Antrag - 22/SVV/0740

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in der Landeshauptstadt Potsdam sukzessive Natursteinpflasterstraßen in der Innenstadt so zu ertüchtigen, dass sie nicht länger den Belangen von Barrierefreiheit und Fahrradfreundlichkeit im Wege stehen.

In einem ersten Schritt soll im Zuge des Umbaus der Dortu-  oder Lindenstraße zu autofreien Arealen eine Achse zwischen Hegelallee und Charlottenstraße z.B. zu Lasten jeweils eines Parkplatzstreifens so umgestaltet werden, dass barrierefreie Querungen gegeben und ein sicherer Fahrradverkehr möglich ist. Darüber hinaus soll die Gutenbergstraße zwischen Luisen- und Bassinplatz im Sinne einer umweltfreundlichen Verkehrsgestaltung einen behinderten- und radfahrerfreundlichen glatten Straßenbelag erhalten.

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Erläuterung

Begründung:

Die LH Potsdam hat in der Beantwortung der Kleinen Anfrage 22/SVV/0528 darauf hingewiesen, dass schon jetzt Fahrbahnquerungen bei vorhandenen Natursteinpflasterstraßen sukzessive durch geschnittene Pflaster ersetzt werden und fehlende Bordsteinabsenkungen hergestellt werden. Das ist aber nur ein erster Schritt für die Herstellung von Barrierefreiheit, da er sich nur auf einzelne Querungen, nicht aber auf die Straßenverläufe bezieht.

Naturstein- Lesestein- oder gemeinhin auch Kopfsteinpflasterstraßen genannt, stellen eine echte Behinderung für mobilitätseingeschränkte Menschen dar, was letztlich dazu führt, dass Selbstbestimmung und Teilhabe für Menschen mit Behinderungen nicht zu Selbstverständlichkeiten werden können. Darauf machen in Potsdam lebende Menschen mit Behinderungen regelmäßig aufmerksam. (s. auch https://www.facebook.com/janny.armbruster/videos/1111814919314989
Barrieren vielerorts: Menschen mit Behinderungen zeigen auf - YouTube

Darüber hinaus sind Natursteinpflasterstraßen für viele Radfahrende quälend. Anders als im Auto spürt man auf dem Fahrrad, in Rollstühlen oder in Kinderwägen jeden einzelnen Stein und wird durchgerüttelt. Die breiten Lücken zwischen dem Pflaster und die v.a. bei Nässe extrem rutschigen Oberflächen mindern die Kontrolle über das Fahrrad und bergen ein erhebliches Unfallrisiko. Letztlich weichen deshalb die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf die Gehwege aus. Das aber ist verboten, denn es behindert und gefährdet alle zu Fuß gehende Menschen. Die LHP muss daher bei weiter steigendem Anteil des Radverkehrs verkehrsplanerische Antworten zur Lösung von Konflikten zwischen Rad- und Fußverkehr finden. Hier wäre dann im Sinne einer autoarmen -oder freien Innenstadt ein Anfang gemacht.

Eine Nord-Südachse in der Dortu- oder Lindenstraße bietet sich nicht nur wegen der geplanten Umstrukturierung an, sondern schafft auch mehr Verkehrssicherheit für die Schülerinnen und Schüler, die die vier unmittelbar anliegenden Schulen besuchen.

Eine vollständige Glättung des Pflasters ist mit einem enormen technischen und finanziellen Aufwand verbunden. Städte wie Konstanz haben deswegen das sogenannte Baseler Schleifverfahren angewandt, in dem einzelnen Streifen im gebundenen wie ungebundene Pflaster im Gesamtensemble des historischen Münsterplatzes geglättet wurden. Diese Technik ist mit vergleichsweise geringem Aufwand verbunden und wurde zugleich denkmalrechtlich anerkannt.


 

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Anlagen

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