Mitteilungsvorlage - 01/SVV/0970

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Gemäß des Auftrages der Stadtverordnetenversammlung legt der Oberbürgermeister den beigelegten programmatischen Rahmen für das Potsdam - Museum der  Stadtverordnetenversammlung zur Kenntnisnahme vor.

 

Anlage 1

 

Programmatischer Rahmen für das Potsdam-Museum

Basisansatz

 

Jedes Land und jede Stadt bedürfen der gemeinsamen Erinnerung, die aus der Vergangen-heit und Tradition, aus der Anschauung zur Natur, Kultur und Geschichte und aus einer kriti-schen Auseinandersetzung mit gelebten und gedachten Entwicklungen erwächst und einer Region erst ihre Selbstvergewisserung ermöglicht. Mit ihr bestreiten wir die Interpretation und die Gestaltung der Gegenwart, steuern das Gemeinschaftsleben und entwickeln den notwen-digen Gemeinsinn.

 

Die Landeshauptstadt Potsdam bedarf eines neuen konstruktiven Zusammenspiels musealer Profile und Tätigkeiten.

 

Museumslinien

 

1) Die Arbeit der Museen gilt den originalen Objekten, den sichtbaren Dokumenten und Zeugnissen der Vergangenheit als Grundlage und Ausgangspunkt einer möglichen Interpretation der Gegenwart und Sinndeutung in die Zukunft. Museen stellen die Geschichte nicht als Historie aus, sondern reizen entlang von Einzelstücken zur Wahrnehmung des Ganzen und zum Dialog. Deshalb brauchen Museen bei ihrer Entwicklung und Qualität Chancen zur systematischen Sammlung. Leitlinie ist dabei das im Haus entwickelte und durch den Träger gestützte wissenschaftliche Sammlungsprofil.

 

2) Das Museum bezieht seine Wirkung aus der Aussagefähigkeit der greifbar und begreifbaren Sammlungen präsentiert durch didaktisch und pädagogisch aufbereitete Ausstellungs-Programme. Im regionalen Standortbewusstsein, das sich Vermittlungsziele setzt, wird der Besucher in größerem Umfang geladen.

 

3) Museen brauchen auch die wissenschaftliche Forschung an ihrer Seite, denn ohne Erkenntnisse der Umstände, die zum Entstehen, zur Ausbildung und zum Wirken des Museumsgutes geführt haben, kann die Einmaligkeit oder Allgemeingültigkeit eines Objektes dem Betrachter in der Präsentation nicht vermittelt werden. In die Museumsarbeit eingeschlossen ist die Verpflichtung, ein gewonnenes Original über die Zeitläufte hinweg zu bewahren, zu pflegen und vor dem Verfall zu retten.

 

Potsdamer Profile und Programme

 

A. Die erstmalige Chance, mit voller Unterstützung des Landes Brandenburg ein gemeinsames, ausstellungsorientiertes Forum und "Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte" am Neuen Markt zu errichten, darf nicht ohne kommunale Antwort bleiben. Das Potsdam-Museum nutzt mit dem Bereich "Geschichte und Kunst" die durch das Haus gegebenen Darstellungsmöglichkeiten in vollem Umfang.

 

Den Anfang bildet 2003 die Sonderausstellung "Bürgersammlungen einer europäischen Residenz". Sie ist Bestandteil der Kulturlandkampagne der Länder Berlin und Brandenburg. In diesem Zusammenhang wird die Ausstellung durch das Aufbauprogramm "Kultur in den neuen Ländern" des Bundes gefördert. Dabei fließen nachhaltige Investitionen in den Bestand und seine Präsentation für die zukünftige Museumsarbeit. Für Potsdamer und die Besucher der Stadt zeigt das Potsdam-Museum mit seiner Auswahl an Ausstellungsstücken die Prägung der Residenzstadt durch europäische Einflüsse.

 

Damit erhält die Landeshauptstadt ihre Identität an einem zentralen Platz zurück. Überregio-nal ausstrahlende Sammlungen, wissenschaftliches Know how und städtische Ressourcen werden eingesetzt.

 

Die Spezifizierung zum Umfang und zur betrieblichen Organisation wird gesondert vereinbart und im Januar 2002 der Stadtverordnetenversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt.

 

B. Eine auf die Stadtgeschichte, Stadtkultur und städtische Kunst ausgerichtete Sammlung, Dokumentation und Information als Kernaufgabe ist zu profilieren, im Focus die Einwohner, ihre Stadtteile, ihre Lebensweise und ihre Gemeinwesenarbeit. Der geeignete Ausstellungsort des StadtLebens ist vorzugsweise im Holländischen Viertel zu finden und zu verankern, signalisiert doch der Ort auch die Einbeziehung der Sicht von Zuwanderern und Flüchtigen. Das Potsdam-Museum konzentriert seine Anstrengungen darauf, themenbezogene Ausstellungen und ein Informationszentrum zur Stadtgeschichte einzurichten und das Haus Benkertstraße 3 als Stammhaus der Abteilung "Geschichte und Kunst" zu profilieren.

 

C. Die Entwicklung des musealen Lebens stützt sich mit einer dritten Säule auf das rekonstruierte "Naturkundemuseum" in der Breiten Straße 13. Hier entsteht eine in das Umland hinein strahlende populäre Bildungsstätte für jung und alt, die sich vor dem Hintergrund der Naturlandschaft in und um Potsdam ihrer Kenntnis, Pflege und Bewahrung gegenüber Umweltgefahren verpflichtet weiß. Mit der Neueröffnung des Hauses wird der Umweltbildung ein sichtbarer Stellenwert in Potsdam gegeben. Besonders eng wird sich die Zusammenarbeit mit den Schulen, Natur- und Umweltverbänden und den Trägern der Jugendarbeit gestalten.

 

D. Vervollständigt wird die kommunal verantwortete Museumslandschaft in Potsdam durch

solche Häuser, die Geschichte zeigen und Geschichte haben: z. B. die Gedenkstätte in der Lindenstrasse 54 oder die Ausstellung "Potsdam und der 20. Juli 1944" in der Henning-von-Tresckow-Straße und zur "Glienicker Brücke" im Bundesvermögensamt. Orte, die hautnahe Begegnung mit vergangenen Ereignissen, handelnden Personen und Institutionen  ermöglichen. Es wird auszuloten sein, ob es auf Dauer nicht zweckmäßig sein kann, die Gedenkausstellungen  in der Lindenstr. 54 zusammenzuführen. Darüber hinaus wäre eine Verbindung mit freien Trägern und anderen öffentlichen Fachstellen zu prüfen.

 

E. Nachrichtlich erwähnt werden die seit 1990 durch private und öffentliche Initiative rekonstruierten Häuser als Ausdruck neu und wieder entdeckter Identität der Bürger und Bürgerinnen mit ihrer Stadt. Ihre Wiederherstellung ist eine denkmalpflegerische Leistung der besonderen Güte und macht diese Häuser zu Kleinoden in Potsdam. Das Haus zum Güldnen Arm, das Jan Boumann Haus und das Weberhaus in der Karl-Liebknecht-Str. gehören aber schon wegen ihrer äußerst eingeschränkten kulturellen und musealen Nutzung nicht zum unmittelbaren Aufgabenspektrum des Potsdam-Museums.

 

Das Netz der Museen

 

Innerhalb der Potsdamer Kultur- und Museumslandschaft bildet das Potsdam-Museum mit seiner programmatischen Ausrichtung auf "Hauptstadt im Land", "Leben in der Stadt" und "Naturkunde aus der Region" eine strategische Basis, deren Qualität in einem durchdachten Netzwerk von programmaktiven Kulturinstitutionen vollends zur Geltung kommen wird.

 

Brandenburgisch-preußische, deutsche und europäische Spuren finden sich überall in der Stadt, so dass ein Konzept auf der Hand liegt, die musealen und besucherdynamischen Potentiale der Stiftung Schlösser und Gärten, des Filmmuseums, des Potsdam-Museums, der Vereine und der Privatinitiativen zu vernetzen. Ideal wäre es, auf eine Weise zu kooperieren, dass sich Schulgruppen, Einwohnerschaft, Besucher und Gäste anregen lassen, ganze "Museumstage" einzulegen, die sie in einem Erlebniszug durch die Stadt, ihre Facetten, Profile und Jahrhunderte bringt.

 

Die touristische Dienstleistung des Potsdam-Museums ist deshalb ebenso hoch zu veranschlagen und mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte positiv ausgestaltbar, wie die kulturbildende Grundversorgung für die Einwohner der Stadt eine Daueraufgabe jedes Museums darstellt.

 

Der Effekt für die Stadt

 

Ein  kultureller und musealer Verbund, eine von den verschiedenen Häusern und Trägern genutzte gemeinsame Netzwerk-Plattform bietet neue und zusätzliche Chancen, zum Beispiel:

 

·         gemeinsame  Werbung,

·         auch in Verbindung mit der Tourismus GmbH

·         konstante, nachhaltige  Öffentlichkeitsarbeit

       im Netz überregionaler Medien

·         abgestimmte  Höhepunkte im Jahresverlauf

·          

·         kooperative, sich verstärkende  Inhalte bei Jubiläen

·          

·         neue Produkte wie "Nächte" und "Events"

·          

·           

·         gegenseitige  pädagogischer Dienste

·          

·         technischer Unterstützung und logistischer Hilfe

·          

·         verbesserte  Sponsoring

·         in Ergänzung zur Einzelspende

·        Entwicklung einer künftigen Dachmarke "POTSDAMER MUSEEN".

 

 

Der Gebrauch des Plurals darf auf die Besucher und Gäste oder auf hier tagende Verbände und Organisationen wie auf Neu-Potsdamer verlockend klingen und schon die Entscheidung, in Potsdam zu tagen oder zu leben, nicht unwesentlich beeinflussen. Zusammen mit VBB, Reisebüros und der Hotellerie soll ein "Museenticket" entwickelt werden, das den Besuch von Ausstellungen in Verbindung mit einer Tageskarte des ÖPNV kostengünstig gestaltet.

 

Zielgruppen gemeinsamer Arbeit

 

Bei einer engen Koordination und Kooperation im Fachbereich Kultur und Museum mit der Tourismus GmbH und mit dem künftigen Fachbereich, der das Marketing der Stadt professionell gestaltet, lassen sich die Zielgruppen der Arbeit für die Museen der Stadt Potsdam evident beschreiben:

 

·         Schüler und Jugendliche, nicht nur aus Potsdam,

·         die der Natur, Kultur und Geschichte bereits neugierig und interessiert gegenüber stehen oder dafür aufzuschließen sind

·         Familien von hier und aus dem Umland

·         für ein kontinuierlich anzupeilendes Gemeinschaftserlebnis "Museum"

·         Menschen mit Behinderung, nach deren Bedürfnis auf Teilhabe an

·         der Geschichte und Gegenwart, an der gemeinsamen Kultur und Natur einer Kommune und früheren Residenzstadt

·         Gastgruppen aus den Partnerstädten Potsdams

·         zusammen mit den Vereinen für die jeweilige Städtepartnerschaft

·         Multiplikatoren im In- und Ausland

·         in Verbindung mit wissenschaftlichen Institutionen

·         Tagungsteilnehmer von Vereinen, Verbänden, Organisationen,

·         Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Landes und der Stadt

·         Besucher und Gäste, Touristen, Reisegruppen

 

Akzente für die Zukunft

 

Die nächsten Arbeitsschritte ergeben sich aus dem vorgelegten Rahmen, dem die fachlichen Konzepte der einzelnen Häuser und Programmbereiche folgen werden, und nicht zuletzt aus sachlichen und materiellen Überlegungen, die Orte des Museums zu bündeln.

 

Hier einige wesentliche Punkte, die in ihrer zeitlichen Priorität gelistet sind:

 

1.            Verhandlungen mit dem Land und Bereitschaft zur Bildung einer

gemeinsamen GmbH "Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte"

(StVV Januar 2002)

 

2.   Aufbau einer werbenden Plattform "Potsdamer Museen" mit

·                                 Naturkundemseum und Aquarium,

·                                 Filmmuseum,

·                                 Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

·                                 Museum für Stadtgeschichte/Stadtleben und Kunst

            (bis zum Herbst 2002)

 

3.    Entwicklung eines Potsdamer Museumspasses

            (bis zum Beginn des Jahres 2003)

 

4.   Ausbau des Museumsortes "Stadtgeschichte/Stadtleben und Kunst"

     (bis zum Frühsommer 2004)

 

5.            Konzertierte Ausstellungen im Koordinationsnetz der "Potsdamer Museen"

(beginnend mit dem Jahr 2004)

 

6.            Gemeinsame Lösung der Depotnotwendigkeiten

und koordinierte Werkstättennutzung (zu 2006)

 

 

Über die Entwicklung in der Museumsarbeit wird wenigstens jährlich im zuständigen Fachausschuss der Stadtverordnetenversammlung berichtet.

 

 

 

 

 

 

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Erläuterung

 

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Fazit finanzielle Auswirkungen

Keine

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