Mitteilungsvorlage - 15/SVV/0149

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis:

 

Viele Einrichtungen der Jugend(sozial)arbeit differenzieren statistisch noch nicht zwischen „Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ und „jugendlichen Flüchtlingen“.  Genutzt wird primär der umfassendere Begriff „Jugendliche mit Migrationshintergrund“. In dieser Definition sind jugendliche Flüchtlinge mit erfasst, spezifische Aussagen zur Gruppe der jugendlichen Flüchtlinge bisher aber nur eingeschränkt möglich.

Gleichwohl erfolgte im Zuge des o.g. Prüfauftrages im November/Dezember 2014 seitens der Fachverwaltung eine Abfrage aller im Jahre 2014 erfolgten und für 2015 bereits geplanten Jugendförderangebote mit Migrant_innen bzw. Flüchtlingen mit folgenden Ergebnissen/Erkenntnissen:    

 

Die Integration junger Migrant_innen, insbesondere mit Flüchtlingshintergrund, hat bereits seit Jahren einen hohen Stellenwert in der Potsdamer Jugend(sozial)arbeit. Dabei richten sich deren Jugendförder-angebote grundsätzlich an alle in der Landeshauptstadt lebenden jungen Menschen bzw. deren Familien, so dass eine Nutzer_innenvielfalt die angestrebte Integration überhaupt erst ermöglicht.

So ergab beispielsweise eine Klubbefragung im März 2013, dass mehr als jede/r fünfte Klubbesucher/in über einen Migrationshintergrund (21,32%) verfügt, im Jugendhaus „el centro“ und im Mädchentreff „Zimtzicken“ sogar drei Viertel (je 75%).

 

Die Angebots- und Kooperationsstruktur der 18 Potsdamer Kinder- und Jugendklubs trägt dem aktuell und zukünftig Rechnung, d.h. orientiert sich auch an den Lebens- und Interessenlagen dieser Ziel- bzw. Nutzer_innengruppen, z.B. durch:

- tägliche Hausaufgabenhilfe im „Club 91“ mit einem Migrant_innenanteil von 75%, 

- tägliche bzw. wöchentliche Fitnessprojekte des Kinder- und Jugendfreizeitzentrums Fahrland sowie der Jugendclubs „Offline“ und „Club 91“ mit 30% Migrant_innenanteil,

- wöchentliche „rchenzeit für Kita-Kinder in Kooperation von „Offenem Kinder- und Jugendhaus j.w.d.“ (Stiftung SPI) und Kita „Kinderland“ (AWO) mit 90% Migrant_innenanteil,

- wöchentliches Fußballprojekt sowie jährliche Mädchentage des Jugendclubs im Groß Glienicker Begegnungshaus (JC im GGBH) mit 50% Migrant_innenanteil,

- wöchentliches Breakdance-Training und Projekt „Break it, spray it, beat it!“ des Jugendclubs „alpha“ (in Kooperation mit dem JC im GGBH) mit 15 bzw. 30% Migrant_innenanteil,

- jährliche Ausrichtung eines „Futsal-Turniers“ durch den Jugendclub „alpha“ mit 45% sowie eines „Straßenfußball-Turniers“ durch den „Club 91“ im Rahmen des Festes für Toleranz mit 35% Migrant_innenanteil.

 

Gleichwohl konstatierten die beiden Fachtage Achtung: Zukunft!“ des Arbeitskreises Potsdamer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen (AKKJ) in den Jahren 2012 und 2013, dass in den Planungsräumen mit einem hohen Migrant_innenanteil (z.B. in Zentrum Ost) über die bislang erreichten Integrationsleistungen hinausgegangen werden muss, insbesondere im Hinblick auf die Integration von Mädchen und jungen Frauen.

 

Junge Menschen bzw. deren Familien mit Flüchtlingshintergrund sind angesichts erlebter Traumata, sprachlicher und kultureller Barrieren sowie eines unsicheren Aufenthaltsstatus allerdings mit 

-          den strukturell bedingten vornehmlichen Komm-Strukturen,

-          einem regelgeförderten Personalschlüssel von 2,0 VBE sowie

-          einer sozialarbeiterischen/-pädagogischen Grund- i.S.v. Generalqualifikation des Personals

durch Kinder- und Jugendklubs nur bedingt erreichbar. So konnte beispielsweise ein gemeinschaftliches Theaterprojekt des Kinderklubs „Unser Haus“ mit dem Wohnheim am Nuthetal nach erfolgreicher Premiere zu Jahresbeginn 2014 keine Fortsetzung im Alltag erfahren: Die notwendige Abholung der beteiligten Fchtlingskinder und deren Zurückbringung konnte personell nicht dauerhaft abgesichert werden. Dennoch bzw. deshalb ist eine Wiederholung des Theaterprojektes als temporäres Angebot im zweiten Halbjahr 2015 geplant.

 

Aufgrund ihres mobil aufsuchenden Ansatzes haben das Wildwuchs-Streetwork-Team  einschließlich des Fanprojektes SV Babelsberg 03 und die Fachstelle für Konsumkompetenz andere Möglichkeiten des Zugangs zu migrantischen Zielgruppen einschließlich Flüchtlingen, sowie der Verstetigung bzw. Wiederholung entsprechender Angebote.

Exemplarisch hierfür stehen die seit 2005 erfolgreiche Arbeit mit Russisch sprechenden jungen Spätaussiedler_innen bzw. Russlanddeutschen sowie die seit 2009 kontinuierliche Kooperation mit dem Wohnheim am Nuthetal, u.a. ein chentlicher Samstag-Fußball sowie ein Integrationsfußballprojekt und ein vierteljährliches Angeln mit 70 bis 90% Migrant_innenanteil. In diesem Zusammenhang fand 2014 auch eine Ferienfahrt nach Wittenberge in Kooperation von Wildwuchs-Streetwork-Team und Brandenburgischer Sportjugend mit 14 Russisch sprechenden Jugendlichen sowie anderen Migrant_innen und Flüchtlingen aus dem Wohnheim am Nuthetal statt, die 2015 eine Wiederholung erfahren soll. In Kooperation mit dem Beratungsfachdienst für Migrant_innen der Diakonie bietet die Fachstelle für Konsumkompetenz (Chill out) chentlich eine Sucht- sowie Drogenberatung an und befindet sich zudem im Kontakt mit dem Wohnheim am Nuthetal.

 

Ähnliches gilt auch für die Schulsozialarbeit, die Kinder und Jugendliche mit Migrations- bzw. Flüchtlingshintergrund und deren Eltern am Lern- und Lebensort Schule leichter erreichen und mit diesen entsprechende Angebote entwickeln kann als stationäre Einrichtungen bzw. Angebote, z.B.

- chentliches Integrationsprojekt und Projekt „Gesunde Ernährung“ an der Fröbelschule (18) mit 30 bzw. 15% Migrant_innenanteil,

- wöchentliches Musikprojekt an der Comenius-Schule (53) mit 1/3 Migrant_innenanteil,

- wöchentliche geschlechterdifferenzierte Beratung von Mädchen und Jungen mit jeweils 20% Migrant_innenanteil sowie

- wöchentliches bzw. monatliches Elterncafé an der Grundschule Am Priesterweg (20) und an der rderschule Am Nuthetal (10/30) mit 1/4 bis 1/3 Migrant_innenanteil.

Bedarfsentsprechend werden an der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule (46) mit der Migrationsklasse/Deutsch-Kurs Konfliktschlichtungen sowie an der Theodor-Fontane-Oberschule (51) multiprofessionelle Helfer_innenrunden mit Migrant_ innen unter Einbeziehung von Dolmetscher_ innen organisiert. Zudem war an letzterer Schule der Schulsozialarbeiter maßgeblich an der Einrichtung einer Integrationsklasse beteiligt und begleitet diese.

 

 

Neben den o.g. regelgeförderten Jugendförderangeboten erhielt zudem der anerkannte Jugendhilfeträger Projekthaus Potsdam-Babelsberg für sein Projekt „Integration+“ den 2. Preis des 2014er Integrationspreises der Landeshauptstadt Potsdam. 

 

Die vorgenannte Jugendförderpraxis der stadtweiten Beteiligung und Einbindung junger Migrant_ innen einschließlich von Kindern und Jugendlichen mit Flüchtlingshintergrund soll auch unter den Bedingungen neuer Herausforderungen fortgesetzt und ausgebaut werden. Dabei sind die steigende Anzahl der Flüchtlinge insgesamt (195 Flüchtlinge in 2013, 402 Flüchtlinge in 2014 und prognostizierte 550 Flüchtlinge in 2015) sowie der Flüchtlingsunterkünfte (von 4 Einrichtungen in 2014 auf 14 Einrichtungen in 2015) zu berücksichtigen.

 

Auf der Grundlage einer engen Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen Soziales und Gesundheit (38), Kinder, Jugend und Familie (35), Bildung und Sport (21) und den Trägern der freien Jugendhilfe sowie einem kontinuierlichen Informationsaustausch-, Abstimmungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozess werden bedarfsorientierte Angebote der Jugendförderung, welche der Vielfalt an Flüchtlings-unterkünften und der steigenden Anzahl von Flüchtlingen Rechnung trägt, entwickelt. So fand beispielsweise am 22.01.2015 eine Verständigung des Koordinators für Flüchtlingsfragen mit der AG Jugendförderung statt, die auf dem Jugendförderplenum am 13.03.2015 eine Fortsetzung finden wird.   

 

Als gemeinsamer Lernprozess angelegt, sollen dessen sukzessive Erfahrungen und Erkenntnisse in der laufenden Jugendförder- bzw. Jugendhilfeplanung Berücksichtigung finden.

 

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