Antrag - 16/SVV/0403

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, einen Expertenbeirat zur Qualitätssicherung von Sprachkursen für Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge in Potsdam einzurichten.

Der Expertenbeirat soll erfassen:

von welchen Trägern Deutschunterricht für Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge,

in welchem Umfang (Kapazität) Unterricht, differenziert nach Zielgruppen (Nationalitäten, Muttersprachen, Altersgruppen, Geschlecht und Unterbringungsart) und

in welcher Qualität bzw. mit welcher Zielsetzung (Kompetenzniveau) Sprachunterricht angeboten wird.

Er soll Standards für unterschiedliche Kompetenzniveaus formulieren und die praxisbezogene Umsetzung des wissenschaftlichen Forschungsstands im Bereich Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache fördern.

Zu seinen Aufgaben gehört die Sicherung der Qualität der angebotenen Kurse durch Beratung der Träger und Lehrkräfte.

Er soll durch Beratung der Träger auch für eine sachgerechte Honorierung der Lehrkräfte und eine angemessene Vergütung ehrenamtlicher Tätigkeit sorgen.

Der Beirat soll aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache, Vertretern von Anbietern und Trägern sowie der Verwaltung bestehen.

Der Beirat soll unabhängig und ehrenamtlich arbeiten. Die Ergebnisse seiner Arbeit sind öffentlich.

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Erläuterung

Begründung:

Die aktuelle Situation der Deutschkurse für Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge in Potsdam ist geprägt durch eine Vielzahl von Angeboten, die seit Herbst letzten Jahres aus der Notwendigkeit geboren wurden, der großen Zahl von Asylsuchenden möglichst schnell die ersten Schritte in eine ihnen unbekannte sprachliche Umgebung zu ermöglichen und so den Zugang zu einer ihnen fremden Gesellschaft und Kultur zu öffnen. Neben den bestehenden Strukturen der Sprachvermittlung für Migranten entwickelte sich ein mit viel Engagement und Improvisation von Ehrenamtlichen getragenes, vielfältiges Angebot an Deutschkursenr Asylsuchende.

 

Jetzt, wo allerorts Erfahrungen gesammelt und Unterrichtsstrukturen stabilisiert wurden, zahlreiche Vernetzungsaktivitäten gestartet wurden, und sich die Aufgabe stellt, Asylbewerber mit und ohne Aufenthaltsstatus bei der Verbesserung der Sprachkompetenz auf längere Sicht zu unterstützen, ist die Zeit, Stärken und Schwächen des Sprach-unterrichts für Asylsuchende zu analysieren, ihn an sich verändernde Lebenssituationen der Asylbewerber anzupassen und auf eine qualitativ gute, auf eine längere Perspektive hin ausgerichtete Grundlage zu stellen.

Typisch ist nach wie vor ein starkes Engagement sowohl von institutionellen Anbietern/Trägern, als auch von Ehrenamtlichen/Freiwilligen. Unterrichtsstrukturen haben sich stabilisiert. Zur Anwendung kommen neben kommerziellen häufig auch selbst er-stellte Unterrichtsmaterialien. Fachlich nicht vorgebildete Lehrkräfte professionalisieren ihre Arbeit  praxisorientiert. Anbieter und Praktiker vernetzen ihre Tätigkeit, zu-nehmend auch mit den fachlich zuständigen Einrichtungen der Universität Potsdam. Zwischen Sprachlehrenden und Kursteilnehmern entstehen soziale Bindungen; interkulturelle Aktivitäten (Musik, Theater etc.) unter Einbeziehung von Kultureinrichtungen wachsen.

Charakteristisch ist aber auch, dass keine hinreichende Klarheit über die Ziele des Sprachunterrichts für unterschiedliche Niveaus und das dafür notwendige Curriculum besteht und die notwendige Differenzierung der Angebote nach Alphabetisierungsgrad, Herkunftssprache und Familiensituation der Kursteilnehmer an Schranken der räumlichen und personellen Ressourcen stößt.

 

Unbefriedigend ist auch die fehlende Zertifizierung der Lernerfolge, vor allem bei Angeboten von Freiwilligenorganisationen, ebenso die mangelnde Verbindlichkeit der Teilnahme an den Kursen mit der Folge fluktuierender und inhomogener Lerngruppen. Das gilt auch für die unzureichende praxisbegleitende methodische, didaktische und pädagogische Weiterbildung der Lehrkräfte. Als nachteilig erweist sich auch das Nebeneinander von bezahlten und unbezahlten Lehrkräften und die teilweise mangelhafte Vergütung von Honorarkräften.

Fehlende Angebote für Asylbewerber, die auf die Integrationskurse der BAMF warten und fehlende Angebote für Asylbewerber aus 'sicheren Herkunftsländern' bzw. mit 'schlechter Bleibeperspektive', für die keine staatlich geförderten Sprachkurse angeboten werden (z.B. aus Afghanistan, Pakistan,...), sowie fehlende Angebote für Asylbewerber, die nicht mehr in Gemeinschaftsunterkünften wohnen (Ende der Zuständigkeit institutioneller Träger) erweisen sich ebenfalls als großer Nachteil.

 

Zu überwinden sind auch Schwierigkeiten bei der Realisierung von Sprachunterricht für Familien (Aktivierung der Frauen, Betreuung der Kinder) und fehlende (fach)sprachliche Betreuung von Asylbewerbern, die sich in Ausbildungs- oder Arbeits-verhältnissen befinden.

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