Mitteilungsvorlage - 01/SVV/0970
Grunddaten
- Betreff:
-
Konzeption Potsdam-Museum Programmatischer Rahmen für das Potsdam - Museum
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- Oberbürgermeister
- Einreicher*:
- II/45
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Anhörung
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05.12.2001
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Erledigt
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Ausschuss für Kultur
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Anhörung
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17.01.2002
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Beschlussvorschlag
Gemäß des
Auftrages der Stadtverordnetenversammlung legt der Oberbürgermeister den
beigelegten programmatischen Rahmen für das Potsdam - Museum der Stadtverordnetenversammlung zur
Kenntnisnahme vor.
Anlage
1
Programmatischer Rahmen
für das Potsdam-Museum
Basisansatz
Jedes
Land und jede Stadt bedürfen der gemeinsamen Erinnerung, die aus der
Vergangen-heit und Tradition, aus der Anschauung zur Natur, Kultur und
Geschichte und aus einer kriti-schen Auseinandersetzung mit gelebten und gedachten
Entwicklungen erwächst und einer Region erst ihre Selbstvergewisserung
ermöglicht. Mit ihr bestreiten wir die Interpretation und die Gestaltung der
Gegenwart, steuern das Gemeinschaftsleben und entwickeln den notwen-digen
Gemeinsinn.
Die
Landeshauptstadt Potsdam bedarf eines neuen konstruktiven Zusammenspiels
musealer Profile und Tätigkeiten.
Museumslinien
1) Die
Arbeit der Museen gilt den originalen Objekten, den sichtbaren Dokumenten und
Zeugnissen der Vergangenheit als Grundlage und Ausgangspunkt einer möglichen
Interpretation der Gegenwart und Sinndeutung in die Zukunft. Museen stellen die
Geschichte nicht als Historie aus, sondern reizen entlang von Einzelstücken zur
Wahrnehmung des Ganzen und zum Dialog. Deshalb brauchen Museen bei ihrer Entwicklung
und Qualität Chancen zur systematischen Sammlung. Leitlinie ist dabei
das im Haus entwickelte und durch den Träger gestützte wissenschaftliche
Sammlungsprofil.
2) Das
Museum bezieht seine Wirkung aus der Aussagefähigkeit der greifbar und
begreifbaren Sammlungen präsentiert durch didaktisch und pädagogisch
aufbereitete Ausstellungs-Programme. Im regionalen Standortbewusstsein,
das sich Vermittlungsziele setzt, wird der Besucher in größerem Umfang geladen.
3) Museen
brauchen auch die wissenschaftliche Forschung an ihrer Seite, denn ohne
Erkenntnisse der Umstände, die zum Entstehen, zur Ausbildung und zum Wirken des
Museumsgutes geführt haben, kann die Einmaligkeit oder Allgemeingültigkeit
eines Objektes dem Betrachter in der Präsentation nicht vermittelt werden. In
die Museumsarbeit eingeschlossen ist die Verpflichtung, ein gewonnenes Original
über die Zeitläufte hinweg zu bewahren, zu pflegen und vor dem Verfall zu
retten.
Potsdamer Profile und
Programme
A. Die erstmalige Chance, mit voller
Unterstützung des Landes Brandenburg ein gemeinsames, ausstellungsorientiertes
Forum und "Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte" am
Neuen Markt zu errichten, darf nicht ohne kommunale Antwort bleiben. Das
Potsdam-Museum nutzt mit dem Bereich "Geschichte und Kunst" die durch
das Haus gegebenen Darstellungsmöglichkeiten in vollem Umfang.
Den
Anfang bildet 2003 die Sonderausstellung "Bürgersammlungen einer
europäischen Residenz". Sie ist Bestandteil der Kulturlandkampagne der
Länder Berlin und Brandenburg. In diesem Zusammenhang wird die Ausstellung
durch das Aufbauprogramm "Kultur in den neuen Ländern" des Bundes
gefördert. Dabei fließen nachhaltige Investitionen in den Bestand und seine
Präsentation für die zukünftige Museumsarbeit. Für Potsdamer und die Besucher
der Stadt zeigt das Potsdam-Museum mit seiner Auswahl an Ausstellungsstücken
die Prägung der Residenzstadt durch europäische Einflüsse.
Damit
erhält die Landeshauptstadt ihre Identität an einem zentralen Platz zurück.
Überregio-nal ausstrahlende Sammlungen, wissenschaftliches Know how und
städtische Ressourcen werden eingesetzt.
Die
Spezifizierung zum Umfang und zur betrieblichen Organisation wird gesondert
vereinbart und im Januar 2002 der Stadtverordnetenversammlung zur
Beschlussfassung vorgelegt.
B. Eine auf die Stadtgeschichte,
Stadtkultur und städtische Kunst ausgerichtete Sammlung, Dokumentation und
Information als Kernaufgabe ist zu profilieren, im Focus die Einwohner, ihre
Stadtteile, ihre Lebensweise und ihre Gemeinwesenarbeit. Der geeignete
Ausstellungsort des StadtLebens ist vorzugsweise im Holländischen Viertel zu
finden und zu verankern, signalisiert doch der Ort auch die Einbeziehung der
Sicht von Zuwanderern und Flüchtigen. Das Potsdam-Museum konzentriert seine
Anstrengungen darauf, themenbezogene Ausstellungen und ein
Informationszentrum zur Stadtgeschichte einzurichten und das Haus
Benkertstraße 3 als Stammhaus der Abteilung "Geschichte und
Kunst" zu profilieren.
C. Die Entwicklung des musealen Lebens
stützt sich mit einer dritten Säule auf das rekonstruierte "Naturkundemuseum"
in der Breiten Straße 13. Hier entsteht eine in das Umland hinein
strahlende populäre Bildungsstätte für jung und alt, die sich vor dem
Hintergrund der Naturlandschaft in und um Potsdam ihrer Kenntnis, Pflege und
Bewahrung gegenüber Umweltgefahren verpflichtet weiß. Mit der Neueröffnung des
Hauses wird der Umweltbildung ein sichtbarer Stellenwert in Potsdam gegeben.
Besonders eng wird sich die Zusammenarbeit mit den Schulen, Natur- und
Umweltverbänden und den Trägern der Jugendarbeit gestalten.
D. Vervollständigt wird die kommunal verantwortete
Museumslandschaft in Potsdam durch
solche
Häuser, die Geschichte zeigen und Geschichte haben: z. B. die Gedenkstätte
in der Lindenstrasse 54 oder die Ausstellung "Potsdam und der 20.
Juli 1944" in der Henning-von-Tresckow-Straße und zur "Glienicker
Brücke" im Bundesvermögensamt. Orte, die hautnahe Begegnung mit
vergangenen Ereignissen, handelnden Personen und Institutionen ermöglichen. Es wird auszuloten sein,
ob es auf Dauer nicht zweckmäßig sein kann, die Gedenkausstellungen in der Lindenstr. 54 zusammenzuführen.
Darüber hinaus wäre eine Verbindung mit freien Trägern und anderen öffentlichen
Fachstellen zu prüfen.
E. Nachrichtlich erwähnt werden die seit 1990 durch
private und öffentliche Initiative rekonstruierten Häuser als Ausdruck neu und
wieder entdeckter Identität der Bürger und Bürgerinnen mit ihrer Stadt. Ihre
Wiederherstellung ist eine denkmalpflegerische Leistung der besonderen Güte und
macht diese Häuser zu Kleinoden in Potsdam. Das Haus zum Güldnen Arm,
das Jan Boumann Haus und das Weberhaus in der Karl-Liebknecht-Str. gehören
aber schon wegen ihrer äußerst eingeschränkten kulturellen und musealen Nutzung
nicht zum unmittelbaren Aufgabenspektrum des Potsdam-Museums.
Das Netz der Museen
Innerhalb
der Potsdamer Kultur- und Museumslandschaft bildet das Potsdam-Museum mit
seiner programmatischen Ausrichtung auf "Hauptstadt im Land",
"Leben in der Stadt" und "Naturkunde aus der Region" eine
strategische Basis, deren Qualität in einem durchdachten Netzwerk von
programmaktiven Kulturinstitutionen vollends zur Geltung kommen wird.
Brandenburgisch-preußische,
deutsche und europäische Spuren finden sich überall in der Stadt, so dass ein
Konzept auf der Hand liegt, die musealen und besucherdynamischen Potentiale der
Stiftung Schlösser und Gärten, des Filmmuseums, des Potsdam-Museums, der
Vereine und der Privatinitiativen zu vernetzen. Ideal wäre es, auf eine Weise
zu kooperieren, dass sich Schulgruppen, Einwohnerschaft, Besucher und Gäste
anregen lassen, ganze "Museumstage" einzulegen, die sie in einem
Erlebniszug durch die Stadt, ihre Facetten, Profile und Jahrhunderte bringt.
Die
touristische Dienstleistung des Potsdam-Museums ist deshalb ebenso hoch zu
veranschlagen und mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte
positiv ausgestaltbar, wie die kulturbildende Grundversorgung für die Einwohner
der Stadt eine Daueraufgabe jedes Museums darstellt.
Der Effekt für die
Stadt
Ein kultureller und musealer Verbund, eine
von den verschiedenen Häusern und Trägern genutzte gemeinsame
Netzwerk-Plattform bietet neue und zusätzliche Chancen, zum Beispiel:
·
gemeinsame Werbung,
·
auch
in Verbindung mit der Tourismus GmbH
·
konstante,
nachhaltige Öffentlichkeitsarbeit
im Netz überregionaler Medien
·
abgestimmte Höhepunkte im Jahresverlauf
·
·
kooperative,
sich verstärkende Inhalte bei
Jubiläen
·
·
neue
Produkte wie "Nächte" und "Events"
·
·
·
gegenseitige pädagogischer Dienste
·
·
technischer
Unterstützung und logistischer Hilfe
·
·
verbesserte Sponsoring
·
in
Ergänzung zur Einzelspende
·
Entwicklung
einer künftigen Dachmarke "POTSDAMER MUSEEN".
Der
Gebrauch des Plurals darf auf die Besucher und Gäste oder auf hier tagende
Verbände und Organisationen wie auf Neu-Potsdamer verlockend klingen und schon
die Entscheidung, in Potsdam zu tagen oder zu leben, nicht unwesentlich
beeinflussen. Zusammen mit VBB, Reisebüros und der Hotellerie soll ein
"Museenticket" entwickelt werden, das den Besuch von Ausstellungen in
Verbindung mit einer Tageskarte des ÖPNV kostengünstig gestaltet.
Zielgruppen gemeinsamer
Arbeit
Bei einer
engen Koordination und Kooperation im Fachbereich Kultur und Museum mit der
Tourismus GmbH und mit dem künftigen Fachbereich, der das Marketing der Stadt
professionell gestaltet, lassen sich die Zielgruppen der Arbeit für die Museen der Stadt Potsdam evident beschreiben:
·
Schüler
und Jugendliche, nicht nur aus Potsdam,
·
die
der Natur, Kultur und Geschichte bereits neugierig und interessiert gegenüber
stehen oder dafür aufzuschließen sind
·
Familien
von hier und aus dem Umland
·
für
ein kontinuierlich anzupeilendes Gemeinschaftserlebnis "Museum"
·
Menschen
mit Behinderung, nach deren Bedürfnis auf Teilhabe an
·
der
Geschichte und Gegenwart, an der gemeinsamen Kultur und Natur einer Kommune und
früheren Residenzstadt
·
Gastgruppen
aus den Partnerstädten Potsdams
·
zusammen
mit den Vereinen für die jeweilige Städtepartnerschaft
·
Multiplikatoren
im In- und Ausland
·
in
Verbindung mit wissenschaftlichen Institutionen
·
Tagungsteilnehmer
von Vereinen, Verbänden, Organisationen,
·
Kooperation
mit der Wirtschaftsförderung des Landes und der Stadt
·
Besucher
und Gäste, Touristen, Reisegruppen
Akzente für die Zukunft
Die
nächsten Arbeitsschritte ergeben sich aus dem vorgelegten Rahmen, dem die
fachlichen Konzepte der einzelnen Häuser und Programmbereiche folgen werden,
und nicht zuletzt aus sachlichen und materiellen Überlegungen, die Orte des
Museums zu bündeln.
Hier
einige wesentliche Punkte, die in ihrer zeitlichen Priorität gelistet sind:
1. Verhandlungen mit dem Land und Bereitschaft zur
Bildung einer
gemeinsamen GmbH "Haus der
Brandenburgisch-Preußischen Geschichte"
(StVV
Januar 2002)
2.
Aufbau einer werbenden Plattform "Potsdamer Museen" mit
·
Naturkundemseum
und Aquarium,
·
Filmmuseum,
·
Haus
der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte
·
Museum
für Stadtgeschichte/Stadtleben und Kunst
(bis
zum Herbst 2002)
3. Entwicklung eines Potsdamer
Museumspasses
(bis
zum Beginn des Jahres 2003)
4. Ausbau des Museumsortes
"Stadtgeschichte/Stadtleben und Kunst"
(bis zum
Frühsommer 2004)
5. Konzertierte
Ausstellungen im Koordinationsnetz der "Potsdamer Museen"
(beginnend mit dem Jahr 2004)
6. Gemeinsame Lösung der
Depotnotwendigkeiten
und koordinierte Werkstättennutzung (zu 2006)
Über
die Entwicklung in der Museumsarbeit wird wenigstens jährlich im zuständigen
Fachausschuss der Stadtverordnetenversammlung berichtet.