Beschlussvorlage - 22/SVV/0066
Grunddaten
- Betreff:
-
Weiterbetrieb der Biosphärenhalle - Umsetzung des Konzeptes Biosphäre 2.0 mit Einbeziehung des Volksparks
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- Geschäftsstelle Bauen
- Einreicher*:
- Oberbürgermeister, Geschäftsstelle Bauen
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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26.01.2022
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01.06.2022
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Erledigt
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Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raumes
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Vorberatung
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08.02.2022
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22.02.2022
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26.04.2022
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10.05.2022
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24.05.2022
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Erledigt
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Ausschuss für Finanzen
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Vorberatung
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16.02.2022
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16.03.2022
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18.05.2022
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Erledigt
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Hauptausschuss
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Vorberatung
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25.05.2022
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Erledigt
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Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität
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Vorberatung
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24.02.2022
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24.03.2022
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19.05.2022
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Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
- Die Biosphärenhalle soll auf der Grundlage des Konzeptes Biosphäre 2.0 unter Einbeziehung des Volksparks gemäß Anlage A weiter betrieben und attraktiviert werden.
- Auf der Grundlage der Prüfergebnisse zum Beschlusses 19/SVV/0304 gemäß Anlage B wird eine für die Realisierung des Konzeptes optimale Gesellschafts- und Eigentümerstruktur vorbereitet und der Stadtverordnetenversammlung erneut zur Beschlussfassung vorgelegt. Als weitere Arbeitsgrundlage dient dazu Anlage C.
- Bis zu einer Klärung über eine mögliche neue Eigentümer- und Betreiberstruktur trägt die Landeshauptstadt Potsdam weiterhin den erforderlichen finanziellen Zuschuss, um den Betrieb der Biosphärenhalle weiter aufrechtzuerhalten. Nach der Beschlussfassung übernimmt die Landeshauptstadt die finanziellen Verluste, die durch den Betrieb der Biosphärenhalle entstehen bis zum Abschluss der Attraktivierung bzw. dem Zeitpunkt der Wiedereröffnung.
Erläuterung
Begründung:
Die Biosphärenhalle Potsdam und der Volkspark Potsdam wurden im Rahmen der Bundesgartenschau 2001 errichtet. Zur Errichtung der Biosphärenhalle wurden insgesamt 21,976 Mio. Euro an Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung bewilligt. Dies entsprach einer Anteilsfinanzierung von 80% der zuwendungsfähigen Gesamtkosten. Aufgrund der Förderung war die Landeshauptstadt Potsdam verpflichtet, die Biosphärenhalle nebst Außenanlagen, Betriebsvorrichtungen sowie Tier- und Pflanzenwelt bis zum Auslaufen der Zweckbindung am 30.11.2017 zu betreiben.
Nach Abschluss der Bundesgartenschau hat die Landeshauptstadt mit der CxX Edutainment Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG einen Betreibervertrag über die Biosphärenhalle abgeschlossen. Die CxX Edutainment schloss mit der Biosphäre Potsdam GmbH einen Betriebsführungsvertrag am 01.09.2002, in dem sich die Biosphäre Potsdam GmbH zur Führung des Geschäftsbetriebs der Biosphärenhalle auf eigene Kosten und eigenes Risiko verpflichtete. Mit der Abwicklungs- und Übertragungsvereinbarung vom 13.01.2006 kündigte die Landeshauptstadt der CxX Edutainment aufgrund der Nichteinhaltung der Instandhaltungs- und Nachattraktivierungsverpflichtungen. Daraufhin stellte die Biosphäre Potsdam GmbH einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Potsdam. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wurde zwischen der Landeshauptstadt und dem Insolvenzverwalter ein Nutzungsvertrag abgeschlossen, der nach erfolgreichem Abschluss des Insolvenzverfahrens durch Übernahme der Geschäftsanteile durch die Pro Potsdam GmbH am 31.07.2007 endete.
Daher wurde mit Datum vom 28./29.06.2007 mit Wirkung zum 01.08.2007 zur weiteren Aufrechterhaltung des Betriebs der Biosphärenhalle ein Betreibervertrag zwischen der Landeshauptstadt und der Biosphäre Potsdam GmbH geschlossen, der eine entgeltliche Verpachtung vorsah und der vor dem Hintergrund laufender europaweiter Ausschreibungen eine Laufzeit bis 31.12.2008 hatte. Ein neuer Betreibervertrag ist seitdem nicht geschlossen worden. Im Hinblick auf anhaltende Vermarktungs-absichten bzw. die Durchführung von Machbarkeitsuntersuchungen und Prüfungen zum Weiterbetrieb der Biosphärenhalle in kommunaler Hand wurde durch Kostenübernahmeerklärungen der Landeshauptstadt gegenüber der Biosphäre Potsdam GmbH der Betreibervertrag konkludent verlängert, letztmalig mit Schreiben vom 18.05.2021 bis zum 31.12.2022.
Der bisherige Betrieb der Biosphärenhalle erfolgte zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt und bis 30.11.2017 zur Vermeidung der Rückzahlung von Fördermitteln. In zwei Ausschreibungsverfahren sollte ein endgültiger Betreiber der Biosphärenhalle gefunden werden, der den Betrieb der Halle eigenverantwortlich und auf eigene Rechnung und Kosten übernimmt. Es sollte ein Konzept entwickelt werden, mit dem ein langfristig wirtschaftlicher Betrieb gesichert wäre. Dabei wäre auch der Erwerb des Grundstücks ermöglicht worden. Das erste Ausschreibungsverfahren musste jedoch 2010 für beendet erklärt werden, das zweite Ausschreibungsverfahren wurde 2013 aufgehoben.
Am 21.01.2015 beschloss der Hauptausschuss, den Weiterbetrieb der Biosphäre als Naturerlebniswelt über das Jahr 2017 hinaus nicht weiter verfolgen zu wollen und eine Veräußerung oder alternative Nutzung als private Gesamtschule zu favorisieren. Ein entsprechendes Interessenbekundungsverfahren blieb erfolglos. Daher beschloss der Hauptausschuss am 13.07.2016, die Biosphärenhalle nicht zu veräußern, sondern die Nutzung ggf. als öffentliche Gesamtschule mit multifunktionaler Sport- und Jugendeinrichtung oder für gewerbliche Zwecke weiter zu prüfen. Die Prüfung ergab keine Reduzierung der wirtschaftlichen Belastung der Landeshauptstadt.
Unbenommen der Vermarktungsversuche hat sich die Biosphärenhalle seit ihrem Bestehen zu einer wichtigen touristischen Destination, einem Identifikationsfaktor im Stadtteil Bornstedter Feld, einer Einrichtung der Umweltbildung mit überregionaler Bedeutung und wichtiges Angebot für Familien in Potsdam entwickelt. Daher beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 05.07.2017 die Durchführung eines Workshops mit Trägern, Architekten, Stadtverordneten und Verwaltung. Dieser Workshop verständigte sich auf den Rahmen zur Durchführung eines Kreativworkshops.
Am 03.04.2019 beschloss die Stadtverordnetenversammlung auf der Grundlage der entwickelten Ergebnisse des Kreativworkshops die Konzeptidee „Biosphäre 2.0“ unter Einbeziehung des Volksparks und eines Hotels/Tagungszentrums als weitere Arbeitsgrundlage. Darüber hinaus wurde der Oberbürgermeister beauftragt, ein Umsetzungskonzept vorzulegen, das ein Betreibermodell, ein Finanzierungsmodell, einen Zeitplan, städtebauliche Vorstellungen und ein Bewirtschaftungskonzept enthält (19/SVV/0304).
Im März 2020 unterrichtete die Verwaltung die Stadtverordnetenversammlung, dass es zu zeitlichen Verzögerungen bei der Ausschreibung der Leistungen kam (20/SVV/0120). Im November 2020 konnte ein entsprechendes Konzept wegen pandemiebedingter Verzögerungen noch nicht vorgelegt werden. Die ausgelöste externe Begutachtung wurde jedoch erläutert (20/SVV/1167).
Mit dieser Vorlage soll nun der Weiterbetrieb der Biosphärenhalle in kommunaler Regie durch Umsetzung des Konzeptes „Biosphäre 2.0“ unter Einbeziehung des Volksparks (Anlage A) in neuer Gesellschafts- und Betreiberstruktur (Anlage C) vorgeschlagen und als weitere Arbeitsgrundlage beschlossen werden.
zu Beschlusspunkt 1:
Gemäß Auftrag der Stadtverordnetenversammlung vom 03.04.2019 wurde die ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zu einem Betriebs- und Betreiberkonzept „Biosphäre 2.0 und NaturCampus“ vorzulegen und die Verknüpfung von Biosphäre und Volkspark gemäß der Idee aus dem Kreativworkshop zu untersuchen.
Die Machbarkeitsstudie enthält aufbauend auf dem Destinationskonzept Biosphäre 2.0 und Naturcampus:
- eine operative Wirtschaftlichkeitsprognose für die Biosphärenhalle,
- eine Untersuchung regionalwirtschaftlicher Effekte sowie
- Ansätze zur inhaltlich-thematischen Verknüpfung von Biosphäre 2.0 und Volkspark zum NaturCampus.
Die Gutachter empfehlen die Umsetzung der Attraktivierung der Biosphäre nach dem Ausstellungskonzept von Dan Pearlman (Anlage F). Für die Biosphäre und das Hotel müssen wegen des Wegfalls der derzeitigen Parkplatzanlage Ersatz südlich der Biosphäre geschaffen werden. Die Gastronomie sollte im Hotel entstehen, zugänglich für Gäste der Biosphäre, des Volksparks und der Anwohner.
Zwischen den Gebäuden der Biosphärenhalle und des Hotels soll ein neuer Eingangsbereich mit neuer Aufenthaltsqualität und einer Adressbildung entstehen. Um Ideen für diesen Eingangsbereich zu entwickeln wurde das Architekturbüro Löffler+Kühn damit beauftragt, zwei mögliche Varianten zu visualisieren. Diese sind als Anlage D beigefügt.
Operative Wirtschaftlichkeitsprognose
ift geht in der Prognose zur Entwicklung der Besucherzahlen nach eigenen Berechnungen davon aus, dass im ersten Betriebsjahr nach Attraktivierung ca. 204.000 Eintritte realistisch sind. Damit rechnet ift mit weniger optimistischen Besucherzahlen als in bisherigen Prognosen angenommen. Nach einem leichten Absinken nach dem Eröffnungseffekt steigen die Besucherzahlen durch zunehmende Einwohner- und Touristenpotentiale bis zum 9. Betriebsjahr auf ca. 209.000 an.
Für die Umsetzung des Konzeptes Biosphäre 2.0 werden Investitionen von 18,2 Mio. Euro erwartet. Es wird von einer Teuerung investiver Maßnahmen von 5 Prozent pro Jahr ausgegangen. Für die Finanzierung wurden unterschiedliche Szenarien betrachtet. Es wurden 3 mögliche Szenarien identifiziert:
- In einem optimistischen Szenario würde die Landeshauptstadt aus eigenen Mitteln 4 Mio. Euro dem Projekt zur Verfügung stellen, würden Fördermittel in Kombination von GRW-Förderung und BEG-Förderung in Höhe von 9,1 Mio. Euro eingeworben und der Grundstückserlös für das Hotelgrundstück von 3 Mio. Euro dem Projekt ebenso zur Verfügung stehen. In diesem Szenario würde der Zins bei nur 1 Prozent liegen. Für die Pro Potsdam würde sich damit eine jährliche Annuität von nur rund 127.120 Euro ergeben, die finanziert werden müssen.
- In einem realistischen Szenario entfällt die GRW-Förderung, der Grundstückserlös für das Hotel verbleibt aber im Projekt. Dann ergibt sich eine jährliche Annuität von rund 920.490 Euro.
- In einem pessimistischen Szenario entfällt auch der Grundstückserlös, sodass dem Projekt nur die BEG-Förderung als Drittmittel zur Verfügung steht. Im Ergebnis ergibt sich bei einem Zins von 1,9 Prozent eine jährliche Annuität von rund 1.052.830 Euro.
Bei der weiteren Betrachtung der Wirtschaftlichkeit wurde sich darauf verständigt, das pessimistische Szenario zugrunde zu legen, um die mögliche maximale Belastung für die Landeshauptstadt deutlich zu machen. Demnach ergibt sich nach der Attraktivierung eine durchschnittliche jährliche Miete für die Biosphärenhalle von 1.665.000 Euro netto, die durch die Landeshauptstadt aus dem städtischen Haushalt aufzubringen wäre, um die Aufwendungen der Pro Potsdam zu refinanzieren. Dem gegenüber würde eine durchschnittliche Einnahme von 81.000 Euro pro Jahr stehen, die die Biosphäre Potsdam GmbH der Landeshauptstadt für die Überlassung der Biosphärenhalle zahlt. Die konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnung ist Anlage A zu entnehmen.
Die Förderung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Regionale Wirtschaftsstruktur“ (GRW) hätte 50 Prozent der Investitionskosten betragen. Dieser hohe Förderanteil kann durch andere Programme nicht kompensiert werden. Auch wenn die Landeshauptstadt in der Förderkulisse D der GRW verbleibt, ist nicht mit einer solchen Förderhöhe zu rechnen. ift schlägt daher vor, auf der Grundlage des Konzeptes Stiftungsgelder einzuwerben, zum Beispiel von der Allianz Umweltstiftung oder der Deutschen Stiftung Umwelt.
Regionalwirtschaftliche Effekte
Der Weiterbetrieb der Biosphärenhalle und ihre Attraktivierung haben deutliche regionalwirtschaftliche Effekte. ift geht davon aus, dass 63 Prozent des Vorleistungsbezugs im Betrieb, 74 Prozent der Personalkosten und 55 Prozent des Vorleistungsbezugs bei der Investition in Potsdam verbleiben. Tagesausflügler von außerhalb Potsdams generieren ca. 2,17 Mio. Euro und Übernachtungsgäste 4,71 Mio. Euro pro Jahr durch den Biosphärenbetrieb. Die Wertschöpfung durch den Betrieb der Biosphäre liegt bei 5,7 Mio. Euro, bei der einmaligen Investition bei 5,6 Mio. Euro in Potsdam. Dadurch werden dauerhaft 133 Vollzeitstellen gesichert sowie einmalig durch die Investition 99 Vollzeitstellen. Durch den Betrieb der Biosphärenhalle werden fiskalische Effekte über zusätzliche Steuereinnahmen von 425.000 Euro pro Jahr erzeugt. Die Investition erzeugt einen einmaligen fiskalischen Effekt von 369.000 Euro.
inhaltlich-thematische Verknüpfung von Biosphäre 2.0 und Volkspark
ift schlägt vor, neben der Attraktivierung der Biosphärenhalle auch die Potentiale des Volksparks als „Klimapark“ zu nutzen und beide Einrichtungen inhaltlich-thematisch zu verknüpfen, da sie auch räumlich durch das Konzept Biosphäre 2.0 verknüpft werden. Volkspark und Biosphäre können zusammen außerschulische Lernorte für erlebbaren Natur- und Klimaschutz sein. Aufbauend auf den Nachhaltigkeitsprojekten der Landeshauptstadt und in Kooperation mit den wissenschaftlichen Klima-Institutionen in Potsdam seien Volkspark und Biosphäre bestens passende Orte für die Klimastadt Potsdam. Der Volkspark soll dabei weiterhin wichtiger Naherholungs- und Freizeitort mit Veranstaltungsangeboten bleiben, jedoch zusätzliches Profil als Klimapark gewinnen, was wiederum auf die Biosphäre zurückwirkt und sich positiv auf die Einnahmesituation auswirken kann. Synergieeffekte entstehen aber vorrangig inhaltlich, weniger auf der Kostenebene.
Aufgrund der Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie (Anlage A) soll die Biosphärenhalle unter Einbeziehung des Volksparks weiter betrieben und attraktiviert werden.
Beschlusspunkt 2:
Gemäß Auftrag der Stadtverordnetenversammlung vom 03.04.2019 wurde die Rechtsanwaltskanzlei Luther beauftragt, eine neue Gesellschafts- und Eigentümerstruktur unter Beachtung steuerrechtlicher und kommunalrechtlicher Rahmenbedingungen zu prüfen (Anlage B). Die Stadtverordnetenversammlung hatte eine Eignungs- und Risikobetrachtung für die Varianten Eigengesellschaft, Eigenbetrieb und privater Betreiber/Privatisierung gefordert.
Für die favorisierte Modellwahl wurden die Ziele
- Sicherung des öffentlichen Zwecks,
- finanzielles Risiko,
- städtischer Einfluss und
- schnelle Schaffung arbeitsfähiger Strukturen
zugrunde gelegt. Im Hinblick auf diese Ziele sind kommunale Varianten im Vergleich zur Privatisierung oder dem privaten Betrieb geeigneter. Mit Blick auf finanzielle Risiken und Haftungsfragen ist die Variante einer 100% städtischen GmbH im Vergleich zum Eigenbetrieb aus Sicht der Gutachter vorzugswürdig. Des Weiteren sei mit Blick auf die Finanzierung und steuerrechtlicher Überlegungen (Vorsteuerabzugsfähigkeit) die Trennung von Grundstückseigentum und Biosphärenbetrieb sinnvoll. Um die Synergien zwischen der Biosphäre und dem Volkspark als einen NaturCampus erreichen zu können, sollten beide Einrichtungen zukünftig durch einen Akteur – vorgeschlagen ist die Biosphäre Potsdam GmbH – betrieben werden.
Die Gesellschafts- und Eigentümerstruktur gemäß Anlage C soll als weitere Arbeitsgrundlage dienen, um die konkrete Ausgestaltung vorbereiten zu können. Im Anschluss sind nachgelagerte weitere Beschlussfassungen notwendig.
Beschlusspunkt 3:
Um den weiteren Betrieb der Biosphärenhalle bis zum Beginn der Umbaumaßnahmen – derzeit geplant 07/2025 – sicherzustellen, muss die Landeshauptstadt weiterhin die Verluste tragen, die durch den Betrieb entstehen.
Die zu Beschlusspunkt 2 erörterte Gesellschafts- und Eigentümerstruktur funktioniert grundsätzlich auch während der Bauphase. In dieser Zeit hat die Biosphäre Potsdam GmbH jedoch keine Einnahmen bei fortlaufenden Kosten. Während der Umbauphase in den Jahren 2025 bis 2027, wo die Biosphärenhalle geschlossen bleibt, muss ein Grundstock an Personal erhalten bleiben, v.a. für Verwaltung, Technik des Hauses und Pflege der Tiere und Pflanzen. Daraus ergibt sich in den beiden Umbaujahren ein Verlust aus der Betreibung der Biosphäre von insgesamt 3,1 Mio. Euro, der durch die Landeshauptstadt zu finanzieren ist. Dieser ist dann zu finanzieren, wenn die Verträge zur Umsetzung der neuen Gesellschafts- und Eigentümerstruktur durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen worden sind.
Der Zeitplan für die Umsetzung des Konzeptes Biosphäre 2.0 mit Einbeziehung des Volksparks ist als Anlage E beigefügt.
Exkurs: Prüfung der räumlichen und inhaltlichen Integration des Naturkundemuseums in die Biosphärenhalle und in das Konzept „Biosphäre 2.0“
Im Rahmen der Variantenuntersuchung zur Nachnutzung der Biosphärenhalle wurden im Jahr 2017 auch zwei Varianten mit einer Integration des Naturkundemuseums untersucht. Im Ergebnis wurde eingeschätzt, dass mögliche Kostenvorteile durch Synergieeffekte die mit dem Einbau des Museums (und des angedachten Jugendclubs) verbundenen Einnahmeausfälle im Eventbereich nicht übersteigen. Das Naturkundemuseum hat spezifische, mit der Biosphärenhalle nicht kompatible Aufgaben (Forschung, Pflege der Sammlung, Präparatorenwerkstatt, usw.), die in der Biosphärenhalle Platz beanspruchen. Präparate des Museums können in der Tropenhalle nur mit hohem technischem Aufwand ausgestellt werden, weshalb Raum in anderen Teilen des Hauses beansprucht werden muss. Dieser Raum steht dann für Einnahmepotentiale der Biosphäre nicht zur Verfügung. In der Summe ist von einem höheren Zuschussbedarf auszugehen. Die Variante wurde daher verworfen.
Aufgrund der thematischen Ausrichtung auf Natur und Umwelt des Konzeptansatzes Biosphäre 2.0 mit Einbeziehung des Volksparks als NaturCampus wurde die räumliche und inhaltliche Integration des Naturkundemuseums in die Biosphärenhalle erneut geprüft.
Das Konzept „Biosphäre 2.0“ zielt auf eine überregionale Bekanntheit und ein überregionales Publikum, um die angestrebten Besucherzahlen (ca. 220.000 pro Jahr) und Einnahmepotentiale (Höhe der Eintrittspreise) erzielen zu können. Durch die Verknüpfung mit einem Hotel sollen Tagungen und Events in der Kulisse der Halle ermöglicht werden. Durch die Kooperation mit den international agierenden wissenschaftlichen Einrichtungen der Landeshauptstadt und die ausgestellten „Erlebnisbereiche“ wird ein globaler Blick auf Klimazonen, Klimawandel und Klimaanpassung angestrebt und mit diesem globalen Fokus im Ausstellungs- und Bildungskonzept berücksichtigt.
Das Naturkundemuseum Potsdam ist eine nach der städtischen Museumssatzung arbeitende Forschungs- und Vermittlungseinrichtung. Die Sammlung umfasst ca. 400.000 Objekte. Das Museum blickt auf eine 100jährige Geschichte zurück. In der DDR war es das Bezirks- und Heimatmuseum des Bezirkes Potsdam. Es kann daher nach Einschätzung der Museumsleitung mit Landesmuseen anderer Bundesländer verglichen werden. Im Auftrag des Landes ist das Naturkundemuseum die zentrale Totfundannahmestelle für geschützte Arten in Brandenburg. Für die Landeshauptstadt nimmt es außerdem die Fischereirechte auf der Havel wahr und unterstützt durch gutachterliche Tätigkeiten und fachliche Beratung in Naturschutzfragen verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung. Das Ausstellungskonzept des Naturkundemuseums orientiert auf den regionalen Naturraum des Landes Brandenburg. Die Ausstellung auf ca. 640 m² ist teilweise älteren Datums und wird derzeit aktualisiert. Das Museum hat ca. 30.000 Besucher im Jahr. Im Jahr 2000 fand die Grundsanierung des Hauses in der Breiten Straße statt, 2011 wurde das Verwaltungsgebäude saniert.
Die Biosphärenhalle nach dem Konzeptansatz „Biosphäre 2.0“ und das Naturkundemuseum stellen zwei sehr unterschiedliche Einrichtungen dar. Naturkundemuseum und Biosphäre haben eine andere inhaltliche Ausrichtung und andere Zielgruppen. Die Biosphäre zielt auch auf ein nationales oder internationales Publikum als eine der wichtigsten touristischen Attraktionen der LHP. Mit 12 Prozent ist der Anteil der Touristen von außerhalb Brandenburgs im Naturkundemuseum dagegen gering. Hauptzielpublikum des Naturkundemuseums sind Kitagruppen, Schulklassen und Bürgerinnen und Bürger aus Potsdam und dem Umland. Die Biosphäre ist eine touristische Destination mit gewerblichen Charakter, während das Naturkundemuseum ein städtisches Museum mit öffentlichem Auftrag ist.
Da bei einer räumlichen Zusammenführung beider Einrichtungen nicht mit einem finanziellen Vorteil zu rechnen ist, bestehen ggf. Potentiale der Zusammenarbeit im Marketing und bei Entwicklung und Umsetzung von Wechsel- und Sonderausstellungen. So könnte der Klimawandel global in der Biosphäre dargestellt werden und lokal im Naturkundemuseum für Brandenburg – kombiniert mit einer Eintrittskarte. Diese Vorgehensweise könnte Effekte bei den Einnahmen erzeugen, wenn z.B. mehr Schulklassen die Biosphäre aufsuchen als heute und im Gegenzug das Naturkundemuseum beim Biosphären-Publikum bekannter wird.
Aufgrund der beschriebenen Unterschiedlichkeit der beiden Einrichtungen Biosphäre und Naturkundemuseum wird eine räumliche und inhaltliche Integration des Naturkundemuseums in die Biosphärenhalle weiterhin nicht empfohlen.
Fazit finanzielle Auswirkungen
Bis zum Beginn der möglichen Bauphase muss die Landeshauptstadt die Verluste, die der Biosphäre Potsdam GmbH oder nach der Umstrukturierung der Pro Potsdam GmbH durch den Betrieb der Biosphärenhalle entstehen, weiterhin finanzieren. Für die Jahre 2022 bis 2024 wird von gleichbleibenden Kosten wie in den Vorjahren ausgegangen. Die Aufwendungen bis Ende 2022 sind durch die Auflösung einer Rückstellung im Jahresabschluss 2019 gedeckt.
Die mögliche Bauphase hat eine Dauer von ca. 2 Jahren mit unterjähriger Verteilung der Ausführungsmonate (voraussichtlich 07/2025 bis 06/2027). Der Verlust in der Bauphase erfolgt unter Erhalt des personellen Grundstocks bei der Betreibergesellschaft. Die in der Bauphase entstehenden Verluste von geschätzt 3,1 Mio. Euro müssten durch die Landeshauptstadt Potsdam in den Jahren 2025 bis 2027 getragen werden.
Die Wiedereröffnung wäre derzeit im 4. Quartal 2027 geplant.
Für die Betriebsjahre nach der Wiedereröffnung (ab 2027) werden gemäß vorliegender Wirtschaftlichkeitsberechnung (Anlage A) für die LHP pro Jahr durchschnittlich Aufwendungen für die Anmietung der Biosphärenhalle bei der Pro Potsdam GmbH von 1.665.000 Euro jährlich prognostiziert. Sollte die Einwerbung weiterer Fördermittel oder Drittmittel für das Projekt gelingen, reduziert sich der Refinanzierungsbedarf der Pro Potsdam GmbH und dementsprechend die Aufwendungen der Landeshauptstadt. An Erträgen durch die Verpachtung der Biosphärenhalle an die Biosphäre Potsdam GmbH werden durchschnittlich 81.000 Euro pro Jahr prognostiziert.
Alle Angaben verstehen sind netto, exklusive der Umsatzsteuer. Es wird davon ausgegangen, dass die LHP bezüglich der Verpachtung zur Umsatzsteuer optiert. Mit umsatzsteuerpflichtiger Behandlung der Verpachtung kann die LHP für die mit dem Betrieb in Zusammenhang stehenden Eingangsleistungen, etwa für die Anmietung, die Vorsteuer geltend machen.
Fazit Klima:
Die Attraktivierung der Biosphärenhalle beinhaltet die Sanierung des Objektes einschließlich der Außenhülle. Dafür soll das Programm „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) in Anspruch genommen werden. Im Ergebnis werden in Zukunft Strom-, Heizenergie- und Wasserverbrauch gesenkt. Durch die Verknüpfung mit dem Volkspark wird der Außenbereich um die Biosphärenhalle in das Ausstellungskonzept einbezogen, was das Grünvolumen im Park erhöht. Dagegen wird jedoch zum Bau eines Hotels auf dem heutigen Parkplatz Fläche neu versiegelt. Einen wichtigen Beitrag leistet das Konzept „Biosphäre 2.0 mit Einbeziehung des Volksparks“ als NaturCampus für ein Umdenken der Bevölkerung und lokaler Akteure hin zu mehr Umwelt- und Klimaschutz, da das Konzept weiterhin die Jugend- und Bildungsarbeit sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung für Fragen der Natur und des Klimaschutzes vorsieht.
Anlagen
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