Antrag - 12/SVV/0039
Grunddaten
- Betreff:
-
Pool für Straßenbenennungen
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
- Einreicher*:
- Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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25.01.2012
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07.03.2012
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Erledigt
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Ausschuss für Kultur
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Vorberatung
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23.02.2012
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Erläuterung
Begründung:
Der am 7. Dezember 1883 in Potsdam geborene Ludwig Levy entstammte einer seit drei Generationen in Potsdam ansässigen Kaufmannsfamilie. Er besuchte in Potsdam das Victoria-Gymnasium, an dem er im April 1902 das Abitur ablegte.
Nach einem Jurastudium in Freiburg, München und Berlin legte er 1905 das erste Staatsexamen ab. 1906 promovierte er an der Universität Leipzig. Das zweite Staatsexamen legte er 1910 nach dem Referendariat am Kammergericht in Berlin ab.
Im August 1910 ließ er sich als Rechtsanwalt in Potsdam nieder.
Im Ersten Weltkrieg war Ludwig Levy von 1916 bis 1918 Soldat, für seinen Einsatz wurde er mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse ausgezeichnet.
Nach dem Krieg kehrte Dr. Ludwig Levy nach Potsdam zurück, wo er seine Kanzlei in der Nauener Straße 30/31 weiter führte. 1923 wurde er zum Notar bestellt.
Zu Beginn der Weimarer Republik wurde Dr. Ludwig Levy Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, 1921 wurde er Mitglied der SPD.
Von 1928 bis 1933 vertrat er die SPD in der Stadtverordnetenversdammlung von Potsdam. Er war Mitglied im städtischen Finanzausschuss und stellvertretender Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung.
Im Mai 1933 wurde gegen ihn ein Vertretungsverbot verhängt, obwohl er als Altanwalt und
Frontkämpfer nach den Bestimmungen des Gesetzes über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft vom 7. April 1933 hätte als Anwalt weiter tätig sein dürfen. Ihm wurde Betätigung im kommunistischen Sinne vorgeworfen, weil er KPD-Anhänger in Prozessen vertreten der Roten Hilfe gespendet haben soll.
Am 24. Juni 1933 wurde Dr. Ludwig Levy verhaftet und in das Polizeigefängnis in Potsdam verbracht. Von dort wurde er am 28. Juni 1933 in das KZ Oranienburg verschleppt. Während seiner Haftzeit verhängte das preußische Justizministerium gegen ihn ein Berufsverbot.
Nach seiner Entlassung aus dem KZ Oranienburg am 24. Juli 1933 war er seiner Existenzgrundlage beraubt. Er blieb zunächst, bis 1938 in Potsdam und fand eine Tätigkeit als Angestellter in der Konservenfabrik W. Zinnert. Nach der Arisierung dieser Firma im Juni 1938 verlor er auch diese Arbeit. Seine Verhaftung am Tag nach der Pogromnacht, dem 10. November 1938, machte seine Ausreisepläne nach Palästina zunichte. Nach vier Wochen Haft im KZ Sachsenhausen kam er unter der Bedingung, Deutschland bald möglichst zu verlassen, wieder frei. Ende Dezember 1938 emigrierte Dr. Ludwig Levy mit seiner Frau nach Palästina. Im Alter von 55 Jahren musste er sich dort eine neue Existenz aufbauen - sein Vermögen hatte er in Deutschland zurücklassen müssen.
1940 wurden Dr. Ludwig Levy, seine Frau und seine Tochter vom Deutschen Reich ausgebürgert. 1946 verließ Ludwig Levy Palästina und ließ sich mit seiner Familie in Sydney nieder, 1966 verstarb er dort. (Quelle: Hans Bergemann u. Simone Ladwig-Winters: Für ihn brach die
Welt, wie er sie kannte, zusammen ... - Juristen jüdischer Herkunft im Landgerichtsbezirk Potsdam; Verlag Dr. Otto, Schmidt Köln 2003, S. 120f)
Mit der Benennung einer Straße in Potsdam soll an Dr. Ludwig Levy, seine Verdienste um die Stadt Potsdam und seine Verfolgung durch das Naziregime erinnert werden.