Antrag - 08/SVV/0751
Grunddaten
- Betreff:
-
Straßenbenennung zur Erinnerung an Erwin und Charlotte Köhler
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion CDU
- Einreicher*:
- Fraktion CDU, Fraktion SPD, Fraktion BürgerBündnis, Fraktion Grüne/B90, FamilienPartei
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Entscheidung
|
|
|
10.09.2008
|
Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Der Oberbürgermeister wird aufgefordert zu prüfen, welche
Straße im Potsdamer Innenstadtbereich nach dem 1. Bürgermeister Erwin Köhler
der Stadt Potsdam nach dem 2.
Weltkrieg und seiner Frau Charlotte benannt werden kann. Ziel soll sein, im
Jahr 2009 diese Ehrung vorzunehmen.
Erläuterung
Begründung:
Erwin Köhler wurde mit Billigung der sowjetischen
Besatzungsmacht von Dezember 1946 bis März 1950 Bürgermeister der Stadt Potsdam. 1950 wurden er und seine
Frau Charlotte verhaftet. Vom 28. März bis 2. Dezember 1950 saßen beide im
Gefängnis in der Lindenstraße. Sie wurden schwer misshandelt, ihnen wurden bis
zu sechs Tagen der Schlaf entzogen und sie mussten oft bis zum Hals im Wasser
stehen, bis sie unter der fälschlichen Anklage der „Spionage mit dem
französischen Geheimdienst“ vom Sowjetischen Militärtribunal SMT Nr. 48240 zum
Tode verurteilt wurden. Im Dezember wurden Erwin und Charlotte Köhler in das
sowjetische Gefängnis Botyrka gebracht. Erwin Köhler wurde am 20.Februar 1951
erschossen, seine Frau Charlotte am 10. April 1951. Sie hinterließen vier
Kinder, die viele Jahre nicht wussten, was ihren Eltern angetan worden war.
Erst 1957 gelang es ihrem Sohn Jürgen über Umwegen vom persönlichen Referenten
des CDU-Vorsitzenden und stellvertretenden Ministerpräsidenten der DDR, Otto
Nuschke, hinter vorgehaltener Hand zu erfahren, dass seine Eltern tot sind.
Am 18. Oktober 1991 wurden Erwin und Charlotte Köhler von
der Staatsanwaltschaft der Sowjetunion mit der „vollen Wiederherstellung der
Rechte“ rehabilitiert.
Erwin Köhler war Bürgermeister für alle Potsdamer und hat in
den ersten Nachkriegsjahren eindrucksvolle Arbeit geleistet. Ein Demokrat der
ersten Stunde, der sein Engagement mit dem Leben bezahlen musste.
Am 9. November 2009 jährt sich zum 20. Mal der Tag des
Mauerfalls, die Öffnung zur Demokratie. Es ist ein wichtiges Zeichen für die
Demokratie, wenn an diesem Tag eine öffentliche Ehrung des 1. Bürgermeisters
von Potsdam nach der NS - Diktatur mit einer nach ihm benannten Straße
stattfinden kann.