Antrag - 07/SVV/0100

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt zu prüfen, für welche Verkehrsstraßen in Potsdam das „Shared Space“  (Raum für alle) Konzept Vorteile im Hinblick auf Lebensqualität, Sicherheit und Reduzierung des Regelungsbedarfes bringt, ob Potsdam sich noch an dem von der EU unterstützten Kooperationsprojekt beteiligen kann.

 

Dem Ausschuss für Stadtplanung und Bauen ist nach der Sommerpause 2007 ein Zwischenbericht zu geben.

 

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Erläuterung

Begründung:

 

Shared Space (Raum für alle) ist ein europäisches Kooperationsprojekt, das die politischen Verantwortlichen auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene zu einem Kurswechsel im Umgang mit dem öffentlichen Raum anregen will. Während der letzten Jahrzehnte wurde die Raumplanungspolitik weitgehend vom Verkehr und damit verbundenen Bestrebungen wie Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit geprägt. An die Stelle der einseitig auf den Verkehr gerichteten Sicht setzt Shared Space die Kombination und Integration der verschiedenen Funktionen des öffentlichen Raums, während sie in der heutigen Praxis oft drastisch voneinander getrennt werden. Die Qualität unseres Lebensraums soll dadurch verbessert werden, ohne jedoch den motorisierten Verkehr daraus zu verbannen.

 

Der Shared Space Ansatz wurde bereits erfolgreich in Kommunen vom Dorf mit 1.000 Einwohnern bis zur Großstadtmagistrale in London umgesetzt (siehe Anlage 1). So ist z.B. die Londoner Kensington Street eine 4-spurige Hauptverkehrsstraße mit 2.200 Kfz/h und gleichzeitig eine Einkaufsstraße mit 120.000 Fußgängern/Tag (effektiv 10-16 Stunden). Nach Umsetzung folgender Maßnahmen im Rahmen des Shared Space Kozepts  Entfernung von Fahrbahnmarkierungen, Pollern, Schildern Entfernung spezieller Fußgängerüberwege bessere Straßenbeleuchtung konnten folgende Ergebnisse registriert werden stärkere Belebung um 500 Fußgänger/h größere Kfz-Kapazität auf 2.800 Kfz/h Reduzierung der Gesamtunfallzahl um 61%  Reduzierung der Fußgängerunfälle um 69%.

 

Das Shared Space Konzept zielt bewusst auf eine gewisse Verunsicherung, die die tatsächliche Sicherheit erhöht. Getrennte Spuren wirken sicher, aber in der Praxis erweist sich das Gegenteil. Getrennte Spuren verengen das Blickfeld und führen zu erhöhter Geschwindigkeit. Dagegen treten dort, wo sich Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer ohne Vorfahrtsschilder die Straße teilen, andere Regeln in Kraft. Durch stärkere Interaktion kann die Zahl der Unfälle drastisch gesenkt werden.

 

Insgesamt wird übereinstimmend berichtet, dass nach anfänglicher Skepsis, der Erfolg von Shared Space (auch in Deutschland) in der Regel dazu führte, dass die entsprechenden Gebiete ausgedehnt werden.

 

 

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