Antrag - 11/SVV/0415

Reduzieren

Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, ein Konzept „Grundsätze für einen differenzierten Umgang mit der DDR-Architektur in Potsdam“ vorzulegen, um (weitere) Verluste an schützenswerter architektonischer Qualität zu verhindern und aufzuzeigen, wie und wo die Erhaltung von denkmalwerten Zeugnissen der Architektur und des Städtebaus der DDR zu gewährleisten ist.

 

Reduzieren

Erläuterung

Begründung:

Die in der DDR-Zeit geschaffenen Bauten und städtebaulichen Lösungen sind in der Nachwendezeit einem hohen Veränderungsdruck ausgesetzt gewesen. Soweit dies zur funktionalen und gestalterischen Aufwertung zu erhaltender Gebäude geführt hat, ist dies nachvollziehbar und zu begrüßen.

 

Dennoch ist es notwendig, auch in Potsdam bei der künftigen Gestaltung der Stadt mit klaren Vorstellungen zur Erhaltung von denkmalwerten Zeugnissen der Architektur und des Städtebaus aus der Zeit der DDR zu agieren. Wie in der alten Bundesrepublik, wo sich in den 1980er Jahren die Auffassung durchgesetzt hatte, dass die Werke des Wiederaufbaus identitätsstiftende Zeugnisse einer abgeschlossenen Kulturepoche seien, sollten ein ebensolcher unverkrampfter Umgang und ein Interesse an der Erforschung und Pflege des eigenen Erbes aus dieser Zeit möglich sein. In den nach einer Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalpflege erarbeiteten Empfehlungen vom 27.11.1995 wird davon ausgehend, dass die abgeschlossene Bauepoche der DDR ein Teil der jüngsten deutschen Baugeschichte sei, u.a. festgestellt:

 

„Sie ist Teil der in ganz Deutschland immensen Aufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg (...) In der Betrachtung und Bewertung `historischer Bausubstanz´ dieser Bauepoche kommen Betroffene und Fachleute begreiflicherweise zu unterschiedlichen, oft kontroversen Ergebnissen. Umso mehr ist es erforderlich, (...) eine sachbezogene Forschung den zu treffenden Entscheidungen voranzustellen. (...) Wachstum, Veränderung, Modernisierung, Neubauten müssen sein, sie entsprechen berechtigten Wünschen und Interessen. Aber sie dürfen nicht zu unwiederbringlichen Verlusten an schützenswerter architektonischer Qualität, historischer Stadtgestalt und letztlich zum Abräumen geschichtlicher Authentizität führen. (...) Die Erhaltung von denkmalwerten Zeugnissen der Architektur und des Städtebaus der DDR ist ein Prüfstein für den Umgang unserer Gesellschaft mit dem kulturellen Erbe, zu dem auch diese Epoche gehört.“

 

Qualität und Unverwechselbarkeit der Stadt stehen in engem Zusammenhang mit dem Umgang mit den die Stadt prägenden Bauten und Bautraditionen verschiedener Entwicklungsetappen durch öffentliche und private Bauherren, kommunale Verwaltung und Bürgerschaft. Bei der Bewertung dessen, was gut und richtig ist, wird es verschiedene Strömungen zwischen dem Bewahren und Erneuern, der Restauration oder Neuordnung geben. Neben der Gestalt sind Funktionalität, Zukunftsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von gleich großer Bedeutung.

 

Die große Bürgerbeteiligung und engagierten Debatten im STADT FORUM POTSDAM am 20.04.2011 haben uns gezeigt: Das bauliche Erbe der DDR in Potsdam verdient eine differenzierte und ideologiefreie Betrachtung.

 

 

 

Loading...