Beschlussvorlage - 04/SVV/0693
Grunddaten
- Betreff:
-
Bildung eines Unternehmensverbundes im Bereich Bauen und Wohnen
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- SB Finanzen und Berichtswesen
- Einreicher*:
- 1/11/111
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | PA |
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Erledigt
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Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam
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Entscheidung
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29.09.2004
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03.11.2004
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01.12.2004
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Erledigt
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Ausschuss für Stadtplanung und Bauen
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Vorberatung
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12.10.2004
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26.10.2004
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Erledigt
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Ausschuss für Finanzen
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Vorberatung
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20.10.2004
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Erledigt
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Hauptausschuss
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Vorberatung
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27.10.2004
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24.11.2004
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Beschlussvorschlag
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Stadtverordnetenversammlung richtet zwei
Beiräte, die in Übereinstimmung mit der sozialräumlichen Gliederung im
Potsdamer Süden stehen, für diejenigen Potsdamer Neubaugebiete ein, die über
integrierte Förderprogramme in einer städtebaulichen Gesamtmaßnahme gefördert
werden: den Beirat „Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld“ und den Beirat
„Waldstädte/Schlaatz“.
Der Beirat „Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld“ wird
die Entwicklung der drei Wohngebiete zu einem Stadtteil begleiten und gemäß der
Vereinbarung des „Wohnungspolitischen Ratschlags“ über eine Steuerungsgruppe
die konzeptionellen wie strategischen Planungen für die Entwicklung des neuen
Stadtteils beraten.
Der Beirat „Waldstädte/Schlaatz“ wird die
Entwicklung in den Wohngebieten Waldstadt I und II sowie dem Schlaatz
begleiten. In diesem Beirat „Waldstädte/Schlaatz“ sollen die „Konzertierte
Aktion Schlaatz“ und der „Projektbeirat Waldstadt II“ aufgehen.
Beide Beiräte sollen mit folgenden ständigen
Teilnehmern besetzt sein:
- Mitglieder der
Stadtverordnetenversammlung
- Bürgerinitiativen und die AG
Stadtspuren als Betroffene
- Vertreter der Stadtverwaltung
und des Entwicklungsbeauftragten Stadtkontor
Beide Beiräte können als nicht ständige
Mitglieder Investoren und Eigentümer sowie externe Berater für ihren
Meinungsbildungsprozess bei bestimmten Beratungsgegenständen hinzuziehen.
Beide Beiräte sind in die Beratungen der
Stadtverordnetenversammlung über die Verwendung der Fördermittel aus den
integrierten Förderprogrammen einzubeziehen.
Die zu gründenden Beiräte arbeiten eng mit den
zuständigen Bereichen der Stadtverwaltung und den Ausschüssen für Stadtplanung
und Bauen, Jugendhilfe und Soziales der Stadtverordnetenversammlung zusammen.
Der Oberbürgermeister wird
beauftragt, einen entsprechenden Beschlussvorschlag für die Sitzung der
Stadtverordnetenversammlung im Februar 2005 zu erarbeiten.
Die organisatorische Absicherung der Beiräte
wird aus den Mitteln des Quartiersmanagement des Entwicklungsbeauftragten
finanziert.
Erläuterung
- 1 -
Begründung:
Ausgangslage
Die
Landeshauptstadt Potsdam hat mit Stand vom August 2004 ein
Beteiligungsportfolio von insgesamt 36 Unternehmensbeteiligungen, wobei sie
bereits im Bereich Stadtentwicklung,
-sanierung,
Bauen und Wohnen über ein Beteiligungsportfolio von zehn Unternehmen verfügt,
die alle auf verwandten Gebieten tätig sind.
Allein im
vorgenannten Bereich ist die Landeshauptstadt Potsdam Allein- bzw.
Mitgesellschafter von folgenden Unternehmen:
-
Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft Potsdam mbH (GEWOBA) (100 %)
Tochtergesellschaften: -
GEWOBA – Wohnungsverwaltungsgesellschaft Potsdam mbH;
-
POLO Beteiligungsgesellschaft mbH;
- POLO
Potsdamer Liegenschafts- und Objektentwicklungsgesellschaft
mbH & Co. KG
-
Entwicklungsträger Bornstedter Feld GmbH (89 %)
Tochtergesellschaft: - Baugesellschaft Bornstedter Feld
mbH
-
Sanierungsträger Potsdam Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH (51 %)
-
Terraingesellschaft Neu-Babelsberg AG i. L. (100 %)
-
Grundstückspool Potsdam Center GbR mbH (30 %)
- EGF
Entwicklungsgesellschaft Fahrland mbH (100 %).
Die
Situation der kommunalen Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen war generell
Anlass für die Verwaltung, im Herbst 2003 ein „Gutachten zur Optimierung der
wirtschaftlichen Betätigung der Landeshauptstadt Potsdam“ in Auftrag zu geben.
Mit dem Auftrag war die Prüfung von Optimierungsmöglichkeiten verbunden. Die
Fragestellung beinhaltete des Weiteren die Darstellung strategischer Unternehmensplanung
bzw. Neuausrichtung sowie das Aufzeigen von Haushaltsentlastungspotenzialen. Im
Rahmen der Portfolioanalyse wurden unter anderem
-
vorhandene Unternehmensdaten analysiert,
- an die
Unternehmen ein standardisierter Fragebogen ausgereicht und von diesen
bearbeitet,
- Gespräche
mit der Verwaltung und den Geschäftsführungen geführt sowie
- die
Ergebnisse der Jahresabschlüsse einem sogenannten Bilanzscoring unterworfen.
Eine
Vorstellung der Portfolioanalyse erfolgte unter dem 12.05.2004 in der Sitzung
des Hauptausschusses. Zwischenzeitlich wurden die Aussagen und Empfehlungen der
Portfolioanalyse durch die Verwaltung ausgewertet. Im Ergebnis der Analyse
schlägt die Verwaltung nunmehr wie nachfolgend begründet die Bildung eines
Unternehmensverbundes auch für den Bereich Bauen und Wohnen vor.
-
2 -
Auswertung der Portfolioanalyse
Auf Grund
des derzeitigen Nebeneinanders der Unternehmen im Bereich Bauen und Wohnen ist
es für die einzelnen Gesellschaften und mithin für die Gesellschafterin
Landeshauptstadt Potsdam nicht ohne Weiteres möglich, die besonderen Stärken
der einzelnen Unternehmen nutzbringend für alle einzusetzen, Synergie- und
Optimierungspotenziale, die eine Verbundstruktur bietet, werden nicht genutzt.
So verfügt
etwa die Entwicklungsträger Bornstedter Feld GmbH über sehr gute Erfahrungen
und ein breites Wissen auf dem Gebiet der Projektentwicklung und Vermarktung,
ohne dass die anderen Gesellschaften von dem Know how profitieren bzw. es sich
zu eigen machen, so dass derzeit eine gebündelte Vermarktung von im weitesten
Sinne „städtischen Liegenschaften“ nicht erfolgt. Im Gegenteil: Es entstehen
ungewollte Konkurrenzsituationen beim Angebot von Immobilien, welche u. a. zu
Erlösschmälerungen bei den Unternehmen führen können.
Der
Sanierungsträger Potsdam, Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH,
weist auf dem Gebiet der Stadterneuerung und Denkmalpflege Erfahrungen auf, die
aus Sicht des Gesellschafters auch von großer Bedeutung für die übrigen
Gesellschaften sein können. Demgegenüber besteht bei dieser Gesellschaft
hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumente noch
Entwicklungsbedarf.
Im Ergebnis
der Portfolioanalyse ist mit der GEWOBA eine Gesellschaft im Bereich Bauen und
Wohnen erfolgreich am Markt tätig, die nach Aussage der Gutachter durch ihre
effektive betriebswirtschaftliche Ausrichtung in der Lage ist, die Aufgaben
einer steuernden Dachgesellschaft zu übernehmen.
Durch den
Aufbau und die Strukturierung als Verbund können zudem in den Bereichen der
Führungs- und Verwaltungsaufgaben Synergien erreicht werden. Hierbei handelt es
sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht insbesondere um folgende Bereiche:
Finanz- und
Rechnungswesen,
Controlling/Risikomanagement/Berichtswesen
durch Aufbau einer einheitlichen Steuerung,
einheitliches
Cash-Management,
Materialwirtschaft
und Einkauf,
EDV,
Informations- und Kommunikationstechnologien,
Personalwesen
sowie
allgemeine
Verwaltung.
Daneben
ergeben sich Skaleneffekte durch Spezialisierung und gemeinsame Nutzung
konzerninterner Stärken in folgenden Bereichen:
Versicherungsmanagement,
- 3 -
Immobilienbewirtschaftung
(unabhängig von der Eigentumssituation und Nutzung), Vermietung/Verpachtung,
Betriebskosten, Instandhaltung,
Ausschreibung,
Vergabe und Steuerung von Dienstleistern,
Projektmanagement,
Bauleistungen
allgemeine
arbeitsrechtliche Themen (Arbeitsanweisungen, Betriebsvereinbarungen),
Steueroptimierung
und
Vertrieb
usw..
Bildung einer Bau- und Wohnungsservice GmbH als Dachgesellschaft
Unabdingbare
Voraussetzung zur Umsetzung vorgenannter Synergien und einer einheitlich
optimierten Steuerung der Beteiligungen ist eine starke Dachgesellschaft. Diese
übernimmt wie auch die Stadtwerke Potsdam GmbH selbst keine Fachaufgaben
sondern als Dachgesellschaft die Steuerungs- und Dienstleistungsfunktion und
stellt den einzelnen Gesellschaften ihr Wissen und ihr bereits vorhandenes
betriebswirtschaftliches Instrumentarium zur Verfügung.
Somit
verbleibt auch nach der Bildung des Verbundes das operative Kerngeschäft wie
bisher in den jeweiligen Gesellschaften, so dass weiterhin auf das
fachspezifische Wissen und die Erfahrungen der Gesellschaften zurückgegriffen
werden kann und eine Konzentration in den einzelnen Gesellschaften auf ihre
spezifischen Fachaufgaben gewährleistet ist.
Ebenfalls
sprechen die positiven Erfahrungen mit dem Unternehmensverbund der Stadtwerke
Potsdam GmbH mit dem Unternehmensgegenstand „Erwerb und Halten von Beteiligungen an
kommunalwirtschaftlichen Unternehmen der Landeshauptstadt Potsdam, insbesondere
der Ver- und Entsorgungs- sowie Verkehrsunternehmen einschließlich deren
geschäftsleitende Überwachung“ für
eine Verbundlösung.
Nach
Einschätzung der Portfolioanalyse kann die GEWOBA im Beteiligungsportfolio der
LHP, unter Berücksichtigung ihres Ressourcen- und Erfahrunspotenzials, die
Plattform für eine adäquate „Bau- und Wohnungsservice GmbH“ sein. Auch verfügt
die GEWOBA als einzige Gesellschaft im Bereich „Bauen und Wohnen“ bereits seit
einem längeren Zeitraum über Erfahrungswerte in der Führung und Steuerung von
mehreren Töchtern. Auf der Basis des bei der Portfolioanalyse festgestellten
hohen sogenannten Performance Indikators und der damit verbundenen Leistungsstärke
der GEWOBA im Bereich der Führungs- und Verwaltungsaufgaben wäre diese daher in
der Lage, die betriebswirtschaftlichen Aufgaben als Dachgesellschaft zu
übernehmen.
Nach
allgemeinen Erfahrungssätzen kann zudem durch die Bildung eines Verbundes und einer damit einhergehenden
kostenoptimierten einheitlichen Organisation und Steuerung von einer
Reduzierung der Summe der Verwaltungskosten aller Unternehmen ausgegangen
werden. Zusammen mit Maßnahmen eines gemeinsamen Cash-Managements kann so ein Beitrag
zur
- 4 -
Finanzkraft
und Stabilisierung der
Unternehmen, der unmittelbar den Unternehmen selbst und damit mittelbar der
Gesellschafterin Stadt Potsdam zu Gute kommt, geleistet werden.
Eine
bedeutende Einnahme für den städtischen Haushalt wird im übrigen die
Übertragung der Terraingesellschaft Neu Babelsberg AG i.L. auf die GEWOBA darstellen, da hier die Übertragung
gemäß § 90 (1) Gemeindeordnung zum
vollen Wert der Gesellschaft bzw. der Grundstücke erfolgen soll.
Die
Vorteile eines Unternehmensverbundes unter einer Dachgesellschaft lassen sich
zusammengefasst wie folgt benennen:
1. Stärkung
der Wirtschaftskraft der Beteiligungen,
2. Aufbau
von bestandssicheren Unternehmen,
3. Aufbau
einer einheitlichen, konzentrierten und wirtschaftlichen Steuerung der
Beteiligungen,
4.
Erschließung von vielfältigen Dienstleistungspotentialen für die
Stadtverwaltung und
5. Optionen auf zukünftige Kostenvermeidung und auf Erträge zugunsten des städtischen Haushaltes.
Mit der o. a. Zwischenberichterstattung soll für
den weiteren Umsetzungsprozess ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet
werden.
In dem Zwischenbericht soll auch angegeben
werden,
- welche
„Doppelungen“ von Unternehmensaufgaben in der jetzigen Struktur vorliegen und
künftig vermieden werden sollen,
- welche
Alternativen zum Unternehmensverbund oder innerhalb eines Unternehmensverbundes
denkbar sind und aus welchen Gründen diese nicht für sinnvoll gehalten werden
- aus welchen
Gründen eine bestimmte Zielstruktur favorisiert wird ,
- welches Leitbild dem künftigen Wirken der Dachgesellschaft und den Einzelgesellschaften – unter Einbeziehung strategischer Planungsprämissen – zugrunde gelegt werden soll,
- die
Beschreibung der Geschäftsfelder der einzelnen Gesellschaften,
- die
Beschreibung des wirtschaftlichen Nutzens für die Gesellschafterin
Landeshauptstadt Potsdam (einmalige Erlöse, künftige Deckungsbeiträge, künftige
Dienstleistungen / Nutzen) verbunden mit einer mittelfristigen Wirtschaftsplanung.
Fazit finanzielle Auswirkungen
Kosten zu Lasten des städtischen Haushaltes entstehen nicht.
Erträge und Kostenreduzierungen sind zu erwarten, jedoch
noch nicht quantifizierbar. Synergie- und Skaleneffekte sind jedoch, wie in der Begründung dargelegt, innerhalb
des Verbundes mittelfristig zu erzielen. Es ergeben sich
Konsolidierungspotentiale, die sich langfristig positiv auf den städtischen
Haushalt auswirken.