Antrag - 11/SVV/0669

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, von einem externen Experten ein Gutachten über die Boden- und Wasserverhältnisse im Karree Leibl-Straße/Kurfürstenstraße anfertigen zu lassen. Es soll neben der Beschreibung der wasserführenden Schichten ebenfalls darlegen, welche Auswirkungen das sukzessive Entstehen größerer Bauwerke mit hohem Gewicht bzw. entsprechenden Tiefbauten wie Kellern und Tiefgaragen auf die bestehenden Bodengrundverhältnisse und in der Folge die Bestandsgebäude des Karrees haben können. Insbesondere ist darzulegen, ob schädliche Auswirkungen auf Bestandsgebäude ausgeschlossen werden können bzw. bis zu welcher maximalen Größe eine weitere Bebauung denkbar wäre. Unter Einbeziehung der vorhandenen Kenntnisse zu den Bodengrundverhältnissen in Potsdam ist ebenfalls auszuschließen, dass die aus weiteren erheblichen Eingriffen resultierende Umlenkung unterirdischer Wasserverläufe zu weiterreichenden Folgen für die angrenzenden Bereiche wie die Häuser an der südlichen Leiblstraßenseite bzw. das in unmittelbarer Nähe befindliche und auf Bohrpfahlgründungen stehende denkmalgeschützte Holländerviertel führt.

 

Es ist zu untersuchen, ob der neue Gebäudekomplex in der Leiblstraße bereits zu Schäden am denkmalgeschützten Haus Ullrich in der Kurfürstenstraße 23 geführt hat.

 

Es ist rechtlich abzusichern, dass bis zum Vorliegen der Untersuchung bzw. dem Ausschluss negativer Folgen für andere Eigentümer bzw. deren Bestandsgebäude keine Vorbescheide oder Baugenehmigungen erteilt werden müssen.

 

Dem SB-Ausschuss ist im November 2011 darüber ein erster Zwischenbericht zu erstatten.

 

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Erläuterung

Begründung

Besondere Baugrundverhältnisse haben im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts den Grundriss der Potsdamer Altstadt beeinflusst. Die baulichen Freilassungen des in Rede stehenden Karrees, des Bassinplatzes, des heutigen Platzes der Einheit (früher Nauensche Plantage) und der Plantage hinter der ehemaligen Garnisonkirche trugen der vom Heiligen See kommenden und zur Neustädter Havelbucht führenden unterirdischen Sumpfrinne, dem sogenannten Potsdamer Witam, Rechnung. Allein die Anlage des Bassinplatzes, der ja tatsächlich einst über ein Bassin verfügte, in dem das Wasser des umliegenden Sumpfgebietes gesammelt wurde, verrät, dass die Baumeister und Stadtplaner des 18. Jahrhunderts sehr wohl um die Risiken und Gefahren dieses Geländes wussten und entsprechend zu reagieren wussten. Darüber hinaus ist die im 18. Jahrhundert weit verbreitete Bauweise auf Bohrpfahlgründungen ein Zeugnis dieser besonderen Potsdamer Verhältnisse. Gerade das in Rede stehende Karree weist nach bisherigen Erfahrungen extrem wasserführende Bodenschichten auf. Das plötzliche Versinken eines Teiches vor (siehe Anlage) zeigt an, dass dort Bewegungen noch immer stattfinden. Da offenbar für das erste neuere große Gebäude an der Ecke Thomastraße nur der Baugrund des Grundstückes selbst untersucht wurde, gilt es nun, die bei der schrittweise weiteren Verdichtung des Karrees möglicherweise immer stärker werdende Auswirkungen zu beachten.

 

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