untersagt, da eine punktuelle Erneuerung der dränfähigen Tragschicht technologisch und funktionell kaum umsetzbar ist.

 

In der Nachbarstadt Berlin, hier der Bezirk Spandau, gibt es anteilmäßig in etwa ebenso viele Pflasterstraßen wie in Potsdam. Da die gravierende Schädigung der Fugen durch die maschinelle Reinigung auch hier nicht verhindert werden konnte, werden diese Straßen nicht zyklisch, sondern nach Bedarf von Hand gereinigt. Diese Verfahrensart ist allerdings nicht Bestandteil der dort gültigen Straßenreinigungssatzung.   

 

 

 

Schadensfreie Reinigung

 

In den neu hergestellten Pflasterbefestigungen der Stadt Potsdam sind aufgrund verschiedener Faktoren bereits Schäden vorhanden.

Neben der aussterbenden Handwerkskunst des Pflasterns und des Widerspruches der DIN-gerechten Herstellung im Wettbewerb zur Handarbeit mit Qualität und damit erhöhten Investitionskosten stellt auch die Pflege und damit die Reinigung der Flächen ein Problem dar.  

 

Bezüglich einer schonenden maschinellen Reinigung von Pflasterbefestigungen mit ungebundenen Fugen wurden umfangreiche Recherchen durchgeführt.

 

-          Beim horizontalen Absaugen des Kehrgutes wird ein Aussaugen der Fugen vermieden. Hier ist derzeit nur Technik für die Gehwegreinigung verfügbar

-          Eine verminderte Schädigung der Fugen erreicht man mit der Verwendung von Kunststoffbürsten (sonst Stahlbürsten) sowie Aufnahme des Kehrgutes mit minimaler Absaugleistung – bei starker Verschmutzung ist hier ein mehrfaches Kehren erforderlich, doch das Ausfegen der Fugen kann selbst bei dieser Verfahrensweise nicht vermieden werden. Der ausschließliche Einsatz von Kunststoffbürsten in mit Natursteinpflaster befestigten Straßen wird bereits umgesetzt.

-          Die Handreinigung wiederhergestellter Pflasterbefestigungen würde eine enorm hohe Gebührenbelastung für die Anlieger darstellen. In Abhängigkeit des gewählten Zyklus sind die Kosten gegenüber der maschinellen Reinigung 4 – 5 mal so hoch.

-          Eine Reinigung nach Bedarf kann innerhalb der Straßenreinigungssatzung nicht gebührenrelevant erfasst werden. Zudem ergibt sich beispielsweise im Innenstadtbereich der unbedingte Bedarf einer zyklischen Reinigung.

 

Detaillösungen zu den einzeln angesprochenen Punkten können seitens des Fachbereichs Grün- und Verkehrsflächen beispielhaft visualisiert werden.

 

Die Fortsetzung der Berichterstattung erfolgt nach Ablauf der Probebeurteilung im III. Quartal 2007.

 

Die einzelnen neuen Bauvorhaben, ggf. mit wiederherzustellenden historischen Pflasterbe-festigungen, werden im Ausschuss f. Stadtplanung und Bauen vorgestellt. 

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Erläuterung

 

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Fazit finanzielle Auswirkungen

 

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