Antrag - 19/SVV/0034

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, zu prüfen, ob ein Ernährungsrat einen Mehrwert für die Landeshauptstadt Potsdam sein kann und wie er am sinnvollsten organisiert werden kann. Dem Hauptausschuss ist bis März 2019 ein erster Zwischenbericht vorzulegen.

Begründung:

Ernährungsräte sind Werkzeuge, mit denen die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene gestaltet werden kann. Sie bringen Menschen zusammen, um lokale, sozial und ökologische Ernährungssysteme zu schaffen. Nach großen Erfolgen vor allem im englischsprachigen Raum haben sich in Deutschland z. B. in Köln und Berlin erfolgreich Ernährungsräte gebildet.

Das Thema Ernährung ist aus der Stadtpolitik verschwunden. Zugleich steigt die Verunsicherung der Verbraucher. Die Diskussionen um den Klimawandel nehmen zu. Der Ressourcen- und Umweltverbrauch steigt stetig. Fehlernährung ist ein Massenphänomen. Parallel ist Lebensmittelverschwendung ein erhebliches Problem. Die Struktur der stadtnahen und urbanen Landwirtschaft, lokaler Produzenten und die Bedeutung der lokalen Lebensmittelindustrie liegt im Dunkeln. Genauso unbekannt sind die Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und soziale Themen, welche die Versorgung der eigenen Stadt lokal, regional sowie global hat.

Lokale Ernährungspolitik und Stadternährungsplanung ist ein für die Stadtentwicklung unausgeschöpftes Potenzial. Es besteht die Chance, ein gesundheitsförderndes, widerstandsfähiges, faires, transparentes und nachhaltiges Ernährungssystem aufzubauen. Konkret kann die Nahversorgung verbessert, die Entwicklung einer Infrastruktur für Direktvermarktung und regionale Produkte geschaffen, urbane Landwirtschaft in verschiedenen Formen begünstigt oder die Gemeinschaftsverpflegung optimiert werden. Des Weiteren kann die Ernährungsbildung durch die Stadt gefördert werden. Das Ernährungssystem sollte zu einem festen Bestandteil von Image und Identität der Stadt werden. Die genannten Potentiale lassen sich durch einen Ernährungsrat generieren, der systeminterne Akteure aus Erzeugung, Verarbeitung, Handel, Konsum und Entsorgung verknüpft.