Mitteilungsvorlage - 08/SVV/0226

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:

 

Finanzierung Lindenstraße 54

 

Die Gedenkstätte Lindenstraße 54 bleibt zunächst auch Teil des Potsdam-Museums und wird durch die Museumsleitung organisatorisch und inhaltlich weiter geführt. Mit dem Auszug der Denkmalpflege ergab sich im 3. Quartal 2007 die Chance, das gesamte Haus als Gedenkstätte zu nutzen. Durch die neu eingesetzte Gedenkstättenkoordinatorin werden zur Zeit neben der Initiierung und Durchführung von Veranstaltungsreihen, der Mitwirkung an der Erarbeitung wissenschaftlicher Dokumentationen und dem Ausbau von Kooperationen mit Gedenkstätten und wissenschaftlichen Einrichtungen, alternative Organisationsformen und Betreibermodelle für die Gedenkstätte geprüft.

 

Inhaltliche Ausrichtung

Das Gesamtkonzept der Darstellung der Geschichte des Hauses Lindenstraße 54 wird in fünf Ausstellungsmodule unterteilt.

Dieses kann graduell umgesetzt werden, da sich der Stand der Vorarbeiten für die einzelnen zeitlichen Abschnitte deutlich unterscheidet. Die räumliche Trennung und Abgrenzung der verschiedenen Ausstellungsbereiche begünstigen diese Vorgehensweise.

Die Schülerprojektwerkstatt soll aus ihrer räumlich beengten Situation an den Standorten Voltaire-Gesamtschule und Gefängnisbau herausgeführt und ab dem 3. Quartal 2008 ausschließlich im Vorderhaus der Gedenkstätte mit 2 Klassenräumen und Vorbereitungszimmer untergebracht werden.

 

Ausstellungsmodule:

 

     1734 – 1933 (Modul 1, noch umzusetzen): Die Lindenstraße 54 geht auf ein barockes Stadtpalais mit zugehöriger Stallanlage zurück, das Friedrich Wilhelm I., von 1734 bis 1737 in holländischer Rohziegelbauweise errichten ließ. Das Haus diente zunächst als „Kommandantenhaus“ später als französisches Pferdelazarett und schließlich seit 1809 als erster Tagungsort der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Seit 1820 war hier das Stadtgericht untergebracht, als kaiserliches Amtsgericht und Untersuchungsgefängnis erfuhr es einen letzten größeren Umbau im Jahr 1910.

     1933 – 1945 (Modul 2, noch umzusetzen): Während der NS-Zeit wurde diese Haftanstalt zu einem politischen Gefängnis und das Gerichtsgebäude im Vorderhaus zu einem Ort politischer Justiz. Hier verurteilte ein Erbgesundheitsgericht Menschen zur Zwangssterilisation, hier waren politische Gegner des NS-Systems inhaftiert, die in Potsdam von einem Senat des Volksgerichtshofes verurteilt wurden – zu hohen Zuchthausstrafen oder zum Tod.

     1945 – 1952 (Modul 3, im Februar 2007 eröffnet): Nach 1945 führte die sowjetische Besatzungsmacht die grausame Geschichte willkürlicher politischer Justiz und Verfolgung fort. Mit der Beschlagnahme des Gefängnisses im Sommer 1945 richtete der sowjetische Geheimdienst ein Untersuchungsgefängnis ein und ließ hier von einem Sowjetischen Militärtribunal die Urteile gegen die Inhaftierten fällen. Die von 1945 bis 1952 eingesperrten Menschen wurden zumeist zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt, nicht wenige jedoch auch zum Tode.

     1952 – 1989 (Modul 4, im Februar 2007 eröffnet): Am 18. August 1952 übergab der sowjetische Geheimdienst das „Lindenhotel“ an das Ministerium für Staatssicherheit. Während der folgenden 37 Jahre waren die an diesem Ort eingesperrten Frauen und Männer den menschenrechtswidrigen Haftbedingungen und Verhörmethoden der Staatssicherheit schutzlos ausgesetzt.

 

     Erst die von der friedlichen Revolution des Herbstes 1989 erzwungene Amnestie vom 27. Oktober 1989 beendete die Inhaftierung aus politischen Gründen in der DDR. Die letzten politischen Häftlinge des „Lindenhotels“ wurden vermutlich bis zum 11. November 1989 entlassen.

     1990 (Modul 5, noch umzusetzen): Am 5. Dezember 1989 beschleunigten Potsdamer Bürgerrechtler mit einer Besichtigungs- und Kontrollaktion der MfS-Bezirksverwaltung und des Stasi-Gefängnisses den Auszug und das Ende der Staatssicherheit. Im Januar 1990 übernahmen die neuen Bewegungen und Parteien das „Lindenhotel“ als ihr Potsdamer „Haus der Demokratie“. Durch das demokratische Engagement, das sich in diesem Haus jetzt organisatorisch konzentrierte, wurde der friedliche Umbruch in der DDR, auch in Potsdam unumkehrbar.

 

Die noch nicht umgesetzten Ausstellungsmodule sollen (abhängig von den Bauarbeiten) in den Jahren 2008 (Modul 2) und 2009 (Modul 1 und 5) realisiert werden.

 

Honorar- und Projektmittel

2008 stehen erstmalig insgesamt 60 T€ Honorar- bzw. Projektmittel ausschließlich für die Gedenkstätte zur Verfügung.

Davon werden 20 T€ für die Erarbeitung des Ausstellungsmodul zur NS-Geschichte eingesetzt. 2009 würden diese Summen analog für die Module 1 und 5 eingesetzt werden.

Für die Gedenkstättenkoordination und die  Erarbeitung eines grafischen Konzepts sind insgesamt 40 T€ angesetzt.

 

Sachkosten

2008 werden erstmalig zusätzlich 10 T€ Sachmittel veranschlagt.

Davon werden im einzelnen 7 T€ für Dokumentationsprojekt zur MfS-Geschichte (Eigenanteil der Stadt um Mittel in gleicher Höhe vom MWFK einwerben zu können) und 3 T€ für vorbereitende Arbeiten zur Erstellung eines Audioguides verwendet.

 

Öffentlichkeitsarbeit

Die bestehende Öffentlichkeitsarbeit, für die 12 T€ im Haushalt vorgesehen sind, wird weitergeführt und ausgebaut. Die thematischen Führungen werden weiterhin durch die vom Potsdam-Museum engagierten Referenten angeboten.

 

Betriebskosten / Miete

Zur Zeit beträgt die Miete in dem vom Potsdam-Museum als Gedenkstätte genutzten Gebäudeteil 6.600,-€ . Dazu kommen derzeit 19.890,-€ Betriebskosten.

Werden nach Abschluss der Bauarbeiten voraussichtlich ab 2009 die ehemaligen Räume Denkmalpflege mitgenutzt, so ergeben sich nach ersten Angaben des KIS Gesamtkosten (Miete und Betriebskosten) von 165 T€ jährlich. Diese Positionen befinden sich noch in Prüfung. Die Erhöhung ist noch nicht im Haushalt dargestellt.

 

Investitionen

Für museumsspezifische Erwerbungen, z.B. Vitrinen, im Rahmen der Realisierung der noch fehlenden drei Ausstellungsmodule, ist erstmalig im HH 2009 eine Summe von 10 T€ vorgesehen.

Zur Neuordnung des gesamten Erdgeschossbereiches für eine öffentliche Gedenkstättennutzung sind ab 2008 215 T€ vorgesehen.

Personelle Ressourcen

In 2008 ist erstmals eine Gedenkstättenkoordinatorin in der Lindenstr. 54 eingesetzt. Eine Personalentwicklungskonzeption für die Gedenkstätte wird in Zusammenhang mit dem Personalkonzept für das Potsdam-Museum erarbeitet und präsentiert.

 

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Erläuterung

 

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Fazit finanzielle Auswirkungen

siehe Anlage Finanzierung Lindenstraße 54. Sämtliche Angaben stehen unter Haushaltsvorbehalt.

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Anlagen

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