Mitteilungsvorlage - 09/SVV/0711
Grunddaten
- Betreff:
-
Fahrkartenkontrollen im Potsdamer ÖPNV
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- GB Zentrale Steuerung und Service
- Einreicher*:
- Oberbürgermeister, Bereich Beteiligungsmanagement
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
|
Entscheidung
|
|
|
02.09.2009
|
Beschlussvorschlag
Die
Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:
Mit Beschluss zur Drucksache
09/SVV/0068 wurde der Oberbürgermeister beauftragt, im Rahmen des
Qualitätscontrollings zum Verkehrsleistungs- und –finanzierungsvertrag mit der
ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP), die Überprüfung der Tätigkeit der
Fahrkartenkontrolleure, insbesondere die Einhaltung der Beförderungsbedingungen
und der Umgangsformen im Rahmen der Kampagne „Mehr Service für Potsdam –
sauber, sicher, lebenswert“ zu überprüfen.
Insbesondere sollte untersucht
werden:
- ob Auftreten und Umgangston der
eingesetzten Kontrolleure angemessen sind,
- ob die eingeräumten Befugnisse
überschritten wurden,
- ob verstärkt telefonische oder
schriftliche Beschwerden von Fahrgästen festgestellt wurden.
Im Rahmen der Auswertung der Qualitätsberichte des ersten und zweiten Quartals 2009 der ViP hat die Berichterstattung zu den Fahrausweiskontrollen eine herausragende Rolle eingenommen.
Festzuhalten ist zunächst, dass Fahrausweiskontrollen der
Überprüfung der rechtmäßigen Benutzung der Verkehrsmittel der ViP GmbH dienen.
Dabei geht es nicht darum, die Fahrgäste zu belästigen, die im Besitz eines
gültigen Fahrausweises sind, sondern die Fahrgäste heraus zu finden, die sich
eine Beförderungsleistung erschleichen. Dies ist auch im Interesse der
Fahrgäste, die ihren Fahrausweis regulär erworben haben.
Das Vorgehen bei den Fahrausweiskontrollen richtet sich nach
den Vorgaben des VBB-Tarifs, dessen Beförderungsbedingungen.
Aufgabenträger
und Verkehrsunternehmen nehmen jeden Hinweis auf eine mögliche Fehlhandlung der
bei den Verkehrsunternehmen beschäftigten Mitarbeiter oder aber ein von diesen
eingesetzten Subunternehmer ernst und gehen den Hinweisen aktiv nach.
Verstärkte telefonische oder schriftliche Beschwerden
Eine verstärkte Anzahl von Beschwerden über die
Kontrolltätigkeit der durch die ViP beauftragte Fa. WISAG Sicherheitsdienste
Berlin/Brandenburg ist nicht zu verzeichnen. Im Zeitraum Januar bis
einschließlich Juni 2009 sind bei der ViP 12 Beschwerden eingegangen. Dabei
ging es hauptsächlich um das äußere Erscheinungsbild der Kontrolleure, aber
auch um unhöfliches Verhalten oder
Auftreten.
Drei Beschwerden gab es in dem Zeitraum, als die Medien das
Thema aufgegriffen haben. Dabei konnte festgestellt werden, dass Fahrgäste sich
auf die Medienberichte bezogen und den Inhalt der Presseartikel nochmals wieder
gegeben haben.
In diesem Zeitraum, kam es auch vermehrt zu Einsprüchen
gegen zu recht ausgesprochene erhöhte Beförderungsentgelte (EBE). In den
Monaten März/April 2009 wollten 135 Fahrgäste das EBE nicht bezahlen und
bezogen sich in der Begründung teilweise auf die Medienberichte. Zum Vergleich
hierzu bleibt festzuhalten, dass in den Monaten Mai/Juni 2009 lediglich 72
Einsprüche bei der ViP eingegangen sind. Diese erfolgten nicht unter Hinweis
auf das Benehmen des Kontrollpersonals.
Auftreten und Umgangston der Kontrolleure
Grundsätzlich werden alle bei der WISAG eingesetzten
Kontrolleure in den Themenfeldern Verkehrsgeografie, Konfliktmanagement und
Tarif geschult. Die Vorgaben hierzu regelt eine von der ViP erstellte
Dienstanweisung. Die Kontrolleure sind dazu angehalten, stets freundlich und
zuvorkommend aufzutreten, auch wenn die Fahrgäste ihnen dieses Verhalten selbst
nicht entgegenbringen.
Bis einschließlich April 2009 wurden die Kontrollen in
Zivilkleidung durchgeführt. Das hatte u.a. den Effekt, dass die Zahl der
aufgegriffenen „Schwarzfahrer“ sehr hoch war.
Überschreitung der eingeräumten Befugnisse
Eine Überschreitung der eingeräumten Befugnisse konnte nicht
festgestellt werden. Die der ViP bekannten Beschwerden, Kritiken und Hinweise
werden grundsätzlich an den Auftragnehmer weiter gegeben. Dieser ist
verpflichtet, zu den Sachverhalten Stellung zu nehmen. Die WISAG ergreift
entsprechende Maßnahmen bei Zuwiderhandlungen bis hin zur Entlassung.
Was hat sich in den letzten Wochen geändert?
Die Hinweise der Fahrgäste und des Aufgabenträgers hat die
ViP zum Anlass genommen, mit der WISAG eine grundsätzliche Neuausrichtung der
Arbeit zu gestalten. Dazu wurde folgendes verändert:
Die Kontrollen erfolgen seit Mai 2009 in der
WISAG-Dienstkleidung. Dies führt dazu, dass die Fahrgäste das Kontrollpersonal
sofort als solches identifizieren kann. Diese Maßnahme hat sich positiv auf die
Außendarstellung des Kontrollpersonals ausgewirkt. Es ist aber auch
festzustellen, dass die Anzahl der ermittelten Schwarzfahrer in den Monaten Mai
und Juni 2009 gegenüber den Monaten Januar – April 2009 erheblich
zurückgegangen ist. Wurden in den Monaten Januar – April 2009 monatlich ca. 880
EBE-Vorfälle erfasst, waren es im Monat Mai 2009 noch 463 bzw. im Monat Juni
2009 543 EBE-Vorfälle. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das
Kontrollpersonal keine überraschenden Kontrollen mehr durchführen kann.
Weiterhin hat die ViP die WISAG verpflichtet, Stammpersonale
für die Kontrollen in Potsdam einzusetzen, um somit die Qualität der Kontrollen
und der Informationen für die Fahrgäste zu erhöhen. Die WISAG unterstützt das
eingesetzte Kontrollpersonal mit Kollegen der Verkehrsservice GmbH, einer
Tochtergesellschaft der WISAG. Dabei handelt es sich u.a. um die Befähigung des
Personals hinsichtlich des Auftretens, des Verhaltens in schwierigen
Gesprächssituationen und der Schulung zu fachlichen Inhalten wie zu Tarif- und
Tourismusinformationen.
Im Monat März 2009 wurde in Kooperation mit den
Verkehrsbetrieben Brandenburg an der Havel GmbH (VBBr) ein
Kontrolleursaustausch vorgenommen. Das bedeutete, dass das Kontrollpersonal der
von der VBBr beauftragten Sicherheitsfirma SAFE Kontrollen in Potsdam
durchgeführt hat und die Kollegen der WISAG als Kontrolleure im Stadtgebiet
Brandenburg tätig waren. Dieser Austausch wurde im Juni 2009 nochmals für 2
Wochen wiederholt. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die
Kontrolleure der Fa. SAFE mit den gleichen Sachverhalten konfrontiert wurden,
wie das Kontrollpersonal der WISAG.
Neben der Kontrolltätigkeit sind die Kontrolleure
angehalten, Fahrgästen zu helfen sowie Informationen zum ÖPNV und Tourismus in
Potsdam zu erteilen. Diese Aktivitäten werden durch die WISAG dokumentiert und
der ViP übergeben.
In der
Summe haben die eingeleiteten Maßnahmen den erwünschten Effekt gebracht, so
dass ein weiteres Nachsteuern nicht notwendig erscheint.
Gleichwohl
wird es auch in der Zukunft weitere Einzelfälle geben, bei denen sich Fahrgäste
durch Servicepersonal schlecht behandelt fühlen. Hier bleibt aus Sicht des
Aufgabenträgers und des Unternehmens die Aufgabe, den einzelnen Fällen konkret
nachzugehen und ggfs. eine Auswertung mit dem jeweiligen Mitarbeiter
vorzunehmen.