Große Anfrage - 08/SVV/0594
Grunddaten
- Betreff:
-
Wohnungssituation insbesondere für junge Erwachsene in der Landeshauptstadt Potsdam
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Große Anfrage
- Federführend:
- Fraktion Die Linke
- Einreicher*:
- Fraktion DIE LINKE
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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●
Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Anhörung
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02.07.2008
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Beschlussvorschlag
Seit im Juni vergangenen Jahres der Wohnungsmarktbericht 2006 der Landeshauptstadt Potsdam vom Bereich Wohnen der Stadtverwaltung vorgestellt wurde, ist die angespannte Lage des Wohnungsmarktes in Potsdam Gegenstand zahlreicher Diskussionen in der Öffentlichkeit der Landeshauptstadt. Als Hauptproblem des Potsdamer Wohnungsmarktes stellte sich neben der allgemeinen Wohnungsnot in diesen Diskussionen vor allem das Fehlen von so genanntem kleinteiligem, preiswertem Wohnraum dar. In der Landeshauptstadt gibt es demnach viel zu wenig Wohnraum mit einer Größe unter 50 qm mit normalen, bezahlbaren Mieten. Dieser Umstand kollidiert mit dem gesellschaftlichen Trend weg von der klassischen Familie hin zum „Singlehaushalt“, dem nur eine Person angehört und der sich gerade in den unteren Einkommensschichten besonders stark vollzieht.
Gerade junge Erwachsene, deren finanzieller Rückhalt zu
Beginn ihrer Selbstständigkeit noch nicht so weit ausgebaut sein kann, haben in
Potsdam erhebliche Probleme, eine angemessene Wohnung zu finden. Damit wird
ihnen der Start in ein selbstbestimmtes Leben erheblich erschwert.
Auch Studierende, die an einer der drei Hochschulen in Potsdam
studieren, finden in der Landeshauptstadt Potsdam kaum noch Wohnraum, den sie
sich leisten können. Ein Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses
(AStA) der Universität Potsdam machte auf der Sitzung des Sozialausschusses am
20. November 2007 deutlich, dass selbst Zimmer in Wohngemeinschaften in Potsdam
oft deutlich mehr als 250 Euro pro Monat kosten würden. Dies bedeutet, dass die
Miete solcher Zimmer mehr als ein Drittel des durchschnittlichen monatlichen
(baren) Einkommens der brandenburgischen Studierenden auffrisst (ohne geldwerte
Einnahmen).[1] In Folge der
angespannten Wohnungssituation nehmen viele Studierende täglich den Weg von und
nach Berlin auf sich, und zwar in die Bezirke, in denen man sehr viel
preisgünstiger zu gleichen Konditionen wohnen kann (z.B. Berlin Neukölln). In
Folge dessen kann Potsdam sein Potential als Studierendenstadt nicht richtig
ausnutzen.
Auch die soziale Dimension des Problems des Potsdamer
Wohnungsmarktes ist schon heute spürbar. So liegt nach Wohnungsmarktbericht
2006 der Wiedervermietungsmietpreis einer Wohnung ohne Mietpreisbindung über
das gesamte Stadtgebiet bei 7,40 € netto kalt.[2]
Dieser Preis ist schon für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen schwer zu
bezahlen. Menschen in sozialen Nöten und der unteren Einkommensgruppen können
diesen Preis pro qm nicht mehr bezahlen. Zudem wird der geförderte Wohnraum in
Potsdam knapp.
Von der angespannten Wohnungsmarktsituation in Potsdam sind
also vor allem junge und/oder sozial schwache Menschen bzw. Menschen der
unteren Einkommensgruppen betroffen. Des Weiteren tritt eine immer
weitergehende Differenzierung der Sozialräume auf Grund des Wohnungsangebotes
zutage. Dies führt zu einer Spaltung der Stadt entlang der Havel und gefährdet
den sozialen Frieden in Potsdam[3].
Gegen diesen Missstand müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, bevor sich
das Problem weiter verschärft.
Daher fragen wir den Oberbürgermeister:
- Wie
viele Wohnungen unter 50 qm Wohnfläche existieren derzeit in der
Landeshauptstadt Potsdam? (bitte auch nach Sozialräumen aufschlüsseln)
- Wie
viele Wohnungen unter 50 qm Wohnfläche befinden sich
a)
im
Besitz privater Wohnungsunternehmen? (bitte auch nach Sozialräumen
aufschlüsseln)
b)
im
Besitz von Wohnungsgenossenschaften? (bitte auch nach Sozialräumen
aufschlüsseln)
c)
in
kommunaler Trägerschaft? (bitte auch nach Sozialräumen aufschlüsseln)
- Wie
viele Wohnungen unter 50 qm Wohnfläche
a)
im
Besitz privater Wohnungsunternehmen
b)
im Besitz von Wohnungsgenossenschaften
c)
in
kommunaler Trägerschaft
waren zum Zeitpunkt der
Fragestellung für den Wohnungsmarkt verfügbar? (bitte auch nach Sozialräumen
aufschlüsseln)
- Wie
viele Wohnungen unter 50 qm Wohnfläche standen der Versorgung von Menschen
mit Wohnberechtigungsschein zum Zeitpunkt der Fragestellung zur Verfügung?
(bitte auch nach Sozialräumen aufschlüsseln)
- Wie
hoch ist der durchschnittliche Wiedervermietungsmietpreis von Wohnungen
unter 50 qm netto kalt in
a)
privatem
Besitz?
b)
Besitz
von Wohngenossenschaften?
c)
kommunaler
Trägerschaft ?
zum Zeitpunkt der Fragestellung
(ohne Wohnungen mit Mietpreisbindung)? (bitte auch nach Sozialräumen
aufschlüsseln)
- Wie
viele Menschen bewerben sich derzeit durchschnittlich auf eine freie Wohnung
unter 50 qm in kommunaler Trägerschaft?
- Wie
viele davon sind derzeit unter 30 Jahre alt?
- Anhand
welcher Kriterien und in welchem Verfahren wird bei der PRO POTSDAM GmbH
BewerberInnen im Vergabeverfahren der Zuschlag für eine Wohnung
erteilt?
- Trifft
es zu, dass die PRO POTSDAM GmbH bei Vergabe einer Wohnung an eine potentielle Mieterin oder
einen potentiellen Mieter eine Regel anwendet, nach der die Warmmiete des
Wohnraums nicht mehr als ein Drittel seines Einkommens ausmacht?
- Wie
hoch ist die durchschnittliche Miete für Wohnungen unter 50 qm bei der PRO
POTSDAM GmbH?
- Wie
viel kleinteiliger Wohnraum im Besitz der PRO POTSDAM GmbH (einschließlich
der WVP bei der Gewoba mbH) kann derzeit aus verschiedensten Gründen
(bauliche Mängel etc.) nicht genutzt werden?
- Wie
bewertet die Stadt Potsdam die Tatsache, dass zum Beispiel im Bereich des
Quartiers Gutenbergstraße/Behlerststraße derzeit ein erheblicher Anteil
von kleinteiligem Wohnraum wegen angeblicher baulicher Mängel nicht
vermietet werden kann?
- Welche
Möglichkeit sieht die Stadt Potsdam, solchen ungenutzten Wohnraum zu
reaktivieren, ohne den Mietpreis unnötig in die Höhe zu treiben? In
welchem Zeitraum wäre dies bei optimaler finanzieller Unterstützung
möglich?
- Wie
viele Studierende weisen die drei Hochschulen Potsdams derzeit auf?
- Wie
viele davon haben ihren ständigen Wohnsitz in der Landeshauptstadt?
- Womit
könnte sich nach Ansicht der Stadt Potsdam die Differenz zwischen beiden
Zahlen erklären?
- Kann
die PRO POTSDAM GmbH den Anteil an Studierenden unter ihren Mietern in
Prozent angeben? (Bitte auch nach Sozialräumen differenziert angeben)
- Wie
viele Wohnheimplätze kann das Studentenwerk Potsdam den Studierenden der
Stadt anbieten?
- Wie
hoch ist die Auslastung der Wohnheime des Studentenwerkes?
- Inwiefern
sieht die Stadt Potsdam die Möglichkeit, das Studentenwerk bei der
Schaffung neuer Wohnheimplätze zu unterstützen? Wurden diesbezüglich schon
Gespräche mit dem Studentenwerk geführt?
- Teilt
die Stadt Potsdam die Befürchtung der Fragesteller, dass sich die soziale
Lage von Wohngeldempfängern in Wohngemeinschaften durch die Erweiterung
des Haushaltsbegriffs durch das am 25. April 2008 vom 16. Deutschen
Bundestag verabschiedete Gesetz zur Neuregelung des Wohngeldrechts und zur
Änderung anderer wohnungsrechtlicher Vorschriften auf alle in einer
Wohnung lebenden Personen, unabhängig von sozialen, wirtschaftlichen oder
partnerschaftlichen Beziehungen, durch den möglichen Wegfall einer
Wohngeldberechtigung weiter verschlechtern kann?
- Wie
gedenkt die Landeshauptstadt Potsdam mit dieser Vorschrift umzugehen?
Sieht die Stadtverwaltung Möglichkeiten, den alten Haushaltsbegriff, der
sich an der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und nicht an der Wohnung
gemessen hat, bei der Berechnung des Wohngeldes fortzuführen? Wurde dies
bei der Idee der PRO POTSDAM GmbH, den fehlenden kleinteiligen Wohnraum
durch die Schaffung von WGs zu ersetzen (verkündet von dem Geschäftsführer
der PRO POTSDAM GmbH, Herrn Westphal, auf dem Diskussionsforum der
Fraktion DIE LINKE. am 1. Mai 2008), bedacht?
- Wie
viele Zwangsumzüge wegen zu teurem oder zu großem Wohnraum gab es im
Bereich der PAGA seit dem 01. Januar 2005?
- Konnte
den Betroffenen dieser Zwangsumzüge problemlos eine entsprechende Wohnung
zur Verfügung gestellt werden?
- In
Fällen von Trennungen von Beziehungen wird meist ein Umzug in eine neue,
kleinteilige Wohnung nötig. Inwiefern kann die Landeshauptstadt Potsdam
solchen dringlichen Fällen helfen, wenn durch einen solchen notwendigen
Umzug soziale Härten entstehen?
- Welche
Möglichkeiten sieht die Stadt Potsdam, um die Wohnungsnot in Potsdam zu
beheben?
- Gibt
es derzeit konkrete Planungen des kommunalen Wohnungsunternehmen PRO
POTSDAM GmbH, preiswerten kleinteiligen Wohnraum zu schaffen?
- Wenn
ja, welche Flächen sind dafür vorgesehen?
- Wenn
nein, worin liegen die Gründe, dass ein solches Konzept noch nicht
erstellt werden konnte?
- Wie
viele Flächen sind in den Planungsgebieten für Wohnungsbau für preiswerten,
kleinteiligem Wohnraum vorgesehen? (Bitte nach Stadtgebieten
aufschlüsseln)
- Wie
kann die Stadt Potsdam auf das Land Brandenburg einwirken, dass sozialer
Wohnungsbau in Potsdam wieder gefördert wird?
- Gab
es bereits Bemühungen des Oberbürgermeisters, eine neue Förderung von
sozialem Wohnungsbau in Potsdam zu erreichen? Welche waren das?
- Sieht
die Stadt Potsdam neben der Förderung von sozialem Wohnungsbau noch
weitere Möglichkeiten, preiswerten kleinteiligen Wohnraum in Potsdam zu
schaffen? Welche sind das?
- Aus
welchen Gründen schließt der Oberbürgermeister, bezogen auf seinen Bericht
am 9. April 2008 an die Stadtverordnetenversammlung, eine öffentliche
Diskussion in fester Organisationsform mit den Akteuren der
Wohnungspolitik zu der Problematik aus?
- Unter
welchen Voraussetzungen könnte die Zuständigkeit für die Wohnungspolitik
der Stadt wieder dem Geschäftsbereich Stadtentwicklung und Bauen
zugeordnet werden?
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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