Antrag - 12/SVV/0080
Grunddaten
- Betreff:
-
Pool für Straßenbenennung
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Antrag
- Federführend:
- Fraktion CDU/ANW
- Einreicher*:
- Fraktion CDU/ANW
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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07.03.2012
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04.04.2012
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Erledigt
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Ausschuss für Kultur
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Vorberatung
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22.03.2012
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Erläuterung
Begründung:
Es geschah am 14. Mai 1948, am späten Abend. Wilhelm Wolf war auf einer politischen Veranstaltung im Ostteil Berlins und fährt über die Avus nach Hause in die Berliner Vorstadt von Potsdam, wo er und seine Familie wohnen. In einer unübersichtlichen Kurve zwischen Nordeingang der Avus und dem Bahnhof Grunewald wird der Wagen durch helles Scheinwerferlicht frontal geblendet. Das Auto bricht aus der Spur aus und kollidiert mit einem Betonhindernis. Der Fahrer überlebt, der Landesvorsitzende stirbt am folgenden Tag an den Unfallfolgen.
Die Umstände dieses Unfalls konnten nie aufgeklärt werden. Jedoch gibt die politische Biographie von Wilhelm Wolf eine unmissverständliche Antwort.
Am 10. September 1899 in Styrum bei Mühlheim an der Ruhr geboren, wächst Wilhelm Wolf im westfälischen Hamm auf. Nach dem Schulabschluss nimmt er am 1. Weltkrieg teil, studiert danach Nationalökonomie und wird zum Dr. rer. pol. promoviert. Nach dem Berufsbeginn in Westfalen geht er 1935 nach Treuenbrietzen, wo er die Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft übernimmt. Hier lernt er auch seine Frau Erika Engel kennen, die als junge Juristin ein Referendariat in der brandenburgischen Kleinstadt absolviert. 1938 folgt die Heirat. Zwischen 1939 und 1944 werden die Kinder Maria, Ernst-Wilhelm, Andreas und Hans-Christoph geboren.
Ab 1938 wohnt die Familie in Potsdam. Wilhelm Wolf leitet eine Textilgroßhandlung am Hausvogteiplatz in Berlin. Während des Krieges hat er Kontakt zu Kreisen der Opposition gegen den NS-Staat.
Erst nach 1945 beginnt die politische Laufbahn von Wilhelm Wolf. Auf dem Gründungsprotokoll der CDU-Ortsgruppe Babelsberg vom 11. Juli 1945 befindet sich sein Name unter der Rubrik vorläufige Ortsvorstandsmitglieder. Doch schon im Oktober 1945 wird er auf dem Gründungsparteitag der CDU Brandenburg zum ersten Landesvorsitzenden gewählt und durch die Landesparteitage 1946, 1947 und 1948 im Amt bestätigt.
Nach den Landtagswahlen am 20. Oktober 1946 zieht er als CDU-Abgeordneter in den brandenburgischen Landtag ein und wird dessen Vizepräsident.
In den Augen der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Führung ist er ein äußerst unbequemer Mann: Schon im Dezember 1945 wehrt er sich gegen die Absetzung von Andreas Hermes als Vorsitzenden der CDU Deutschlands. Danach stemmt er sich vehement gegen die rechts- und gesetzlosen Enteignungen in der Sowjetischen Zone.
Ab Sommer 1947, als die Russen und die SED die Trennung der Ost- von der West-CDU erzwingen wollen, weigert er sich, dies nachzuvollziehen. Vielfache Behinderungen seiner Arbeit sowie tage- und stundenlange Verhöre von ihm und seiner Frau sind an der Tagesordnung.
Vom 7. bis 9. Mai 1948 findet in Brandenburg/Havel der 3. Landesparteitag der CDU Brandenburg statt. Wilhelm Wolf wirft der SED Totalitätsstreben vor. Er fordert die Einhaltung der Grundrechte, der persönlichen Freiheit und Menschenrechte in der SBZ, die Sicherung des Privateigentums und mehr Mitwirkungsmöglichkeiten für die CDU in der Verwaltung. Der Parteitag legt ein eindrucksvolles Bekenntnis zur deutschen Einheit ab. Wilhelm Wolf wird mit 121 von 134 Stimmen erneut zum Landesvorsitzenden der CDU Brandenburg gewählt, gegen Widerstände von Seiten der SMAD und der SED. Wenige Tage danach passiert der Autounfall.
Seine Frau Erika Wolf kann im Sommer 1950 nur knapp vor den kommunistischen Häschern fliehen und ihrer Verhaftung entgehen. Ihr gelingt es, mit ihren Kindern in den Westteil Berlins zu fliehen, wo sie sich, als durch und durch politischer Mensch engagiert, von 1965 bis 1976 unter anderem als Mitglied des Deutschen Bundestages, später als Mitglied in der Deutschen UNESCO-Kommission als Vertreterin des Deutschen Frauenrates. 1994 erfolgt die Rückkehr nach Potsdam. Bereits seit 1989 unterstützt Erika Wolf den Aufbau einer neuen CDU, insbesondere in Brandenburg. Von 1995 bis zu ihrem Tod im Februar 2003 ist Frau Dr. Erika Wolf Ehrenvorsitzende der CDU Brandenburg.
Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (KAS)